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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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Andererseits wohnt das Mädchen hier, darum habe ich mir überlegt, der Sache nachzugehen. Ihre Freundin, mit der sie die Wohnung teilt, scheint anzunehmen, daß sie am Montagvormittag zur Arbeit gefahren ist, da die einzigen fehlenden Kleidungsstücke ihre Arbeitsklamotten sind. Sie haben sie gestern nicht zufällig gesehen?«
    »Nein. Gestern nicht. Ich saß an meinem üblichen Tisch, aber sie ist nicht gekommen. Ich erinnere mich, daß ich eine Bemerkung darüber gemacht habe, weil sie schon seit ein paar Monaten herkommt, und ich glaube nicht, daß sie oft gefehlt hat. Heute war sie auch nicht da.«
    »Dann nehme ich mal an, daß sie doch nicht zur Arbeit gegangen ist, es sei denn, ihr ist auf dem Weg etwas passiert – es kann nicht sein, daß Sie sich irren, oder? Ist es ein großes Restaurant?«
    »Groß? Ja, schon! Wie gesagt, alle essen da, aber ich kann mich nicht irren, weil sie immer mit bei uns am Tisch sitzt. Tozzi, der Wirt, hat darauf bestanden. Sie kam immer allein, wissen Sie, und das Lokal ist voller Arbeiter – es kommen nicht oft Frauen herein, außer gelegentlich mal Einkäuferinnen, die in den Fabriken unterwegs waren. Nein, ich irre mich bestimmt nicht.«
    »Und was ist mit diesem Berti, wenn sie für ihn arbeitet, hat er da nicht auch mit ihr gegessen?«
    »Der doch nicht! Der muß zum Essen nach Hause. Seine Frau kommt allen seinen Tricks auf die Schliche, die ist nicht von gestern. Er hat das Mädchen immer hier abgesetzt und ist dann weiter nach Hause gefahren.«
    »Nun, man kann nie wissen, vielleicht hat er ja gestern der Peitsche entrinnen können und sie woandershin zum Essen geführt.«
    »Damit käme er in einem so kleinen Ort nie davon – aber wie er sie immer angesehen hat, wenn er dachte, sie merkt es nicht, der alte Lüstling!«
    Der Wachtmeister überlegte kurz und sagte dann: »Ich denke, ich komme mal raus …«
    »Sehr gut! Wir sind da – wir haben nie geschlossen! Abscheuliches Wetter, und hier draußen ist es noch zehnmal schlimmer.«
    Dabei klang er so begeistert, als spräche er über herrlichsten Sonnenschein!
    »Wann können wir mit Ihnen rechnen?«
    Der Maresciallo hatte Lust, sofort loszufahren, der Tag war ziemlich langweilig gewesen, und er hätte nichts dagegen gehabt, eine Stunde mit diesem Mann zu verbringen, der vor guter Laune zu sprühen schien. Dennoch sagte er: »Morgen vormittag. Vielleicht komme ich am besten mit dem Bus, den das Mädchen immer genommen hat, und frage mal, ob jemand sie gestern gesehen hat.«
    »Gute Idee, ausgezeichnet! Und ich könnte inzwischen für Sie herausfinden, was unser Freund Berti zu sagen hat, ein bißchen in der Gegend herumschnüffeln, wie wäre das?«
    »Vielen Dank«, meinte der Maresciallo etwas unsicher, »allerdings wäre es wohl besser, wenn Sie nicht sagen, daß –«
    Der andere johlte vor Lachen. »Keine Angst! Von mir erfährt er kein Sterbenswörtchen, ich bin die Verschwiegenheit in Person! Ich gehe mal guten Tag sagen und sehe mir seine Töpfersachen an – könnte erzählen, daß ich etwas für meine Frau zum Geburtstag suche. Sehr schlau! Ein kleiner Ausflug in diesen ekligen Nebel ist genau, was mir fehlt! Also, bis dann. Alles Gute!«
    Als er aufgelegt hatte, lehnte sich Guarnaccia in seinem großen Stuhl zurück und gab einen kleinen, zufriedenen Rülpser von sich. Er hatte wieder zu viel gegessen. Jeden Tag schwor er sich, es nicht zu tun, aber nach all den Strohwitwerjahren bei Brot und Käse war das angenehme Gefühl, einfach in seine Wohnung gehen zu können, wo warme Essensdüfte und beruhigende Geräusche der Kinder ihn empfingen, zu schön, da konnte er nicht widerstehen, und er aß immer mit größtem Appetit. Nun brannten seine Augenlider schwer, und er fühlte sein Gesicht in dem heißen kleinen Zimmer glühen. Um ein Haar wäre er hier am Schreibtisch eingeschlafen.
    So ging es nicht. Sein Kopf fuhr hoch, und er blinzelte. So ging es ganz und gar nicht. Also, was hatte er noch erledigen wollen …?
    Der Bus, das war’s, was er wissen mußte. Er wählte die Nummer, die er auf den Telefonblock geschrieben hatte. Es klingelte nur einmal, bevor der Hörer am anderen Ende abgenommen wurde.
    »Monika, bist du’s?«
    »Signorina Stauffer? Hier spricht Maresciallo Guarnaccia.«
    »Oh …« Sie war offenkundig enttäuscht, fügte aber ängstlich gespannt hinzu: »Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«
    »Dafür ist es noch ein bißchen zu früh, Signorina, aber ich fahre morgen dahin, wo ihre
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