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Fatal Error

Titel: Fatal Error
Autoren: Michael Ridpath
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Natürlich hätte Owen niemals einen solchen Brief geschrieben: Das war der Brief eines Rechtsanwalts. Einer Rechtsanwältin, die alles tun würde, um Guy zu helfen. Alles.
    »Wie spät ist es?«, fragte Guy.
    Ich blickte auf die Uhr. »Zehn vor zwölf.«
    »Verdammt!« Verzweifelt blickte er die Straße hinauf und hinab. Keine Spur von einem freien Taxi. Inzwischen waren wir viel zu weit von der Britton Street und den Polizeibeamten entfernt. »Los, wir laufen! Es ist nur ein knapper Kilometer bis zu Mels Büro.«
    Guy übernahm die Führung, Ingrid und ich folgten, so gut wir konnten. Wir liefen durch die Charterhouse Street, quer über den Holborn Circus, die Shoe Lane hinunter und durch das Gewirr der Gassen und Plätze zwischen Fleet Street und Chancery Lane. Guy lief schnell, und ich hatte Mühe, ihm zu folgen. Ich war nicht mehr so gut in Form wie früher. Mein Herz pochte, und ich schnappte nach Luft. Aber ich blieb dran. Ingrid war nicht weit hinter uns.
    Dann erreichten wir den Eingang von Howles Marriott. Verblüfft musterte uns ein Sicherheitsbeamter, der hinter einem Tisch saß.
    »Haben Sie Melanie Dean gesehen?«, fragte Guy keuchend.
    »Sie ist gerade gegangen.«
    »Allein?«
    »Nein, mit einer Dame.«
    »Scheiße!«, sagte Guy. »Hören Sie zu. Rufen Sie die Polizei an. Sagen Sie, dass möglicherweise ein Mord geplant ist. Dass da draußen eine Frau rumläuft, die mit Sicherheit bewaffnet und gefährlich ist.«
    Dem Sicherheitsbeamten blieb der Mund offen stehen. Er rührte sich nicht.
    »Ich meine es ernst! Beeilen Sie sich!«
    Guy und ich stürzten zum Ausgang. Nach Atem ringend, traf Ingrid ein.
    »Wo lang?«, fragte ich.
    »Weiß der Teufel«, sagte Guy. »Sie könnte überall hin sein.« »Ich glaube, ich habe unterwegs zwei Gestalten gesehen«, sagte Ingrid und deutete auf die Gasse, durch sie gekommen war. »Nicht weit von hier.«
    »Okay, zeig uns, wo.«
    Ingrid lief wieder los, und wir folgten ihr. Sie bog in einen Gang ein, der unter einem Bürogebäude hindurch auf einen winzigen, mit Steinfliesen gepflasterten Platz führte. Die roten Ziegelgebäude der Anwaltskanzleien, die ihn umgaben, waren geisterhaft still. Kein Verkehr. Keine Menschen. Nur Mel und Cläre im gelben Licht einer Straßenlaterne.
    »Mel!«, rief Guy.
    Beim Klang seiner Stimme blieb sie stehen und wandte sich um. Cläre, die neben ihr ging, sah sehr verängstigt aus. In der Hand hielt Mel eine Pistole.
    Ingrid und ich blieben stehen. Guy ging langsam auf die beiden Frauen zu.
    »Okay, Mel, lass sie gehen«, sagte er ruhig.
    »Nein«, sagte Mel. »Ich habe sie gewarnt, dass sie stirbt, wenn sie das Angebot von Champion Starsat nicht ablehnt. Derek Silverman hat sein Einverständnis vor zehn Minuten durchgefaxt.«
    »Ich bitte dich, lass sie gehen«, sagte Guy und trat noch einen Schritt näher.
    »Bleib, wo du bist!«, rief Mel. Ihr Blick flackerte. Sie war völlig überreizt. Kurz vorm Durchdrehen.
    Guy blieb stehen.
    »Ich tue das für dich. Begreifst du das nicht?«, sagte Mel.
    Guy nickte. »Ich weiß.«
    »Ach ja? Ich glaube, du hast keine Ahnung. Ich hab dir deinen Vater vom Hals geschafft. Wusstest du das?
    Erinnerst du dich an den Abend, als du vorbeigekommen bist, nachdem du den Streit mit ihm hattest? Nachdem er verlangt hatte, dass Ninetyminutes eine Porno-Site wird. Erinnerst du dich daran, Guy?«
    »Ja.«
    »Ich bekam einen wahnsinnigen Hass auf deinen Vater. Deinetwegen. Ich wollte dir helfen. Da habe ich beschlossen, ihn zu zwingen, dich zu behalten, dich Ninetyminutes so führen zu lassen, wie du es wolltest. Ich habe vor seiner Wohnung im Auto auf ihn gewartet. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn bezichtigen würde, mich in Frankreich vergewaltigt zu haben, wenn er nicht tue, was ich verlangte.
    Dann sah ich ihn. Er trat aus dem Haus in der engen Straße. Ich dachte, wie einfach es sei, das Gaspedal durchzutreten und ihn zu erledigen. Ich dachte daran, was er mir in Frankreich angetan, was er aus meinem Leben gemacht hatte. Jetzt wollte er dein Leben kaputtmachen. Da habe ich den Fuß nach unten gedrückt.«
    Ich erinnerte mich an den Bericht von Anne Glazier: Mel sei an dem Abend nach Guy in der Wohnung eingetroffen. Sie war direkt nach Hause gefahren, nachdem sie Tony überfahren hatte. Kein Wunder, dass sie so aufgeregt gewirkt hatte.
    Ich konnte Guys Gesicht nicht erkennen, aber Mel sah es.
    »Mach nicht so ein schockiertes Gesicht. Owen hat Dominique umgebracht. Und du hast ihm geholfen. Okay, ich
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