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Fatal Error

Titel: Fatal Error
Autoren: Michael Ridpath
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er stark, aber er ist groß und stark. Er hat eine reelle Chance.«
    Guy wollte zu Owen in den Rettungswagen, aber Spedding hielt ihn zurück. Es gab noch Fragen zu beantworten.
    Ich ging zu Guy, dem die Tränen übers Gesicht liefen. Spedding entfernte sich ein paar Schritte.
    »Danke, Guy«, sagte ich.
    Er versuchte zu lächeln. »Hab ich dich zum Narren gehalten?«
    »Das hast du gründlich. Ich habe immer gewusst, dass du ein guter Schauspieler bist.«
    »Ich musste Owen täuschen.« Er schaute dem Rettungswagen nach, der mit heulenden Sirenen verschwand. »Hoffentlich überlebt er.«
    Das hoffte ich auch. Um Guys willen.
    »Mir blieb keine andere Wahl, Davo. Als ich sah, dass er euch wirklich töten wollte, dass noch nicht einmal ich es ihm ausreden konnte, wurde mir plötzlich alles klar. Er mag mein Bruder sein, aber er ist böse. Ich hab mein ganzes Leben lang versucht, davor die Augen zu verschließen. Hab meinen Eltern die Schuld dafür gegeben, allen möglichen Menschen, nur Owen nicht. Deshalb musste ich ihn aufhalten.«
    »Mir ist nur aufgefallen, dass du verdächtig lange fort warst.«
    »Ich habe Spedding angerufen. Unter den gegebenen Umständen war er unheimlich schnell. Ich wusste, dass ich Owen nicht länger warten lassen konnte.« Er schüttelte den Kopf und blickte die Straße entlang, auf der die Ambulanz längst nicht mehr zu sehen war. »Hätte er mir doch die Pistole gegeben!«
    Spedding trat zu uns. »Tut mir Leid, Guy, aber ich habe noch ein paar Fragen an Sie.« Er zog ihn ein paar Schritte zur Seite und begann, sie zu stellen. Andere Polizeibeamte unterhielten sich mit Ingrid und mir. Nach etwa einer halben Stunde ließen sie uns gehen.
    »Ich fahre jetzt ins Krankenhaus«, sagte Guy. »Nach Owen schauen.«
    Ich warf Ingrid einen Blick zu. »Wir kommen mit«, sagte ich. Mir war es vollkommen egal, was mit Owen war. Ich wollte Guy helfen. Er brauchte jetzt jede Unterstützung.
    »Danke«, sagte er und ging zu der kleinen Gruppe von Polizeibeamten, die noch eifrig auf der Straße beschäftigt waren. Spedding war schon fort, daher fragte Guy einen der uniformierten Beamten.
    Einen Augenblick später kam er zurück. »Owen ist im St. Thoma’s Hospital. Der Bulle sagt, sie könnten uns hinfahren, aber wir müssten noch ein paar Minuten warten. Lasst uns ein Taxi nehmen.«
    Er eilte in Richtung Farrington Road davon. Wir folgten ihm und hielten nach schwarzen Wagen mit orangefarbenen Schildern Ausschau. Vergebens.
    »Mist!«, sagte Guy. Er wurde ungeduldig und wandte sich in Richtung Smithfield. Ein leeres Taxi mit ausgeschaltetem Schild kam vorbei, reagierte aber nicht auf Guys Winken. Ich musste an Hoyles Wunsch nach einer Rezession denken.
    An einer Kreuzung blieben wir stehen. Plötzlich fiel Guy etwas ein. Nachdenklich drehte er sich zu mir um. »Du hast dich übrigens getäuscht, Davo.«
    »Inwiefern?«
    »In Bezug auf Owen. Und die Nachricht an Cläre.«
    »Wieso? Er hat doch zugegeben, dass er sie geschrieben hat.«
    »Nein. Als ich ihn gefragt habe, hat er gesagt: >Vielleicht.< Er wollte die Sache nur mystifizieren. So eine Art Privatscherz.«
    Guy sah meine Skepsis. »Denk doch mal nach. Der Wortlaut der Nachricht: >unverlangtes Angebot<,
    >Veräußerung des Unternehmens<, >die Gespräche mit anderen potenziellen Anlegern aufnehmen<. Das ist doch nicht Owen.«
    Da hatte er Recht. Das klang ganz und gar nicht nach Owens Sprache.
    »Hast du die Notiz gesehen, die Henry erhalten hat?«, fragte Guy.
    »Ja.«
    »Klang die auch so?«
    »Nein. Die bestand nur aus zwei Zeilen. An den genauen Wortlauf kann ich mich nicht erinnern. Aber es war so etwas wie: >Gib Ninetyminutes das Geld, oder .. .<«
    »Noch eins. Ich weiß, dass Owen meinen Vater nicht getötet hat.« Ich wollte ihm widersprechen, aber Guy ließ mich nicht zu Wort kommen. »Ich weiß nicht nur, dass er zur fraglichen Zeit mit mir zusammen war, ich weiß auch, dass er niemanden dafür angeheuert hat. Er war ehrlich überrascht, als er hörte, was geschehen war. Aber irgendjemand hat Dad ermordet, hat ihn vorsätzlich überfahren. Und jemand hat diese Nachricht geschrieben.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich ein freies Taxi an uns vorbeifahren, aber ich war zu verblüfft über das, was Guy mir berichtete, um zu reagieren.
    Eine steile Falte erschien auf Guys Stirn. »Wo ist Mel?«
    »Sie sitzt mit Cläre bei Howles Marriott«, sagte Ingrid.
    »Um Himmels willen!«, sagte ich. Plötzlich war mir alles klar. Guy hatte Recht.
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