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Fatal Error

Titel: Fatal Error
Autoren: Michael Ridpath
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weiterleben.«
    »Ja, aber dazu haben wir Ninetyminutes nicht gegründet«, sagte Guy. »Du und ich, wir wollten uns neu erfinden. Wir wollten bessere Menschen werden. Und eine Zeit lang habe ich gedacht, wir hätten es geschafft. Eine lange Zeit lang. Ich war der Unternehmer, dem alles gelang, was er anfasste. Du warst die rechte Hand, die dafür sorgte, dass das, was gelang, nicht wieder auseinander fiel. Wir waren gut, Davo. Richtig gut. Es hätte nicht schief gehen dürfen.«
    »Das ist wahr.« »Aber es ist schief gegangen. Heute Nacht verkaufen wir. Und morgen? Morgen ist nichts mehr.«
    »Was wirst du machen?«, fragte Ingrid.
    Zunächst schien es so, als hätte Guy ihre Frage nicht gehört. Dann huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Er beugte sich vor und öffnete eine Schublade unten in seinem Schreibtisch. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er eine Waffe in der Hand.
    Es war eine silberfarbene Pistole, die mir ziemlich groß für eine Handfeuerwaffe erschien, obwohl ich keine Ahnung von Waffen hatte. Es war eine jener Pistolen, die ein Magazin im Griff haben. Er wog sie in der Hand. Sie schien ziemlich schwer zu sein.
    »Woher hast du die denn?«, fragte ich.
    »Owen hat sie mir besorgt«, sagte Guy. Er kicherte. »Schon erstaunlich, was man heutzutage alles über das Internet kaufen kann. Shootsomeone.com. Warum haben wir es nicht damit versucht? Oder www.blowyourbrainout.co.uk . Allerdings kaum Dauerkunden. Dabei dreht sich doch alles um Dauerkunden.«
    »Was willst du mit dem Ding?«
    »Ausprobieren«, sagte Guy. »An mir. Keine Angst, ich nehm dich nicht mit oder so. Ich wollte bis zwölf warten. Aber wenn ihr mich dazu zwingt, kann ich’s auch gleich tun.«
    Ingrid stieß ein leises Stöhnen aus.
    »Lass uns bis zwölf warten«, sagte ich. »Das sind noch zwei Stunden.«
    Guy betrachtete die Pistole in seiner Hand. »Ich weiß nicht. Zwei Stunden sind eine lange Zeit, wenn ihr mich dabei anstarrt.«
    Er hob die Waffe.
    »Weißt du, du warst ein beschissener Geschäftsmann«, sagte ich. Ich musste irgendetwas sagen.
    Einen Augenblick lang leuchtete ein Funken Ärger in Guys Augen auf. Doch dann erlosch er wieder. »Ich weiß.«
    »Nicht annähernd so gut wie dein Vater.«
    Er senkte die Waffe. Ich hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
    »Da hast du Recht.«
    »Du verstehst dich auf die großen Entwürfe, die Visionen und das Zeug. Aber du hast nie begriffen, dass es nur ums Geld geht. Ich schon, doch du hast mich eingewickelt.«
    In Guys Miene zeigte sich Zorn.
    »Dein Vater kannte sich aus mit Profiten. Seien wir doch ehrlich: Wenn wir getan hätten, was er vorgeschlagen hat, und Links zu einer Porno-Site eingerichtet hätten, würde jetzt der Rubel rollen. Sex und Fußball. Die Gazetten würden Schlange stehen, um uns zu kaufen. Und der Absturz des NASDAQ würde uns am Arsch vorbeigehen.«
    »Eine solche Site hätte ich nie machen können«, sagte Guy.
    »Ich auch nicht. Du, Ingrid?« Sie schüttelte den Kopf. »Genau das ist unser Problem. Du hast nie im Immobiliengeschäft gearbeitet, nicht wahr?«
    »Wieso?«
    »Ich erinnere mich an einen Artikel über deinen Vater in Private Eye. Da stand, dass er einen Stadtrat geschmiert hat, um die Baugenehmigung für ein Einkaufszentrum im Norden zu bekommen. Und dass er seinen Geschäftspartner in den siebziger Jahren reingelegt hat.«
    »Das waren Verleumdungen«, protestierte Guy. »Private Eye hat sich außergerichtlich verglichen. Die Zeitschrift hat Dad eine stattliche Summe gezahlt und eine Richtigstellung gedruckt.«
    »Klar doch. Genau wie bei dem Verleger Robert Maxwell. Ich hätte mit deinem Vater auch nicht vor Gericht zu tun haben wollen.«
    Guy seufzte. »Also, worauf willst du hinaus?«
    »Du hast etwas viel Besseres aufgebaut. Etwas, das dein Vater nie geschafft hätte. Ninetyminutes war ein Wahnsinnserfolg. Vielleicht nicht finanziell. Aber ich kenne niemanden sonst, der aus dem Nichts die beste Fußball-Website in Europa hätte schaffen können.«
    »Ja, toll.«
    »Ja, wirklich toll. Es hat mich unheimlich beeindruckt. Und Ingrid. Und Gaz. Und Michelle. Und jeden, der für dich gearbeitet hat.« Ich beugte mich vor. »Guy, du hast mich schon immer unheimlich beeindruckt. Eine Zeit lang habe ich gedacht, du wärst ein großer Unternehmer. Das bist du nicht. Na und? Ich bin trotzdem beeindruckt.«
    »Das sagst du nur, weil ich die Pistole in der Hand halte.«
    »Das stimmt nicht, und das weißt du. Ich habe deinen Vater gekannt. Ich
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