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Fatal Error

Titel: Fatal Error
Autoren: Michael Ridpath
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aus.
    »Dich auch, Baby. Erst ihn, dann dich.«
    »Lass das, Owen. Das ist doch Unsinn.«
    »Überhaupt kein Unsinn. Wenn ich nicht vorbeigekommen wäre, hättest du dich erschossen. Und das alles wegen ihm.« Owen starrte mich über den
    Pistolenlauf an, wütend, aber nicht außer sich. Er hatte sich durchaus im Griff. Bestimmt wusste er, was er tat, und war entschlossen, es zu Ende zu bringen.
    »Hör zu, Owen, gib mir die Pistole.«
    Guy sprach mit großer Autorität, aber Owen hörte nicht auf ihn. Ich hörte das Klicken der Sicherung. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Okay, okay.« Guy fuhr sich durchs Haar. Seine Miene veränderte sich. Unsicherheit und Verwirrung waren wie weggeblasen. Stattdessen erschien Zorn auf seinem Gesicht. »Du hast ja Recht, Owen«, sagte er. »Dieser Scheißkerl David ist an allem schuld. Aber lass mich nachdenken. Es hat keinen Sinn, ihn zu erschießen und auf die Polizei zu warten.«
    Ich starrte Guy an. War er verrückt geworden? Er sah vollkommen normal aus. Zornig, aber normal.
    Auch Owen starrte seinen Bruder an.
    »Guy?«, sagte ich.
    »Halt die Fresse!«
    »Guy, du kannst doch Owen nicht einfach so gewähren lassen.«
    »Ich hab gesagt, halt die Fresse!«, schrie Guy. »Owen hat vollkommen Recht. Ich hätte dich nie einstellen dürfen, ich hätte mir dein Gelaber über Owen und Henry und meinen Vater nicht anhören dürfen, und ich hätte dich schon vor Monaten rausschmeißen müssen.« Er sprang auf und beugte sich vor, so dass sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Es war voller Hass. So hatte ich ihn noch nie gesehen, noch nicht einmal in seinen schlimmsten Momenten.
    Guy war durchgeknallt.
    »Du bist ein Stück Scheiße, Davo, und du wirst sterben.
    Und ich werde es genießen.« Er trat zurück und wandte sich an seinen Bruder. »Aber wir müssen uns das gut überlegen, Owen. Lass dir Zeit. Wir legen die beiden um und gehen ins Ausland, bevor jemand was merkt.«
    Owen nickte. Obwohl er nicht wirklich lächelte, sah man, wie sehr ihm diese Vorstellung gefiel. Sein großer Bruder war auf seiner Seite. Zusammen würden sie abhauen, nur sie beide, und aufeinander aufpassen, wie sie es die ganze Zeit über hätten tun sollen.
    »Ich knall den Wichser ab«, sagte Owen, nur um es noch einmal klarzustellen.
    »Klar doch. Aber nicht hier und jetzt. Wir müssen sie irgendwo anders hinbringen.«
    »Wir können sie umlegen und die Leichen wegschaffen.«
    »Würdest du das Denken bitte mir überlassen!«, fuhr Guy ihn an. »Ich habe damals die Sache mit Dominique in Ordnung gebracht, und ich werde auch das hier hinkriegen. Es fällt doch auf, wenn wir die Leichen durch die Gegend schleppen. Ich gehe jetzt dein Auto holen, und dann fahren wir sie irgendwohin, wo wir ungestörter sind. Vielleicht auf dem Weg nach Dover. Gib mir deine Schlüssel.«
    Owen dachte einen Augenblick nach, dann griff er in die Tasche und warf Guy einen Schlüsselbund zu.
    »Ich bringe deinen Pass gleich mit, und meinen lege ich auch schon bereit«, sagte Guy, griff in die Tasche neben seinem Schreibtisch, holte seinen Pass heraus und zeigte ihn Owen. »Es dauert nicht lange. Halt sie in Schach. Und wenn sie Dummheiten machen, leg sie um. Dann wird es zwar schwieriger, aber zusammen kriegen wir es schon irgendwie hin.«
    Und fort war er.
    Ingrid und ich waren Owen und seiner Pistole ausgeliefert.
    Wie lange würde Guy fort bleiben? Owen wohnte in Camden, nicht allzu weit entfernt. Guy würde nicht lange brauchen, um das Auto zu holen, wenn er mit dem Taxi hinfuhr. Zwanzig Minuten vielleicht? Es würden lange zwanzig Minuten werden.
    Ingrid hockte noch immer auf dem Schreibtisch neben mir. Sie berührte meine Hand mit der ihren. Ich umfasste sie.
    »Wie süß«, sagte Owen. Der Pistolenlauf veränderte seine Richtung ein wenig, sodass er nicht mehr auf meinen Kopf, sondern auf unsere Hände zeigte. »Loslassen, oder ich schieß euch die Finger ab.«
    Wir ließen los.
    Ich fluchte auf mich selbst, dass ich ihr gestattet hatte mitzukommen, obwohl es mir kaum gelungen wäre, sie davon abzuhalten. Mich wollte Owen umbringen. Ingrid war ihm egal, aber nun sollte sie ebenfalls sterben.
    Noch immer konnte ich nicht begreifen, welche Verwandlung mit Guy vor sich gegangen war. Erst war er vollkommen verstört gewesen, ein potenzieller Selbstmörder, dann hatte er plötzlich höchst entschlossen gewirkt, zum Morden bereit. Irgendetwas war ausgehakt. Das war ein Guy, den ich nicht kannte,
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