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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana
Autoren: Agatha Christie
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Lewis Serrocold damit ein Alibi für die entscheidenden Minuten zu liefern.
    Auch der nächste Schritt war schon geplant. Lewis' Geschichte, dass du, Carrie Louise, langsam vergiftet würdest. Wenn man es genau überlegt, gab es nur Lewis' Bericht darüber, was Christian ihm gesagt hatte – und die paar zusätzlichen Briefzeilen, die er auf der Maschine getippt hatte, während er auf die Polizei wartete. Der Medizin Arsen beizumengen, war ein Kinderspiel. Du warst nicht in Gefahr – weil er zur Stelle war, um zu verhindern, dass du die Tropfen einnimmst. Die Pralinen waren nur noch eine Zutat, und natürlich waren sie ursprünglich gar nicht vergiftet. Er tauschte nur ein paar gegen vergiftete aus, bevor er die Schachtel Inspektor Curry übergab.«
    »Und Alex erriet es«, sagte Carrie Louise.
    »Ja – deswegen hat er deine abgeschnittenen Fingernägel mitgenommen. An denen hätte man feststellen können, ob dir tatsächlich über einen längeren Zeitraum Arsen verabreicht worden war.«
    »Armer Alex – armer Ernie.«
    Stille trat ein, während die anderen beiden an Christian Gulbrandsen dachten, an Alex Restarick und an den jungen Ernie – und daran, wie rasch ein Mord den Menschen deformieren und demoralisieren kann.
    »Zweifellos«, sagte der Bischof, »ging Lewis ein hohes Risiko ein, indem er Edgar zu seinem Komplizen machte, auch wenn er eine gewisse Macht über ihn hatte.«
    Carrie schüttelte den Kopf.
    »Er hatte eigentlich keine Macht über ihn. Edgar war ihm treu ergeben.«
    »Ja«, sagte Miss Marple. »Wie Leonard Wylie seinem Vater. Ich frage mich, ob nicht vielleicht –« Sie hielt zart fühlend inne.
    »Dir ist die Ähnlichkeit aufgefallen, nehme ich an?«, fragte Carrie Louise.
    »Also hast du es von Anfang an gewusst?«
    »Ich habe es vermutet. Ich wusste, dass Lewis einmal eine kurze Affäre mit einer Schauspielerin hatte, bevor wir uns kennen lernten. Er hat es mir erzählt. Es war nichts Ernstes, sie war nur auf Geld aus und hatte nichts für ihn übrig, aber ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Edgar in Wirklichkeit Lewis' Sohn war...«
    »Ja«, sagte Miss Marple, »das erklärt alles.«
    »Und er hat am Schluss sein Leben für ihn gegeben«, sagte Carrie Louise. Sie sah den Bischof flehend an. »Das hat er wirklich getan, wissen Sie.«
    Eine Pause entstand, dann sagte Carrie Louise: »Ich bin froh, dass es so gekommen ist – dass er sein Leben verloren hat bei dem Versuch, den Jungen zu retten – Menschen können sehr gut oder auch sehr schlecht sein. Ich habe immer gewusst, dass das auf Lewis zutraf... Aber er hat mich geliebt – und ich habe ihn geliebt.«
    »Hast du ihn – irgendwann verdächtigt?«, fragte Miss Marple.
    »Nein«, sagte Carrie Louise. »Weil ich mir auf die Geschichte mit dem Gift keinen Reim machen konnte. Ich wusste, dass Lewis mich nie vergiftet hätte, aber andererseits stand in Christians Brief schwarz auf weiß, dass jemand dabei sei, mich zu vergiften. Also dachte ich, alles, was ich über die Menschen wusste, müsse falsch sein.«
    Miss Marple sagte: »Aber als Alex und Ernie tot aufgefunden wurden. Hast du da Verdacht geschöpft?«
    »Ja«, sagte Carrie Louise. »Weil ich dachte, dass das kein anderer außer Lewis gewagt hätte. Und ich fing an, mich davor zu fürchten, was er als Nächstes tun würde...«
    Sie schauderte leicht.
    »Ich habe Lewis bewundert. Ich habe seine – wie soll ich es nennen – seine Güte bewundert. Aber ich sehe ein, dass man, wenn man – gut ist, auch demütig sein muss.«
    Dr. Galbraith sagte verständnisvoll: »Das habe ich immer an Ihnen bewundert, Carrie Louise – Ihre Demut.«
    Die schönen blauen Augen weiteten sich überrascht. »Aber ich bin nicht gewieft – und auch kein besonders guter Mensch. Diese Eigenschaft kann ich nur bei anderen bewundern.«
    »Liebe Carrie Louise«, sagte Miss Marple.

Epilog
     
    » I ch glaube, Grandam wird mit Tante Mildred an ihrer Seite ganz gut zurechtkommen«, sagte Gina. »Tante Mildred ist jetzt viel netter – nicht mehr so eigen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Miss Marple.
    »Wally und ich werden also in vierzehn Tagen in die Staaten zurückkehren.«
    Gina sah ihren Mann von der Seite an.
    »Ich werde Stonygates und Italien und meine kindliche Vergangenheit vergessen und eine hundertprozentige Amerikanerin werden. Zu unserem Sohn werden wir immer Junior sagen. Fairer kann ich doch gar nicht sein, oder, Wally?«
    »Wirklich nicht,
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