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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies
Autoren: Morton Rhue
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betrachtete die Wände ihres Büros, an denen unzählige Abzüge von Promifotos hingen, die sie im Laufe ihrer jahrzehntelangen Karriere als Agentin an die Presse verkauft hatte. Einige dieser Menschen waren aufgrund ihres Talents berühmt geworden, andere, weil sie hart dafür gearbeitet hatten, manche waren aufgrund entsetzlicher Verbrechen berühmt geworden oder weil sie schamlos Konventionen gebrochen hatten. Ein paar waren auch nur dafür berühmt, dass sie berühmt waren. Aber es gab ein entscheidendes Element, das die meisten von ihnen jetzt miteinander verband: Sie waren längst vergessen. Ihre fünfzehn Minuten Ruhm waren vorbei. Sie waren keine Stars mehr. Sie waren, wie es in unserer Branche so unschön heißt, abgehalftert . Aber dieses Wort mochte ich nicht. Ich stellte mir lieber vor, dass sie zu einer unendlich kleinen Gruppe von Menschen auf dieser Erde gehörten, die etwas sehr Seltenes und Ungewöhnliches erlebt hatten – Ruhm. Und jetzt waren sie wieder zu gewöhnlichen Menschen geworden.
    »Aber ist es nicht besser, wenigstens mal eine Zeit lang berühmt gewesen zu sein als nie?«, hatte Davy mich einmal gefragt. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich einen Unterschied machte. Letztlich zählte doch nur, ob jemand ein guter oder ein schlechter Mensch war, ob er liebte und ob er geliebt wurde.
    Ich bemerkte, dass Carla mich immer noch erwartungsvoll anschaute. »Die Fotos auf deiner Kamera?«
    Ach ja, die Fotos. Ich würde sie nie vergessen. Der Spiegel, der auf der Tischplatte lag. Die ungleichmäßige weiße Linie, die sich darüber schlängelte. Und Willow, die sich – die Augen zugekniffen, einen zusammengerollten Geldschein im einen Nasenloch, den Zeigefinger auf das andere gedrückt – über den Spiegel beugte.
    »Ich habe sie gelöscht.«
    ***
    Da ist ein Junge, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Er kann weder sprechen noch seine Bewegungen kontrollieren, aber er ist intelligent und kann seine Gefühle auf andere Weise ausdrücken. Normalerweise braucht es nicht viel, um ihn glücklich zu machen. Nur jemanden, der ihn mag und der Zeit für ihn hat und dann und wann mit ihm spazieren geht, damit er den Wind auf seiner Haut spüren und den Wolken nachschauen kann.
    Er hat eine ältere Schwester, die in vieler Hinsicht eine ganz typische Jugendliche ist – oft unsicher, sehr mit sich selbst beschäftigt und voller Selbstzweifel. Aber vielleicht hat sie Glück gehabt und ihren Altersgenossen etwas voraus. Sie hat etwas gelernt, was viele Menschen niemals lernen.
    Es ist ein ungewöhnlich frischer, klarer Nachmittag in Manhattan. Der Himmel ist blau und nur hier und da mit ein paar weißen Wattewölkchen gesprenkelt. Die Sonne scheint so hell und die Luft ist so rein, dass alle Konturen gestochen scharf erscheinen – die weißen Ränder der Wolken vor dem Blau des Himmels, die einzelnen grünen Blätter an den Zweigen der Bäume, sogar die Stahlträger der George-Washington-Bridge über dem Hudson.
    Das Mädchen schiebt ihren Bruder durch den Riverside Park am Flussufer entlang. Neben einer leeren Parkbank bleibt es stehen und stellt den Rollstuhl so hin, dass sie nebeneinandersitzen können. Ein Windstoß hebt die feinen Haare des Jungen und die Sonne wärmt sein Gesicht. Sie blicken aufs Wasser hinaus, wo ein rot-weißer Schleppkahn ein Schiff flussaufwärts zieht und eine kleine weiße Jolle kreuzt. Der Junge hebt den Kopf und lässt ihn dann wieder fallen, und seine Schwester stellt sich vor, dass er vielleicht versucht, mit jedem Zentimeter seines Gesichts die Brise zu spüren. Sie beugt sich zu ihm rüber und sieht ihn an und plötzlich liegt ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen. Er ist überglücklich hier zu sein – mit ihr hier zu sein. Sie legt ihre Hand auf seine und drückt sie. Vor ihrem inneren Auge entsteht ein Foto. Sie beide, die Bank, die grünen Bäume im Hintergrund, der Fluss vor ihnen, das klare Licht, der blaue Himmel mit den flauschigen weißen Wolken. Ein wunderschönes Bild, ein einzigartiger Augenblick, der nur für sie beide wertvoll ist – kein Paparazzo der Welt würde sich die Mühe machen zu fotografieren, wie sie beide hier zusammen sitzen, das Mädchen und der Junge, den kaum jemand kennt.
    Es gibt keine Story, keine Fotos. Niemand außer ihnen beiden wird je von diesem Moment wissen.
    Und das ist gut so.

Nachwort
    Als ich begann, für »Fame Junkies« zu recherchieren, stellte ich bald fest, dass man nicht lange suchen muss, um Belege für das
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