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Fame Junkies

Fame Junkies

Titel: Fame Junkies
Autoren: Morton Rhue
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»Versprich mir, dass du bald nach Hause kommst«, flüstere ich.
    »Versprochen.« Er löst sich aus meiner Umarmung.
    Von einer plötzlichen düsteren Vorahnung erfüllt, fasse ich ihn am T-Shirt und halte ihn fest. »Ich will, dass du es mir schwörst.«
    »Ich schwöre.« Er grinst und zwinkert mir zu. Und dann – wie an jenem heißen Sommerabend letzten August in New York – dreht er sich um und schlendert davon.

DETECTIVE CARLOS RAMOS
    Unsere Arbeit ist manchmal ein ziemlicher Balanceakt. Besonders in einem Fall wie diesem, wo kein offensichtliches Gefährdungspotenzial vorliegt. Richard Hildebrandt hatte Willow Twine weder verbal noch schriftlich bedroht. Im Gegenteil – der Einzige, dem körperliche Gewalt angetan worden war, war M r Hildebrandt selbst. Wäre er in eine unserer Polizeidienststellen gekommen und hätte den Beamten seine blauen Flecken gezeigt und gegen Sam Russell Anzeige erstattet, nachdem dieser ihn mit Gewalt vom Tor vor M s Twines Villa weggeführt hatte, wären wir verpflichtet gewesen, M r Russell wegen gefährlicher Körperverletzung festzunehmen. M r Hildebrandt hatte ja nichts Verbotenes getan. Er war nicht auf ein privates Grundstück eingedrungen, sondern hatte sich auf einer öffentlichen Straße befunden.
    Nachdem Sam Russell uns über den Vorfall informiert hatte, war uns trotzdem klar, dass wir in der Sache etwas unternehmen mussten. L.A. ist schon eine seltsame Stadt – im Grunde genommen hängt hier alles mehr oder weniger mit Hollywood zusammen, auch wenn nur knapp zehn Prozent der Einwohner direkt im Filmgeschäft arbeiten. Aber das sind nun mal die Leute, die das Geld in die Stadt bringen, und deshalb müssen wir von der Polizei dafür sorgen, dass sie sich hier bei uns hundertprozentig sicher fühlen. Mit anderen Worten: Wir mussten alles in unserer Macht Stehende tun, damit M s Twine sich vor M r Hildebrandt beschützt fühlte, auch wenn der Mann gegen kein einziges Gesetz verstoßen hatte.
    Wir entschieden uns, ihn zu Hause aufzusuchen und uns mit ihm zu unterhalten. Gott, Sie hätten sehen sollen, wie der Kerl wohnte. In einem dieser staatlich finanzierten Billigmotels für Obdachlose. Zerbrochene Fensterscheiben, überall Unkraut. Schlimm. Man fragt sich wirklich, warum das Gesundheitsamt solche Einrichtungen nicht schließen lässt. Wir warteten, bis Hildebrandt herauskam, gingen auf ihn zu und zeigten ihm unsere Plaketten. Er ging sofort in die Verteidigungshaltung. »Was wollen Sie von mir? Ich habe nichts getan.«
    »Das wissen wir«, beruhigten wir ihn. »Wir wollen uns nur mit Ihnen unterhalten.«
    »Worüber?«, fragte er.
    »Über Willow Twine.«
    Das nahm ihm erst einmal den Wind aus den Segeln.
    Wahrscheinlich war ihm sofort klar, dass wir von seinem Besuch vor ihrer Villa wussten. Manchmal reicht so ein Gespräch und die Leute kommen wieder zur Vernunft. Bei ihm lief das allerdings ganz anders. In seiner Vorstellung waren wir seine Verbündeten.
    »Können Sie ihr helfen?«, fragte er.
    »Inwiefern?«, fragten wir.
    Er starrte uns erstaunt an. »Sie ist in Gefahr.«
    »In Gefahr?«
    »Sie hält sich ständig in der Öffentlichkeit auf, ohne dass jemand bei ihr ist, der sie beschützt.«
    »M s Twine hat einen Bodyguard.«
    »Der Kerl ist total überflüssig!«, begann Hildebrandt sich aufzuregen. »Ist ein Kinderspiel, an dem vorbeizukommen und ihr ein Messer ins Herz zu rammen.«
    »Warum sollte jemand das tun wollen?«
    Er sah uns an, als hielte er uns für beschränkt. Als wäre die Antwort offensichtlich.
    »Weil sie Willow Twine ist.«
    Ich erinnere mich, dass ich meinem Partner damals einen Blick zuwarf und dachte: Was für ein Spinner! Aber dann kam mir eine Idee, wie wir seine geistige Verwirrung für uns nutzen konnten. »Stimmt. Sie haben völlig Recht«, sagte ich. »Ich bin wirklich froh, dass Sie uns darauf hingewiesen haben. Ein Megastar wie Willow Twine müsste natürlich viel besser geschützt werden. Wir werden mal ein ernstes Wörtchen mit ihrem Management reden. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die Ihnen sehr dankbar sein werden.«
    Es schien zu funktionieren. Hildebrandt machte den Eindruck, als würde ihn dieses Angebot zufriedenstellen. Er bedankte sich sogar bei uns. Ich war mir eigentlich sicher, dass die Sache damit geregelt war. Es war das Einzige, was wir unter den gegebenen Umständen tun konnten, wobei ich zugeben muss, dass es ein Stück über unsere Dienstbefugnisse hinausging. Der Mann hatte schließlich nichts
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