Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS007 - Die Glocke des Grauens

DS007 - Die Glocke des Grauens

Titel: DS007 - Die Glocke des Grauens
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
1.
     
    Das winzige plärrende Radio stand in einem Regal, daneben hing ein Pappschild mit der Aufschrift:
     
    UNSERE SPEZIALITÄT – HEUTE ROASTBEEF, PORTION FÜNFUNDZWANZIG CENTS.
     
    Der Mann auf dem hochbeinigen Hocker saß quer zur Theke, so daß er die Tür beobachten konnte. Seine Augen waren verschreckt, sein Gesicht war blaß vor Angst. Er kaute auf einem Sandwich herum, als wäre es aus Stroh, und trank dazu die fünfte Tasse lauwarmen Kaffee. Er war groß, hellhaarig und nicht viel älter als zwanzig.
    Die eine der beiden Frauen neben ihm war ebenfalls groß und hellhaarig und in den Zwanzigern. Sie war mehr als hübsch, tatsächlich war sie von einer auffallenden Schönheit. Ein lehmbespritzter Regenmantel und ein tropfnasser Filzhut konnten diese Schönheit nicht beeinträchtigen.
    Ihre riesigen dunkelblauen Augen waren beinahe schwarz vor Furcht.
    Die andere Frau war ein freundlicher, großmütterlicher Typ. Sie mochte ungefähr sechzig sein und wirkte resolut und energisch. Ihr Gesicht war rosig wie ein Apfel, um die Augen hatte sie Lachfältchen.
    Sie hatte das Kinn angriffslustig vorgereckt, als erwarte sie Schwierigkeiten und sei gesonnen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Sie aß nichts und beobachtete die Tür noch aufmerksamer als der junge Mann.
    Der junge Mann und das Mädchen waren unverkennbar Bruder und Schwester. Die alte Frau war nicht mit ihnen verwandt, aber sie nannten sie Tante Nora.
    »Sie sollten lieber was essen, Tante Nora«, sagte das Mädchen. Sie hatte eine weiche Stimme, die jetzt etwas zittrig klang. »Wir haben nach New York noch mehr als eine Stunde zu fahren, und wir werden einige Stunden damit beschäftigt sein, Doc Savage zu finden.«
    »Essen«, sagte Tante Nora verächtlich, »wie kann ich jetzt was essen, Alice? So wie Jim und Sie sich benehmen, da vergeht einem der Appetit. Seien Sie froh, mein Kind, daß Tante Nora bei Ihnen ist. Sie und Ihr Bruder führen sich auf wie Kaninchen, hinter denen der Jäger her ist.«
    Das Mädchen zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Impulsiv legte sie ihre Hand auf den Arm der alten Frau.
    »Sie sind auch nicht aus Eisen, Tante Nora«, sagte sie. »Sie haben nicht weniger Angst als wir, Sie versuchen nur, es nicht zu zeigen.«
    Tante Nora schnaubte verächtlich, griff nach ihrem Sandwich, stützte beide Ellenbogen auf die Theke und machte sich über das Brot her.
    Auf das Dach der Frühstücksstube trommelte der Regen. Wie Gallert rann er über die Fensterscheiben und hüllte die Straße der kleinen Stadt in New Jersey in einen Nebelschleier. Längs der Bordsteine rauschten bleifarbene Bäche.
    Das kleine Radio plärrte Konservenmusik, der Sender stand in Prosper City, einer Industriestadt in den Allegheny-Bergen. Tante Nora hatte die Station eingestellt, als sie in die Frühstücksstube gekommen waren.
    »Ein hübscher, kleiner Apparat«, sagte sie und deutete auf das Gerät. »Prosper City ist doch ziemlich weit weg, aber der Apparat schafft es mühelos und …«
    Plötzlich sprang sie auf, hob beide Hände vors Gesicht und schrie entsetzlich.
    Der junge Mann wirbelte herum und starrte auf das Radio, sein Gesicht war verzerrt, seine Augen quollen aus den Höhlen.
    Seine Schwester war ebenfalls aufgesprungen. Sie kreischte schrill und ließ die Tasse fallen, die auf dem Betonboden zerschellte.
    Das Geschrei vermochte das fremde Geräusch, das unvermittelt aus dem Radio drang, nicht zu übertönen. Es klang wie ein riesiger dumpfer Gong oder eine monotone Glocke und war untermalt von einem durchdringenden Jammern und Stöhnen.
    Der Besitzer der Frühstücksstube glitt von seinem Hocker hinter der Kasse, er war befremdet, aber weniger über das Geräusch aus dem Radio als über das absonderliche Betragen seiner Gäste.
    Das Getöse brach so abrupt ab, wie es begonnen hatte. Der Besitzer der Frühstücksstube lächelte, offenbar war er erleichtert, daß der Apparat nicht kaputt war und er die Ausgabe für die Reparatur sparen konnte. Die drei Gäste standen wie angewurzelt, ihre Gesichter waren kalkweiß.
    Regenschauer fegten über das Dach und über die Fahrbahn vor dem Fenster wie ein gigantischer unsichtbarer Besen.
    Tante Nora fand als erste ihre Sprache wieder.
    »Prosper City ist ungefähr dreihundert Meilen von hier entfernt«, sagte sie heiser. »Der Green Bell hat nicht für uns geläutet – diesmal nicht.«
    »Vermutlich nicht.« Die blonde Alice zitterte. »Aber dieser Ton – es war der Green Bell und hat bisher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher