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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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meinst einen Tresor? Bisher auch nichts.«
    Conradi schaute auf die Uhr. »Ich müsste dann mal wieder.«
    »Würdest du …?«, blickte Lindt zu Jan. »Ich möchte mich gerne noch etwas hier im Haus umschauen.«
    Conradi drehte kurz vor der Tür um: »Presse?«
    »Wie lange können wir damit warten?«
    Der Staatsanwalt atmete tief durch: »Also gut, weil Sie es sind, lasse ich die Meldung bis morgen Abend liegen.«
    »Und auch dann nur das Allernotwendigste – bitte.«
     
    Nachdem Sternberg mit dem Staatsanwalt abgefahren war, streifte sich Oskar Lindt Handschuhe über und begann damit, die Wohnung der Maiwald-Brüder näher zu inspizieren. Wie an jedem Tatort, den er zu bearbeiten hatte, war es ihm äußerst wichtig, die Atmosphäre so intensiv wie möglich in sich aufzunehmen, ja regelrecht aufzusaugen.
    Er öffnete das altertümliche Küchenbüfett, inspizierte Kühlschrank und Speisekammer, ging durch das Bad und durchstöberte die Kleiderschränke in den Schlafzimmern der Brüder.
    Überall fand sich derselbe Einrichtungsstil wie im Büro: schlicht, aber dauerhaft. Vor der Bücherwand im Wohnzimmer blieb der Kommissar stehen und nahm einige Bände heraus. Zwei Reihen mit Fachliteratur zu allen Bereichen des Bauens, Älteres und Neueres, aber – und das erstaunte Oskar Lindt – dazu gesellte sich eine Sammlung von über 300 Krimis. Klassiker wie Arthur Conan Doyle, Agatha Christie und Edgar Wallace waren vertreten, die Frankreich-Abteilung bestand überwiegend aus Simenons Maigret-Romanen, Donna Leon stand für Venedig, Mankell und andere Skandinavier füllten weitere Regalfächer.
    Auf zwei Beistelltischchen neben den ledergepolsterten Lesesesseln mit zugehörigen Stehlampen stapelte sich Regionales aus den deutschen Krimilandschaften. Einen Fernseher suchte der Kommissar vergebens, lediglich ein altes Röhrenradio im Holzgehäuse zierte die Anrichte neben der Bücherwand und stellte somit das einziges Zugeständnis an die Unterhaltungselektronik dar.
    Lindt drückte den Einschalter und nach einiger Aufwärmzeit erschallte tatsächlich die Stimme seiner Lieblingsmoderatorin von SWR4-Badenradio. »Schade um die beiden«, murmelte er vor sich hin. Nicht nur, dass sie denselben Musikgeschmack hatten, auch die Einrichtung der Wohnung machte ihm die Brüder regelrecht sympathisch. Im Nachhinein bedauerte er es, früher keinen näheren Kontakt mit ihnen gesucht zu haben – doch ob sie es überhaupt gewollt hätten?
    Nachdenklich stand der Kommissar immer noch vor dem Bücherregal und betrachtete das umfangreiche Mord- und Totschlagmaterial. Er zog die Augenbrauen zusammen. Irgendetwas war hier merkwürdig. An einer Stelle der senkrechten Seitenwand hatte das Eichenholz einen leichten Schimmer. Lindt schaute genauer hin. Nur eine Nuance, aber irgendwie glänzte die Stelle nicht so sehr wie der Rest der polierten Oberflächen. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern darüber. Ein wenig matt kam ihm der handgroße Bereich vor. Der Kommissar räumte drei gebundene John Grishams heraus und fühlte auf der Innenseite der Regalwange eine kleine Vertiefung. Kaum einen halben Zentimeter tief eingelassen, aber so, dass vier Finger hineinpassten. Instinktiv fasste er zu und drückte. Nichts geschah. Daraufhin zog er daran und nahezu mühelos ließ sich das Regalteil von der Wand wegschwenken. Die massive Stahltüre im Mauerwerk dahinter erstaunte ihn nicht weniger.
    »Paul«, rief er in den Flur, »Treffer!«
    »Jetzt fehlen uns nur noch die Schlüssel«, meinte Wellmann. »In den Schreibtischen lag nichts.«
    Lindt nahm sein Handy und tippte die Kurzwahl für Jan Sternberg. »Ich bin mir schon ziemlich sicher, was die Brüder als den sichersten Platz für einen Tresorschlüssel ansahen.« Dann fasste er in die Hosentasche und zog seinen eigenen Schlüsselbund heraus. »Auf sich selbst konnten sie sich am ehesten verlassen.«
    Als Sternberg sich meldete, beauftragte er ihn, die persönlichen Sachen der Maiwalds aus der Gerichtsmedizin abzuholen.
     
    20 Minuten später traf Jan ein. »War schon alles bei Ludwig im Labor. Wundert mich, dass er nicht weitergedacht hat. Da hätte doch der Groschen fallen müssen.« Er hielt zwei Lederhüllen in den Händen und schüttelte zwei identische Schlüsselbunde auf den Tisch.
    »Hoftor, Hauseingang, Wohnung, Schuppen, Autoschlüssel und die beiden hier.« Sternberg hob je einen Doppelbartschlüssel in die Höhe. »Sieht ja ein Blinder, dass so was nicht zu einem Hühnerstall
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