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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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gehört.«
    »Chefsache«, sagte Lindt und nahm seinem Mitarbeiter die Schlüssel ab. Dann entriegelte er einmal, zweimal, drehte den Griff und zog an der schweren Stahltür. Erstaunlich leicht und völlig geräuschlos ließ sie sich öffnen.
    Der Kommissar griff hinein und beförderte eine voluminöse Metallkassette ans Tageslicht. Wie nicht anders zu erwarten, ein schweres, altertümliches Modell, Hammerschlaglack, dunkelgrün.
    »Farblich sind sie ihrem Stil ja auch treu geblieben«, kommentierte Sternberg. »Alles in Grün, das Hoftor, der alte Benz, Lastwagen, Lederpolster und jetzt natürlich die Kasse.«
    »Ich kann mich erinnern«, nickte sein Chef. »Im Büro hatten die beiden kein Geld. Anfangs brachte ich die Miete bar hierher. Wenn’s nicht passend war, ging immer einer der Brüder in die Wohnung und kam mit dem Rückgeld wieder.«
    Der Schlüssel steckte, Lindt drehte, klappte den Deckel hoch und nahm den Münzgeldeinsatz heraus.
    »Voll! Proppenvoll!«, war alles, was Sternberg einfiel. Der Rest der Kasse war mit Geldscheinbündeln mehr als vollgestopft.
    »Zählen!«, befahl der Kommissar. »Paul und ich schauen zu. Hier gilt das Sechsaugenprinzip. Nicht, dass uns noch einer was nachsagt.«
    Sauber ordnete Sternberg die Scheine, und Wellmann addierte die einzelnen Stapel. »28.430«, verkündete er das Ergebnis. »Ist doch praktisch, immer ein wenig Kleingeld im Haus zu haben.«
    »Dort hinten«, spähte Sternberg in den Tresor und beförderte etwas aus dem Halbdunkel hervor.
    Etliche Male musste er hineingreifen, bis schließlich 50 in weißes Papier gewickelte Rollen neben der Kassette auf dem Eichentisch lagen. »Wofür brauchten die so viel Wechselgeld?«
    »Aufmachen!«, wies ihn Lindt an. »Jede Wette …« Er stockte, denn der Glanz verschlug ihm den Atem. »Kam mir doch gleich etwas groß vor, der Durchmesser.«
    »Komische Art, eine Münzsammlung aufzubewahren.«
    Der Kommissar hielt eine der Goldmünzen ins Licht. »Siehst du den Springbock? Jan, das sind keine Sammlermünzen.«
    »Krügerrand, Gold – massiv«, kam von Paul Wellmann. »Die Gebrüder hatten anscheinend nicht viel Vertrauen in die Banken.«
    »50 Rollen à 20 Stück – macht schlappe Tausend. Wie viel sind die wohl wert?«
    Lindt nahm sein Handy, tippte die Kurzwahl des KTU-Chefs, stellte auf laut und legte das Telefon auf den Tisch. »Ludwig, wie steht das Gold im Moment?«
    »Warum, warst du beim Zahnarzt und willst deine Füllungen verhökern?«
    »Quatsch, wir haben den Geldschrank gefunden, an dem deine Spezialisten gestern blind vorbeigelaufen sind.«
    »Hoppla«, Willms zögerte. »Soll ich einen Werttransporter schicken?«
    »Nicht nötig«, meinte Jan, »aber wir fliegen jetzt erst für ein paar Monate auf die Bahamas.«
    »Wie viele Barren habt ihr denn?«
    »Krügerrand«, antwortete Lindt. »Schau doch mal rasch ins Internet.«
    Wenig später kam die Antwort: »Um die 700.«
    »Wie? 700 Euro?«
    »Pro Stück! Teilen wir durch vier?«
    »Macht 175 für dich.«
    »Was? 175 Euro?«
    »Nein, 175.000!«
    »Nicht schlecht, die Herren Schatzsucher. War sonst noch was im Tresor?«
    »Nur Kleingeld«, antwortete Sternberg, »paar Kröten, nicht der Rede wert.«
    »Und etwas Papier.« Lindt legte einen Ordner auf den Tisch. »Es wird wohl besser sein, du kommst kurz vorbei, Ludwig, bevor wir hier alle Spuren verwischen.« Der Kommissar schaltete sein Handy wieder ab.
    »Dunkelgrün natürlich«, sagte Paul Wellmann und schlug das Ringbuch auf. »Alte Bankbelege, ab 1993 bis …« Er blätterte: »… zurück bis 1975. Jeden Monat, immer zum Ersten, wurde ein Scheck belastet.«
    »Wie hoch?«
    »Erst 500 Mark, dann von Jahr zu Jahr steigend. Hier wurde das Ganze auch in einer Liste vermerkt.«
    »Kein Anhalt, an wen das Geld ging?«
    Wellmann schüttelte den Kopf. »Alles Barschecks.«
    »Egal, wir werden es trotzdem rausfinden. Wenn die Maiwald-Brüder solche alten Kontoauszüge hier einschließen, gibt es einen guten Grund dafür. Weitersuchen!«
    »Der Tresor ist jetzt aber leer, Chef.«
    »Jan, nerv mich nicht. Wenn da nichts mehr drin ist, suchen wir halt woanders. Überall, Dachboden, Keller, Schuppen, Auto, Lastwagen, was weiß ich. Bewacht die Schätze, bis Ludwig kommt, ich muss mal raus.«
    Lindt stürmte zur Haustüre hinaus und die Treppe hinunter. Auf der untersten Stufe blieb er stehen und machte kehrt. »Was hast du gesagt, Paul –
93 bis 75?«
    Wellmann schlug den Ordner wieder auf.
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