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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün
Autoren: B Leix
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das Band abgehört, kein Name drauf.«
    »Also anonym«, stellte Jan Sternberg fest.
    »Nur Straße und Hausnummer, dann: ›Erdgeschoss, da liegt einer im Klo.‹ ›Ansprechbar?‹ ›Tot!‹ Männliche Stimme, das war alles.«
    »Danke«, antwortete Paul Wellmann, »wir holen das Band später ab.« Dann zeigte er auf den Tisch, um den sie saßen.
    Lindt wischte sich die Schweißperlen von Stirn und Nacken. »Sonntags gönnten sich die beiden was. Immer denselben Roten.«
    »Zwei Gläser, also kein Besuch?«
    »Am liebsten waren sie für sich, auch früher schon.«
    »Du hättest es ja nicht weit gehabt.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf: »Ich bin mir nicht sicher, ob sie mir ein Glas angeboten hätten. Ihre Sparsamkeit war legendär. Nur sonntags …«
    »Gönnten sie auch anderen was?«
    »Die Miete war nicht billig, aber im Allgemeinen gab es keine Klagen. Sie hielten ihre Häuser in Schuss.«
    »Viele?«
    »Vermutlich, aber Genaues hat man nie erfahren.«
    »Wird sich jetzt ändern, Chef«, mischte sich Jan in das Gespräch ein. »Bin gespannt, wer das alles erbt.«
    Lindt zeigte auf ihn: »Genau, du wirst das herausfinden.«
    Ein Uniformierter vom Streifendienst, der gleichzeitig mit der Rettung eingetroffen war, kam zum Tisch: »Eine Hausbewohnerin hat von oben gesehen, wie sie sich übergeben haben. Beide, da rein!« Er zeigte auf den Gully.
    »Und weiter?«
    »Sind sie eiligst weg, der eine ins Haus, der andere in den Schuppen.«
    »Natürlicher Tod scheidet in diesem Fall wohl aus.«
    Lindt zog die Stirn in Falten und schaute seinen jungen Kollegen durchdringend an: »Ich wär mal wieder nicht von selbst draufgekommen. Komm, Paul, lass uns fahren.«
    Am großen, dunkelgrün gestrichenen Hoftor trafen sie auf Ludwig Willms, den Chef der Kriminaltechnik. »Einer im Haus, einer im Schuppen. Nehmt euch auch den Hof vor, den Wasserablauf und die Weingläser dort auf dem Tisch.«
    »Und ihr? Schon fertig?«
    »Ludwig, zieh Gummistiefel an, du wirst sie brauchen!«
     
    Für den Rest des Tages sprach Oskar Lindt nicht mehr viel. Er zog sich in sein separates Büro zurück, vergrub sich in irgendwelchen Akten und rauchte dabei eine Pfeife nach der anderen. Nur seine Frau rief er an: »Die Maiwald-Brüder, ja, beide. Heute Abend mehr.«
     
    »Kein Wunder, dass ihr beide so schnell abgehauen seid«, streckte Ludwig Willms den Kopf zu Lindts Bürotüre herein. »Ein Glück, dass jetzt das Wochenende kommt. Nach dieser Sauerei brauch ich dringend Erholung. Wir haben Masken aufgezogen – so was hab ich schon jahrelang nicht mehr gesehen.«
    »Und gerochen, meinst du wohl.«
    Der KTU-Chef nickte. »Die Leichen sind in der Rechtsmedizin und vom Drumrum haben wir Proben genommen. Das Labor ist dran. Also, wenn du mich fragst …«
    »Vielleicht frag ich dich am Montag«, erwiderte Lindt so kurz angebunden, dass Willms die Tür schnell wieder zuzog.
     
    Auch zu Hause war der Kommissar ziemlich einsilbig. Carla verstand, denn ihr ging der Tod der Maiwalds ebenfalls sehr nahe. Sie lebten zwar schon lange in der Waldstadt, aber die Erinnerung an ihre frühere Wohnung war längst nicht verblasst.
    »Ob noch viele unserer früheren Nachbarn dort wohnen?«, fragte Carla beim Essen, und Oskar begann tatsächlich, etwas aufzutauen.
    »Keine Ahnung, Jan und Paul gehen hausieren. Morgen bekomm ich die Liste.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine: »Ich seh die Brüder immer noch vor mir, das große grüne Holztor, der alte ratternde Lastwagen.«
    »Eigentlich waren sie ja in Ordnung«, meinte Oskar zögernd.
    »Was heißt eigentlich?«
    »So als Vermieter halt. Aber sonst … na, wie soll ich sagen, ziemlich eigen. Meinst du nicht?«
    »Die Miete war auch nicht höher als anderswo, die Wohnung schön groß und wenn was zu reparieren war, haben sie es anstandslos gemacht.«
    »Vielleicht ist eigen ja nicht der richtige Ausdruck. Ich hab heut den halben Tag drüber gebrütet, wie ich die beiden denn beschreiben könnte.«
    »Zurückgezogen? Eher nicht, durch ihr Baugeschäft waren sie doch überall bekannt.«
    »Aber trotzdem gab’s nicht viele, mit denen sie näheren Kontakt hatten. Keine Freunde, keine Verwandten. Das hätten wir doch sonst mitgekriegt auf der anderen Straßenseite.«
    »Einen zufriedenen Eindruck haben sie aber schon gemacht«, überlegte Carla. »Und gegrüßt hat man sich immer.«
    Oskar schnitt nachdenklich an seinen Rouladen herum: »Vielleicht waren sie sich ja einfach selbst genug. Der Betrieb und
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