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Funkelnde Leidenschaft

Funkelnde Leidenschaft

Titel: Funkelnde Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
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1
    Boston, Februar 1861
    Träge streichelten starke braune Hände einen warmen Rücken …
    Eine zierliche Frau duftete nach Sommerrosen …
    Schatten und Halbdunkel in einem menschenleeren Flur …
    Er lehnte an der Nußbaumtäfelung. Unter seinen Fingern spürte er Seide aus Lyon, zart und von der Haut darunter erhitzt. Langsam glitten seine Hände zu den nackten Schultern der Frau. Nicht nur Sommerrosen, sie roch auch nach Veilchen. Als er den Kopf zur Seite wandte, um in den düsteren Flur zu spähen, streifte sein Kinn parfümierte blonde Locken, so weich wie Daunen.
    »Hoffentlich stört's dich nicht, daß ich dich hier heraufgelockt habe«, wisperte sie kokett.
    »Keineswegs.«
    »Du bist der großartigste Mann, dem ich jemals begegnet bin – nördlich und südlich der Mason-Dixon-Linie 1 «, beteuerte sie mit ihrem verführerischen Südstaatenakzent und rieb provozierend ihre Hüften an seinen.
    Mit einem leisen, nichtssagenden Laut beantwortete er das Kompliment. Seine Augen, dunkel wie eine mondlose Mitternacht, betrachteten den hübschen Kopf, den er mit beiden Händen umfaßte. Der hochgewachsene Mann mit den regelmäßigen Zügen einer griechischen Statue und dem widerspenstigen rabenschwarzen Haar trug Indianerkleidung aus Elchleder, geschmückt mit Hermelinbesatz und Adlerfedern, die Mokassins waren rot, golden und schwarz bestickt. Über der halb entblößten Brust hing eine Kette aus Bärenkrallen und Federn.
    Dieser muskulösen Brust galt die hingerissene Aufmerksamkeit der Lady. Zärtlich strich sie darüber. »Woher kommst du?« fragte sie, während ihre Finger zu seinem Hosenbund hinabwanderten.
    »Aus Montana 2 .«
    »Und zu welchem Stamm gehört das alles?« Sie meinte seine Kleidung und den Schmuck, aber ihre Hände erforschten seine wachsende Erregung.
    Mühsam schluckte er, ehe er antwortete: »Zu den Absa-rokee 3 – den Mountain Crow«, fügte er hinzu, um den Namen zu nennen, den die Außenwelt kannte.
    Sie liebkoste ihn noch ungehemmter, und was ihre Fingerspitzen fühlten, jagte ihr das Blut schneller durch die Adern. An ihn geschmiegt ahnte sie die langen Jahre körperlicher Ertüchtigung, roch beinahe die exotische Aura der fernen Prärie und der unwegsamen Berge. Dieser Mann symbolisierte eine majestätische Natur und grenzenlose Freiheit.
    Warum hat er mich noch nicht geküßt? fragte sie sich pikiert. Zweifellos reizte sie ihn, oder etwa nicht? An eine so unbeugsame Selbstkontrolle war Lillebet Ravencour nicht gewöhnt. Seit sie ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert hatte, lagen ihr die Männer zu Füßen. Sie preßte sich noch fester an ihn, halb drängend, halb zögernd – eine subtile, erprobte Mischung. Jetzt muß er mich küssen, dachte sie und blickte erwartungsvoll zu ihm auf.
    Aber er enttäuschte sie. Abrupt beendete er die Tändelei, hob sie hoch und trug sie zum nächstbesten Schlafzimmer. Primelgelbe Seidenfalten zogen eine helle, schimmernde Spur durch den Korridor.
    Endlich küßte er sie. Während er sie langsam auszog, küßte er sie überall. Sein Mund und seine Zunge ließen keine einzige wohlgeformte Rundung aus. Und er küßte sie an warmen, intimen, feuchten Stellen, die noch niemand geküßt hatte. Anfangs glaubte sie zu sterben, als sein warmer Atem sie dort streifte …
    Doch sie starb natürlich nicht. Seine Zunge weckte köstliche Gefühle, und sie erkannte, daß sie dem Paradies noch nie näher gewesen war.
    Kurzfristig kehrte ihr klarer Verstand zurück, während ihr Liebhaber aufstand, um sich auszuziehen.
    »Und wenn jemand hereinkommt?« flüsterte sie und beobachtete, wie er mit einer Hand die Halskette auf den Nachttisch warf und mit der anderen die gefranste Lederhose von den schmalen Hüften streifte. Er ließ sie einfach am Boden liegen, neben Lillebets zerknüllten Spitzenunterröcken, für die ein Dutzend Bäuerinnen sechs Monate geopfert hatten, um sie zu nähen. Groß, breitschultrig und gertenschlank mit wohlgeformten Muskeln imponierend, kam er zum Bett. Beim Anblick seines nackten Körpers brannte das Feuer in ihrem Blut noch heißer.
    »Keine Bange«, erwiderte er und sank auf sie herab. Langsam drang er in ihre süße Wärme ein und betrachtete ihr Gesicht, die geschlossenen Augen, die leicht geöffneten Lippen. Sie stöhnte leise. Offensichtlich war sie zufrieden. Also vergaß er ihre Frage und küßte sie.
    Drei Häuserblocks weiter, in einer sanft ansteigenden Straße, die einen schönen Ausblick auf den Charles River bot, stand ein
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