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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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nachtrauern. – Nein, das tut sie gar nicht. Sie eifert ihm nach, will das schaffen, was er nicht vollenden konnte, meint, in ihrem Leben sei nur noch dafür Platz. Fühlt sich offenbar als Neutrum. Ja, so wird es sein. Chris lächelt über seinen Einfall. Und dabei ist sie alles andere! Na, wir sind auf engerem Raum zusammen, Gelegenheit, sich näherzukommen. Chris war an diesem Morgen auch darin zuversichtlich.
    Neben Chris leuchtete an einer Signalsäule ein rotes Feld auf, gleichzeitig ertönte ein Summton. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Deckluke, und eine Hebebühne drückte den Helikopter nach oben. Aus der Kanzel winkte Karl Nilpach.
    Kurz danach stellte sich die gesamte Mannschaft der »Ozean II« am Hubschrauber ein.
    Chris Noloc hatte wieder das eigenartige Gefühl wie am vorangegangenen Abend. Warum machen sie nur soviel Aufhebens! Eine ganz und gar normale, alltägliche Sache, so ein Erkundungsflug. Zugegeben, es ging in Unerforschtes, vielleicht gerieten sie auch in Gefahren, aber das stand ja von vornherein fest.
    Nilpach war vom Hubschrauber gesprungen und zu Chris getreten. »Hast du schon gesehen?« fragte er und deutete mit einer unauffälligen Kopfbewegung nach oben. »Hoffentlich sind sie satt oder auf Größeres aus«, scherzte er makaber.
    Chris sah in den Himmel. Zwei Riesenvögel kreisten hoch oben über der Küste.
    »Nicht so schön, was?« sagte plötzlich dicht neben ihm Robert Tocs.
    Chris zuckte mit den Schultern, und dann mußte er sich den zahlreichen Händen widmen, die sich der Besatzung des Hubschraubers entgegenstreckten, die vor dem Abflug noch einmal gedrückt sein wollten.
    Chris hatte es plötzlich eilig. Ihm wurde die Szene beinahe lästig, wenngleich er sich andererseits über die Anteilnahme der Gefährten freute. Beim Einsteigen half er den Frauen. Er suchte Gelas Blick. Sie sah jedoch geradeaus, ihr Gesicht war blaß. Sie verabschiedete sich so, als sei sie in Gedanken bereits Tage voraus.
    Tocs beeilte sich ebenfalls mit der Verabschiedung. Er sagte ein paar offizielle Worte, die die Exkursionsteilnehmer bereits in der offenen Luke stehend entgegennahmen. Sein Wunsch für guten Flug ging im voreiligen Donnern der Rotoren unter.
    Viele winkten, als sich die Maschine erhob und leicht geneigt gegen Süden abflog.
    Die Menschenansammlung auf Deck begann sich zu zerstreuen. Plötzlich schrie jemand gellend auf.
    Tocs, der gerade in der Luke verschwand, fuhr herum, machte zwei, drei große Sätze und rannte dann dorthin, wo alle hinliefen. Doch kam er zu spät, um noch etwas zu sehen.
    »Was war?« fragte er bleich und außer Atem.
    Die Bordmechanikerin neben ihm, sie hatte noch eine Trosse des Hubschraubers über der Schulter, sah ihn nicht an. In ihrem Gesicht stand der Schreck. Dann, als ob sie erwachte, murmelte sie dumpf: »Verschluckt einfach – und aus! So eine Swallow kam angeflitzt…« Und dann fügte sie hinzu: »Das waren die ersten!« Es klang wie ein Vorwurf.
    Tocs trieb es das Blut zu Kopf. Er stieg auf den Sockel der Signalsäule und rief: »Achtung Freunde, herhören!« Er mußte noch zweimal rufen, bevor sich das aufgeregte Durcheinander legte. Dann rief er in hastigen Sätzen: »Es gibt doch keinen Grund zur Panik – oder Resignation! Denkt daran, auf unserer Reise passierte es uns dreimal, und keinem wurde auch nur ein Haar gekrümmt! Der Helikopter schließt hermetisch, das hält er ohne weiteres aus! Freilich, außer Kurs geraten müssen sie zwangsläufig, aber das ist kein Malheur…«
    »Das ist nicht vergleichbar mit den Salmons!« rief die Mechanikerin heftig. »Hier ist kein Wasser. Wenn das Vieh den beschädigten Hubschrauber fallen läßt, kann er beim Aufprall platzen!«
    Wieder setzte Gemurmel ein.
    »Wartet doch ab, Freunde!« rief Tocs ärgerlich. »Ennil weiß das auch. Schließlich fliegt so ein Tier nicht ewig. Ennil kann den Zeitpunkt des Ausscheidens mit beeinflussen. Er hat den Greifanker! Ich werde…«
    »Kommandant, Kommandant, hier Funkzentrale, bitte sofort kommen. Verbindung zum Hubschrauber!« Die Lautsprecheranlage übertönte alles andere.
    Tocs sah plötzlich in freudige Gesichter, hörte frohe Laute.
    Er murmelte: »Na also«, sprang eilig vom Sockel der Säule und lief in langen Sätzen zum Einstieg.
    Karl Nilpach hatte das Steuer übernommen. Gleich nachdem der Helikopter vom Deck der »Ozean II« abgehoben hatte, steuerte er ihn in die Horizontale. »Ich bleibe in Bodennähe«, rief er und deutete mit dem
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