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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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Nilpach schaltete weitere Scheinwerfer ein.
    Durch die Ringwand lief ein Zucken. In das wieder einsetzende Geräusch hinein rief Chris: »Also, es ist leider wie vermutet. Wir sitzen ganz schön fest. Steuerschraube abgeschert, das Rumpfende hat sich in die Schlauchwand eingespießt. Die Flugmaschine spreizt den Schlauch, der ohne Zweifel die Speiseröhre ist, auseinander.« Chris ließ sich wieder in den Sitz gleiten und fügte sarkastisch hinzu: »Muß für unseren Wirt nicht gerade angenehm sein!«
    Einer nach dem anderen kletterten sie auf die Rücklehne des Sitzes und sahen sich das Malheur an.
    »Wird wohl mit einem Durchrutscher nichts werden«, bemerkte Karl Nilpach.
    »Wär auch zu gefährlich«, gab Ennil zu bedenken. »Wir sind hier nicht im Wasser. Wenn uns das Tier aus der Luft fallen ließe, ich weiß nicht…«
    »Sie kann doch nicht ewig fliegen!« warf Carol Mieh ein.
    »Ewig nicht, aber lange«, stellte Ennil klar. »Sie ernähren sich fast ausschließlich von Tieren, die sie während des Fluges in der Luft fangen…«
    »Wie wahr, wie wahr…«, warf Karl Nilpach ein.
    »Es sind gewandte und schnelle Flieger«, fuhr Ennil unbeirrt fort. »Ihre Horste mauern sie an Felsen, meist hoch oben unter Vorsprüngen, also auch dort vermindert sich die Gefahr kaum.
    – Gut«, unterbrach er sich. Dann fragte er: »Was schlagt ihr vor? Was denkst du, Gela?«
    Gela zögerte einen Augenblick, errötete ein wenig, dann antwortete sie »Aussteigen, freihacken, abwarten – vielleicht ordentliche Haltevorrichtungen hier in der Kabine anbringen, damit wir einen Absturz aus großer Höhe überstehen.«
    »Du, Chris?«
    »Ich – Augenblick…«, sagte Chris Noloc zerstreut. Er hatte gerade Carol Mieh eine Frage gestellt.
    »Carol?«
    »Im Grunde denke ich wie Gela. Ich bin aber der Meinung, daß wir einen Sturz aus großer Höhe ganz gut überstehen könnten, wenn wir uns so einrichten, wie Gela es vorgeschlagen hat, und wenn wir zweitens davon ausgehen, daß wir mit einiger Sicherheit in anderen Ausscheidungen eingebettet sein werden.« Die Ärztin fuhr trotz der angeekelt verzogenen Mundwinkel ihrer Gefährten ungeniert fort: »Das dämpft!«
    Und jetzt lächelte sie, das erstemal seit Eintritt der Katastrophe.
    »Karl, wieviel Lebensmittel haben wir an Bord?« fragte Chris.
    »Nun ja, der Flug ist für sieben Tage geplant. Zehn Tage würde es schon reichen«, antwortete Karl Nilpach. »Mit dem Sauerstoff verhält es sich ähnlich.«
    »Und welche Meinung hast du?« fragte ihn Ennil, und wie es schien, leicht ärgerlich, da er von Chris Noloc unterbrochen worden war.
    »Tja«, sagte Karl Nilpach gedehnt und kratzte sich in seinem dichten grauen Haar. Dann sah er Chris Noloc an und nickte bedächtig. »Verstehe«, sagte er. »Wenn wir uns weiter unten…«, er deutete mit dem Daumen hinter sich, »… noch mal verklemmen – der Weg ist noch lang, kann ich mir denken –, dann ist’s mit dem Freihacken nichts mehr, und dann…« Er verdrehte die Augen. »Ich wäre mehr für Aktivitäten.«
    »Die Sache ist ernst genug«, kritisierte Ennil.
    »Eben«, sagte Chris Noloc, aber es war keine Bekräftigung von Ennils Tadel, sondern eine Zustimmung zu dem, was Karl Nilpach gesagt hatte. »Deshalb schlage ich vor: Carol mixt eine gehörige Dosis von diesem Giftzeug zusammen, das sie uns diesmal mitgegeben haben. – Du weißt schon!« sagte er, zu ihr gewandt, »aber hochkonzentriert. Karl und ich gehen raus und impfen – wie sagt man: intramuskulär.«
    Ennil und Gela protestierten. Einen Augenblick empfand Chris Gelas Widerspruch wohltuend, dann sprach er jedoch unbeirrt weiter: »Im Falle, daß uns etwas zustößt, kann immer noch die Wartevariante zur Anwendung kommen.«
    »Ich bin gegen deinen Vorschlag«, bekräftigte Gela nachdrücklich. »Ich halte das Risiko für unverantwortlich hoch!«
    »Heute ist es dieses Risiko, morgen jenes. Ein Abwarten werden wir uns nicht immer leisten können. Also«, Chris sprach bestimmt, »für solche Aufgaben kommen nach Lage der Dinge nur Karl und ich in Frage. Oder sollen Charles und Carol oder du?«
    Gela schwieg, sie kniff die Lippen zusammen, dann sah sie Chris voll an, ihr Blick ging jedoch um ein weniges an ihm vorbei, und sagte trotzig: »Gut, ich gehe!«
    »Du bleibst«, rief Chris heftiger, als er beabsichtigt hatte.
    »Charles, befiehl ihr das!« Er sah sie an, bittend, ganz im Gegensatz zu seinem Befehlston.
    Gela senkte den Blick und wandte sich dann ab. Soweit käme
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