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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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gebärdeten sich alle ungeduldig, als endlich Land in Sicht war, nur ich zögerte. Auch du, Chris, hast das zunächst nicht verstanden.
    Tocs hatte sich umgedreht und sah Chris, der gleich ihm am Fenster stand und in die Dunkelheit starrte, von der Seite her an. – Es war eben doch gut, erst eine besonders hohe Welle abzuwarten und dann mit voller Kraft aufzulaufen. So war es möglich, mein lieber Chris, gleich ein schönes Stück ins Land hineinzukommen, ohne daß uns die nächste Welle wieder zurück zog.
    Chris Noloc fühlte sich stolz: Endlich eine Aufgabe, dachte er. Diese nerventötende Seefahrerei, trotz dieser Ungeheuer. Im Grunde genommen war sie äußerst langweilig gewesen.
    Warum wohl Robert gezögert hat, als es um die Leitung der Exkursion ging? Schließlich stand Ennil von vornherein fest – oder Gela. Nun ja, seine Unkerei macht ihn ein wenig unglaubwürdig. Chris bemühte sich, im Schein der schwachen Brückenbeleutung draußen etwas zu erkennen. Geröll und aufgetürmte Haufen aus abgeschliffenen Steinen, dazwischen breite Kriechspuren von Tieren. Ein normaler Küstenstreifen, dachte Chris, fast gleich dem, der sich um unsere Insel zieht.
    »Chris, ich habe Ennil empfohlen, dich mitzunehmen«, sagte Tocs plötzlich und blickte nach wie vor in die Finsternis hinaus.
    »Ja«, antwortete Chris Noloc ruhig. Er sah auf die dunkle Silhouette des Kommandanten. »Ennil hat mit mir gesprochen.
    Carol soll als Ärztin dabeisein und Karl Nilpach als Pilot und Techniker.«
    »Was sagst du zu Charles als Leiter?« fragte Tocs.
    Chris überraschte die Frage. Eine Kritik oder auch nur Stellungnahme zu einer Entscheidung des Kommandanten stand ihm laut Reglement nicht zu. Er zuckte die Schultern, dann sagte er zögernd: »Daß er auf Gefahren aufmerksam macht, halte ich nicht für falsch. Vielleicht hätte er sich dazu eine bessere Gelegenheit suchen sollen. Es ist nicht beispielgebend, wenn ausgerechnet der Leiter nochmals allgemein bekannte Schwierigkeiten aufzählt. Ansonsten: Er hat einen Blick für Neues, und er ist fachlich sehr beschlagen.«
    »Er scheint mir in der letzten Zeit ein wenig zerstreut…«, entgegnete Tocs nachdenklich, doch dann schob er seine Bedenken beiseite.
    »Gut«, sagte er, und die Angelegenheit war für ihn wohl endgültig erledigt. »Ich bin dafür«, setzte er hinzu, »daß ihr Gela mitnehmt. Sie soll Erfahrungen sammeln.«
    Chris fühlte, daß ihm das Blut zu Kopf stieg. Nach einer Weile sagte er: »Bitte sag du ihr das. Du weißt, es gibt ohnehin schon Geflüster.«
    »Ich finde nichts dabei, wenn man jemanden na – sympathisch findet, so wie du Gela«, sagte Tocs, und Chris erriet, daß er lächelte.
    »Bloß wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruht, wirkt’s leicht komisch«, entgegnete Chris mit brüchiger Forsche in der Stimme, und er starrte erneut aus dem Fenster.
    »Willst sie also nicht mithaben!« stellte Tocs fest, und er sah schmunzelnd zu Chris hinüber.
    »Doch, doch«, beeilte sich Chris zu antworten. Dann setzte er noch eifrig erläuternd hinzu: »Es geht wohl in erster Linie um die Sache. Und Gela muß anfangen!«
    Jetzt lachte Robert Tocs. »Sprichst, als hättest du bereits fünfundzwanzig anstatt zwei ähnlicher Einsätze hinter dir. Und die zwei waren im Küstenstreifen unserer Insel und werden mit dem hier nicht vergleichbar sein. Übrigens, in dem Zusammenhang…«, Tocs sah Chris jetzt voll an, »… bist vorsichtig, ja?«
    »Aber ja! Mir ist bislang noch nichts zugestoßen«, sagte Chris, und es klang ein wenig unwillig.
    »Trotzdem«, entgegnete Tocs. Dann fuhr er in verändertem Tonfall fort: »Ihr fliegt eine große Schleife. Kurs Südost, dann Südwest und zurück nach spätestens drei Tagen. Findet ihr einen geeigneten Platz für einen Stützpunkt, kehrt ihr sofort um! Der Stützpunkt sollte, wenn ihr Glück habt, möglichst in ihrer Nähe sein.« Es entstand eine Pause.
    Dann fragte Chris: »Du glaubst also daran? Ich meine, bist selbst davon überzeugt?«
    Robert Tocs antwortete lange nicht, so, als müsse er sich die Antwort reiflich überlegen. Dann sagte er: »Nein!«, und als Chris eine heftige Bewegung ausführte, die Überraschung ausdrückte, fügte er lächelnd hinzu: »Ich glaube nicht nur, daß es sie gibt, ich weiß es.«
    »Ach«, stieß Chris hervor. »Sagst du es nur so, um die Sache interessant zu machen, um uns sozusagen bei der Stange zu halten, oder hast du Beweise?«
    Tocs überlegte abermals. Dann sagte er: »Tu so, als ob es
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