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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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Daumen nach oben. Ennil nickte.
    Er hatte verstanden. In Bodennähe waren sie einigermaßen sicher vor den Seagulls.
    Das Schiff war noch in Sicht, als Carol plötzlich entsetzt aufschrie. Stumm zeigte sie nach vorn. Etwas Schwarzes wuchs blitzschnell auf sie zu, ein weitaufgerissener riesiger roter Rachen, und dann umgab sie Finsternis. Sie purzelten durcheinander. Ein letztes Fauchen des Motors und dann Stille – aber keineswegs Bewegungslosigkeit. Es traten schnell wechselnde Beschleunigungsmomente ein, die die Menschen zwangen, sich irgendwo anzuklammern.
    »Hallo«, rief Karl Nilpach ächzend. »War eine verdammt kurze Reise. Schätze aber, wir sind alle ganz?«
    Chris Noloc, der neben Karl Nilpach den zweiten Pilotensitz eingenommen hatte, tastete nach dem Notlichtschalter. Als die Leuchten aufflammten, bot sich ein Bild, das unter weniger gefahrvollen Umständen gewiß Gelächter hervorgerufen hätte: Nilpach und Noloc hingen in ihren Sesseln. Die anderen vier lagen eigenartig verrenkt auf dem Boden der Kabine und hielten sich gegenseitig fest oder umklammerten die Verstrebungen der Sitze.
    Das Schwanken ließ nach. Gleichzeitig kam ein unheimliches Geräusch auf, ein Krächzen, das sich in Abständen wiederholte und dem jedesmal ein Ruck folgte.
    »Nimmt denn die Fresserei kein Ende! Das viertemal, daß wir so etwas erleben!« rief Karl Nilpach. Dann kam wieder das Geräusch und der Ruck, so daß er beinahe aus dem Sessel fiel, da er, um seine Worte zu unterstreichen, mit den Händen herumfuchtelte. Als er das Gleichgewicht wieder hatte, fuhr er energisch fort: »Los, Mädchen und Jungs, kein Grund zur Panik, aufstehn!«
    »Prüfe lieber umgehend, ob die Maschine noch dicht ist!«
    rief Charles Ennil. Er hatte seinen Schreck überwunden, einen Schreck, der mehr auf die Plötzlichkeit des Ereignisses als auf die Gefahr zurückzuführen war. Er dachte im Grunde wie Nilpach, nur war der Hubschrauber nicht die stabile »Ozean II«. »Mir wollte ja keiner glauben«, fügte Ennil hinzu, und es wurde nicht deutlich, ob es vielleicht scherzhaft gemeint war.
    Da war wieder das Geräusch. Es fand nicht mehr viel Beachtung. Der Ruck war kaum noch zu spüren.
    »Kabine dicht«, meldete Karl Nilpach, »keinerlei Druckverluste.«
    »Na also«, sagte Chris Noloc.
    »Und du, Exkursionsleiter, unke nicht!« Gela Nylf drohte Ennil launig mit dem Finger. »Wir sollten lieber unseren Wirt bestimmen – darauf verstehst du dich doch ausgezeichnet –, damit wir auf sein weiteres Verhalten schließen können.«
    »Ist, ist jemand verletzt?« fragte die Ärztin Carol Mieh. Sie räusperte sich. Immer noch ein wenig verstört, saß sie auf der Bank und blickte von einem zum anderen.
    Chris Noloc drückte mehrere Knöpfe. Dann nahm er das Mikrophon auf und rief: »Zentrale, hallo Zentrale, hier Eagle.
    Hört ihr?«
    Im Oszillographen sprang ein Zacken auf.
    Karl Nilpach lachte breit. »Na bitte!« rief er strahlend.
    »Wir sind wohlauf – Tocs soll kommen«, forderte Chris. Er schaltete den Bordlautsprecher zu. Nach wenigen Augenblicken klang es leise durch die Kabine: »Hier Kommandant Tocs. Ich freue mich, euch zu hören!« Tocs sprach völlig außer Atem.
    Karl Nilpach drehte auf höchste Lautstärke. »Das Biest schirmt ganz beträchtlich ab«, schimpfte er leise.
    Charles Ennil hangelte sich über den schrägen Boden der Kabine, Chris Noloc reichte ihm das Mikrophon. »Robert, ich will es kurz machen«, sagte Ennil. »Energie sparen! – Bitte gib mir völlige Entscheidungsvollmacht. Ich nehme an, die Schraube hat sich im Schlund verklemmt. Wir werden Gewalt anwenden müssen, um freizukommen. Habt ihr gesehen, was für ein Tier es ist?«
    »Eine Swallow«, antwortete Tocs.
    »Ach«, sagte Ennil, »seht ihr sie noch?«
    Tocs schwieg einen Augenblick. Er antwortete, wie es schien, ein wenig zerstreut: »Nein«, fügte dann jedoch konzentriert hinzu: »Handle, wie du es für richtig hältst.«
    »Danke«, antwortete Ennil. »Wir melden uns wieder, wenn sich an unserer Situation etwas Grundsätzliches ändert. Ende.«
    Chris Noloc schaltete die Anlage aus, Ennil wandte sich an Karl Nilpach: »Karl, Bugscheinwerfer ein!«
    Sie drängten an die Scheibe. Knapp vor ihnen wurde das Licht von einer feuchtrosa Wand reflektiert. Der gewaltige Schlauch, in dem sie offenbar festsaßen, bestand anscheinend aus elastischen Fasern; die Schlauchwand zeigte eine Ringstruktur.
    Chris stieg auf den Sitz, verschaffte sich Ausguck nach oben.
    Karl
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