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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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erleichtert auf. »Ich komme schon – mußte ein Stück mitfahren… Bist du wohlauf, Chris?« Karl Nilpach arbeitete sich heran. »Das Biest frißt weiter, ungeachtet der Tatsache, daß wir in seinem Hals stecken.«
    Sie richteten ihre Lampen auf den Hubschrauber. Chris hielt Nilpachs Oberarm gepackt, er wagte kaum zu atmen. Der Kadaver war an der Maschine hängengeblieben. Die Bewegungen in der Röhre nahmen zu, wurden so heftig, daß sie sich erneut anklammern mußten. »Hoffentlich hält der Anker«, Chris knirschte mit den Zähnen. »Stell dir vor, wir hätten ihn nicht ausgelegt«, Karl Nilpach machte eine Ar mbewegung, die Gleiten andeuten sollte.
    Plötzlich, nach einem heftigen Ruck, kam der Tierkörper auf sie zu, verhielt und bekam dann von der Röhrenwand einen Impuls, der ihn an dem Hubschrauber vorbeitrieb und in der Dunkelheit der Röhre verschwinden ließ.
    »Uff«, stöhnte Karl Nilpach.
    »Komm, wir wollen uns beeilen«, mahnte Chris. »Noch hundert Schritt, dann reicht die Entfernung zum Hubschrauber.«
    Die Röhre wurde immer enger.
    »So, hier«, sagte dann Chris. Es war eine Stelle, an der sie gerade noch aufrecht stehen konnten. Ein Faserbündel wölbte sich besonders kräftig aus dem Röhrenboden. Dort brachten sie die Sprengladung an. Dann rannten sie zurück. Karl Nilpach stürzte, schlitterte über mehrere der angedeuteten Ringe und blieb dann in einer Mulde in Deckung liegen.
    Kurz nach der Explosion trat erneut höchste Beschleunigung ein. Die Swallow hatte offenbar abermals die Flugrichtung gewechselt, die Röhre stand einen Augenblick beinahe senkrecht.
    »So«, sagte Karl Nilpach, »Nun bereite dich auf den großen Flug vor!« Sie nahmen den Giftbehälter auf und arbeiteten sich abermals nach vorn, auf den Krater zu, der sich deutlich als dunkle Stelle abzeichnete. Ein kleines Blutrinnsal kam ihnen entgegen. Das Faserpaket war in einer Breite von zehn Fuß aufgerissen, aus den gezackten Rändern sickerte Blut.
    »Ob sie überhaupt etwas gemerkt hat?« fragte Chris.
    »Vielleicht einen Augenblick einen leichten Hustenreiz?«
    mutmaßte Karl Nilpach.
    »Also los«, sagte Chris entschlossen. Er öffnete den Kanister und goß den Inhalt dorthin, wo in einem aufgerissenen Faserbündel mehrere Blutgefäße heftig pulsierten. »So, nun zurück.
    Wir sollten in der Maschine sein, bevor es losgeht.«
    »Vorausgesetzt, es geht los«, bemerkte Karl Nilpach.
    »Wieso?«
    »Na, ausprobiert ist das Zeug in der Praxis nicht.« Karl Nilpach wies auf ihre Umgebung. »Bald zwanzig Fuß, der Röhrendurchmesser. Kannst du dir da die Größe des gesamten Biests vorstellen?«
    Im Hubschrauber hatte Aufregung geherrscht, die sich erst legte, als die beiden Männer die Schleuse passiert und ihre beschmierten Anzüge abgelegt hatten.
    »Es sah nicht gut für euch aus, als die Äsung angeschlittert kam«, bemerkte Charles Ennil wenig taktvoll. Und er fuhr, an Chris Noloc gewandt, fort: »Was wird nach deiner Meinung nun eintreten?«
    »Erst einmal abwarten, wie Carols Cocktail wirkt«, antwortete Chris gelassen.
    »Der wirkt!« Carol forderte mit einer Armbewegung Aufmerksamkeit. Sie schien gefaßt, hatte ihre Schwäche offenbar überwunden. »Merkt ihr, ich glaube, es geht los!«
    In der Tat schienen die Beschleunigungskräfte nachgelassen zu haben. Plötzlich war ein dumpfer Aufschlag zu spüren, dann lief ein Zucken durch die Umgebung, danach gab es einen Ruck; ein Dehnen entlang der vor dem Fenster sichtbaren Muskelfasern veränderte beängstigend die Lage der Flugmaschine. Sie klammerten sich fest. Die Kabine begann sich zu neigen, drehte sich im Halbkreis und blieb, das Unterste zuoberst, stehen.
    Dann herrschte Ruhe. Sie lösten sich aus der verkrampften Haltung und ließen sich auf die Kabinendecke herab, die jetzt den Fußboden bildete. Zögernd begannen sie, die herumliegenden Gegenstände zu ordnen.
    Es schien, als berühre der Tod des Tieres die gesamte Mannschaft. Immerhin hatten sie fremdes Leben vernichtet, und irgendwie empfand jeder unausgesprochen das gleiche Unbehagen.
    Daher klang es leicht gekünstelt, wurde aber erleichternd aufgefaßt, als Karl Nilpach nach einer Weile sagte: »Gemütlich, nicht?«
    »So, was nun?« fragte Carol forsch, »wie kommen wir hier nun raus?«
    »Zu Fuß, wie sonst?« erwiderte Gela.
    »Und der Hubschrauber? Wie willst du die Entfernung zum Schiff zurücklegen?« Carol gab nicht auf. »Nach der hergebrachten Methode hätten wir die Maschine vielleicht
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