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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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gerettet.
    Wer weiß, wo uns die Swallow hingeschleppt hat, ob wir zur
    ›Ozean‹ überhaupt noch Verbindung herstellen können.«
    Chris Noloc saß dem Cockpit am nächsten. Er richtete sich auf, erfaßte die Lehne des über ihm hängenden Pilotensitzes, zog sich hoch, verspreizte die Beine zwischen Lehne und Armaturenbrett und schaltete das Funkgerät ein.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich die Zentrale meldete. Alle atmeten auf.
    Chris schilderte die Situation, dann bat er um eine Entfernungspeilung und teilte wenig später mit: »Wir sind nur zweiunddreißig Meilen vom Schiff entfernt.« Er ließ sich herabgleiten. »Vorläufig kann niemand zu Hilfe kommen, ein Unwetter zieht auf. Da der große Bergungshelikopter nicht montiert ist, wird Hilfe vor morgen früh nicht möglich sein. Tocs ordnet deshalb an, bis zu diesem Zeitpunkt nichts zu unternehmen, sondern auszuharren. Er hält unsere Lage für sicher. Ich bin aber der Meinung«, setzte Chris hinzu, »daß wir versuchen sollten, die Maschine wieder aufzurichten.«
    »Tocs hat leicht reden – aus zweiunddreißig Meilen Entfernung«, sagte Ennil. »Wissen wir, was mit dem Kadaver der Swallow unterdessen alles geschehen kann?«
    Sie übergingen Ennils Bemerkung. »Wir sollten den Hubschrauber auf die Beine stellen«, sagte Gela.
    Das Unterfangen erwies sich als gar nicht so schwierig, wie es zunächst den Anschein hatte. Als sie mit großen Äxten die Muskelfasern, die die Achse der Steuerschraube festhielten, in mühevoller Arbeit durchtrennt hatten, rutschte die Maschine in die Mitte der Röhre, glitt darüber hinaus und ließ sich mit einem Flaschenzug und Gegenhalt an den Radstützen verhältnismäßig leicht aufrichten. Hier kam ihnen der schlüpfrige Untergrund zupasse.
    Sie nahmen die verbogenen Rotorblätter ab, eine Arbeit, die sehr kompliziert war, da die elastische Röhrenwand kaum Bewegungsfreiheit ließ, und starteten den Motor. Er sprang zur allgemeinen Freude sofort an.
    »Wenn wir die Maschine hier rausbekommen, fliegt sie in zwei Stunden wieder – ohne Hilfe von der ›Ozean‹«, sagte Karl Nilpach.
    Nach dem Abendessen ordnete Ennil Nachtruhe an.
    Gela Nylf hätte zunächst nicht zu sagen vermocht, wodurch sie geweckt worden war. Sie lauschte. Doch sie hörte nur, wie die Gefährten atmeten – Ennil schnarchte leicht. Halt, war da nicht ein Schaben, so als glitte Plast über Metall? Gelas Herz klopfte bis zum Halse. Aber plötzlich war alles wieder still. Der Schlaf kam lange nicht wieder. Im Dahindämmern sah sie riesige Ungeheuer auf sich zukriechen, da sprang Chris mit einem Schwert hinzu, er hieb auf die Wesen ein, auf einmal hatte Chris das Gesicht Harolds, dann war es wieder Chris, danach waren es Chris und Harold in gleicher Rüstung. Sie kämpften wie besessen, aber die Bestien wurden immer wilder, und es kamen immer mehr. Da wurde Chris, nein Harold, gepackt.
    Zangen ergriffen ihn, legten sich knirschend um die Rüstung.
    Gela fuhr hoch. Kein Zweifel, da war ein Tappen, ein Schaben, und, kein Traum also, jenes durchdringende Knirschen.
    »Chris, Karl, hört ihr?« rief sie verhalten. Sie konnte nicht verhindern, daß sie am ganzen Körper bebte.
    »Ja, Gela?« kam es aus Chris’ Richtung.
    Plötzlich spürte sie eine Bewegung neben sich. »Ich bin’s«, flüsterte Chris.
    Sie griff nach seinem Arm, seiner Hand. Er spürte ihre Erregung. »Keine Angst«, raunte er. »Die Kabine hält was aus. Ich höre es schon eine ganze Weile.«
    »Was kann es sein? Wir sind doch im Inneren der Swallow«, fragte Gela, ebenfalls flüsternd.
    Chris gab keine Antwort. Dann flammte der Strahl einer Handlampe auf, irrte über die Lehnen der Pilotensitze und stach mitten in das Gesicht einer riesigen Bestie.
    Gela unterdrückte einen Aufschrei. Sie umklammerte Chris’ Arm, daß es schmerzte. »Es kommt nicht rein«, raunte er.
    »Behalt die Nerven!«
    Langsam lockerte sich Gelas Griff; dann ließ sie los, rückte sogar ein Stück von Chris ab.
    Trotz der verharrenden wahrhaft schrecklichen Bestie am Kabinenfenster, trotz der möglichen Gefahr dachte Chris: Ob sie sich jetzt geniert, Angst gezeigt zu haben, die mutige Gela?
    Er lächelte. Dann sagte er so ruhig wie möglich, gezwungen gleichgültig: »Möchte wissen, wo die herkommt!«
    Er leuchtete mit Bedacht den Kopf des Tieres ab. Es schien, als nähme das Ungeheuer das Licht der Lampe nicht wahr.
    Zwei beborstete Fühler spielten außen auf dem Glas der Scheibe hin und her, aber das
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