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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Autoren: Aylen Verdon
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nachdem er nichts sagte.
Erland sah sich suchend um. Dann beugte er sich vor. „Du weißt doch sicherlich, dass Wölfe die Mitglieder ihres Rudels markieren, um sie jederzeit am Geruch wieder zu erkennen?“
Ein paar der anderen Adiutoren lachten. Evianna zog die Augenbrauen zusammen und sah sich ebenfalls um. Keir war nirgends zu sehen. „Was soll das heißen?“ Erland hob bedauernd die Schultern.
„Du verarschst mich,oder?“
Erland grinste und sprang auf.
Keir kam aus den Umkleideräumen und sah von einem zum anderen. „Alles klar?“, fragte er, als er Eviannas Blick bemerkte.
Das war natürlich Unfug. Nicht mehr als ein harmloser Spaß unter Kollegen. Evianna würde nicht darauf hereinfallen und schon gar nicht Keir danach fragen. „Alles bestens“, sagte sie und vergrub sich in den Akten.
    Nach einem Tag zäher Ermittlungsarbeit fuhr Evianna gelangweilt durch die nächtlichen Straßen der Stadt. Die schwülwarme Luft strömte durch die geöffneten Fenster des Wagens, doch sie brachte keinerlei Abkühlung. Evianna drehte die Lüftung voll auf, aber auch das half nicht gegen die feuchte Hitze des Januars, im Gegenteil, es hatte zur Folge, dass aller Dreck, der sich im Laufe der Zeit in der Lüftung angesammelt hatte, ins Innere des Wagens geblasen wurde. Keir fluchte und brachte die offene Tüte Erdnussflips, mit denen er sich eben noch vollgestopft hatte, vor dem herumwirbelnden Schmutz in Sicherheit, bevor er die Lüftung energisch abschaltete.
Evianna warf ihm einen mürrischen Blick zu. „Es ist kein Wunder, dass sie uns die scheußlichsten Dienstwagen geben.“ Ihr Blick fiel auf die Ansammlung von Erdnussflips, die sich mit einer beträchtlichen Anzahl anderer essbarer Rückstände im Fußraum und unter den Sitzen des Wagens befand. „Wenn du nicht so ein Ferkel wärst, hätten wir vielleicht sogar ein Auto mit funktionierender Klimaanlage.“ „Unsinn.“ Keir öffnete das Handschuhfach und ließ die Erdnussflip-Tüte darin verschwinden. Dafür zog er eine andere Tüte hervor, in der sich noch ein paar übrig gebliebene Lakritz Schnecken befanden. „Dass mir beim Essen hin und wieder was runter fällt, liegt einzig und allein an deinem Fahrstil.“
Evianna schnaubte verächtlich. Sein eigener Wagen sah doch nicht aus wie ein Schlachtfeld, im Gegenteil, die Corvette war blitzsauber gewesen. Evianna hielt an einer roten Ampel. Aufmerksam spähte sie durch die Dunkelheit, denn die Gegend, in der sie sich befanden, galt nicht gerade als der sicherste Stadtteil Collums. Keir drehte eine der Schnecken auseinander und machte Knoten in die entstandene Lakritz Schnur. Er legte den Kopf in den Nacken und schluckte ein langes Stück der knotigen Schnur herunter. Das Ende der Schnur hing noch immer aus seinem Mund. Dann schloss er die Augen und zog an dem heraushängenden Lakritzende, bis der erste Knoten wieder zum Vorschein kam. Sein Kehlkopf bewegte sich auf und ab und der zweite feucht glänzende Knoten erschien.
„Igitt, Keir! Das istabsolut widerlich“, schimpfte Evianna. Machte er das etwa mit Absicht? Wollte er sie mit diesem schrecklichen Benehmen schockieren? Evianna wusste nicht, was sie davon halten sollte.
„Ich steh’ auf Lakritz“, sagte Keir ungerührt während er den Rest der Schnur aus seinem Hals und vermutlich von noch sehr viel weiter untenhervorzog. „Sie machen das Zeug jetzt wieder aus echtem Ochsenblut.“ Fragend hielt er ihr die Tüte hin. Evianna seufzte. Sie stieß die Wagentür auf und stieg aus. Weit und breit war kein anderes Fahrzeug und auch sonst niemand zu sehen. Trotzdem zog Evianna ihre Waffe.
Keir beobachtetesie lächelnd. „Ja. Mach‘ diese Drecksampel kalt“, sagte er leise genug, damit sie es nicht hörte. Evianna ging auf den Stromkasten der Ampelanlage zu und trat kräftig dagegen. Die Ampel sprang zuerst auf gelb, dann auf grün. Gleichzeitig erlosch das Licht der Laternen, die die Straßenkreuzung beleuchteten. Seit dem Polsprung funktionierte wirklich nichts mehr so, wie es sollte. Evianna kletterte zurück in den Wagen und gab Gas. Zwei Straßen entfernt rief der Praedicator die tertia vigilia , den Beginn der dritten Nachtwache, aus. Für Evianna und Keir bedeutete das: Dienstschluss.
Ohne Umweg fuhr sie direkt zum Gebäude der Behörde für Verbrechensbekämpfung und parkte den Wagen neben dem Eingang. Sie sammelte ihr Zeug vom Rücksitz und betrat vor Keir, der noch mit den Resten seines Mahls beschäftigt war, das Gebäude. „Adiutor Ebel und
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