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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Autoren: Aylen Verdon
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Evianna lag im Bett und starrte an die Zimmerdecke. Das Laken war zerwühlt. Sie hatte versucht zu schlafen doch egal wie sehr sie sich bemühte, es war ihr nicht gelungen. Die Uhrzeit fühlte sich einfach falsch an denn es war mittag. Die Sonne schien durch das Fenster herein und ihre Strahlen ergossen sich auf das Bett. Evianna schlug die Decke zurück und ließ sich von dem warmen Licht bescheinen. Sie liebte es, die Sonne auf ihrer Haut zu spüren. Es beruhigte sie und verlieh ihr gleichzeitig Kraft. Beides würde sie brauchen, denn ihr neuer Job, den sie heute antreten würde, erforderte viel Nachtarbeit. Dienstantritt würde für sie von nun an die neunte Stunde sein, was etwa dem Nachmittag entsprach. Deshalb wollte sie ausgeschlafen sein. Doch an ihrer Schlaflosigkeit lies sich nun nichts mehr ändern. In den kommenden Tagen würde sie sich hoffentlich an den neuen Dienstrhythmus gewöhnen, so wie sie sich an die neue Zeitrechnung gewöhnt hatte. Die Umstellung des Kalender- und Zeitrechnungssystems auf eine adaptierte Form des Julianischen Kalenders war durch den Polsprung nötig geworden und das nicht nur weil sich durch die Umkehr des Erdmagnetfeldes der Jahreslauf der Sonne verändert hatte. Seit dem Polsprung, den der größte Teil der menschlichen Bevölkerung nicht überlebt hatte, hatte die nichtmenschliche Erdbevölkerung ihr Schattendasein aufgegeben und lebte seitdem nicht mehr im Verborgenen. Das war nicht mehr nötig, denn nun waren die Menschen zahlenmäßig unterlegen.
Und bedingt durch ihre Physis standen die Menschen nun am unteren Ende der Nahrungskette denn viele andere Spezies waren ihnen in der Hinsicht weit überlegen. Es galt das Recht des Stärkeren. Deshalb war es gut zu wissen, wann die Sonne auf- und wann sie wieder unterging, denn ein Teil der Erdbevölkerung konnte nur nachts seine Behausungen verlassen, wie zum Beispiel Vampire. Und die konnten eine ernstzunehmende Gefahr für die verbliebene Menschheit darstellen, zumindest wenn sie wollten. Das war ein Zustand, den die Menschen bisher nicht kannten und der immer wieder zu Kurzschlusshandlungen und Konflikten führte. Deshalb hatte Evianna sich auch dazu entschlossen, in den Staatsdienst einzutreten, die Schwachen zu beschützen und für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung zu kämpfen. Das lag jetzt gut fünf Jahre zurück. Sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte denn an ihr Leben vor dem Polsprung erinnerte sie sich nicht. Durch den Polsprung bedingter Gedächtnisverlust war häufig vorgekommen, jedoch hatten die meisten Betroffenen ihr Gedächtnis nach kurzer Zeit wiedererlangt. Bei anderen war es nur teilweise zurückgekehrt, bei ihr hingegen tat sich nichts. Alles, was vor der Umkehr der Pole gewesen war, war wie ausgelöscht. Sie erinnerte sich ausschließlich an Dinge, die passiert waren, nachdem sie kurz nach dem Polsprung im Krankenhaus aufgewacht war. Ein Zustand, der sie zunächst verwirrt hatte, doch wie sie schnell festgestellt hatte, hatte es durchaus Vorteile, sich an nichts zu erinnern. Es fiel ihr leicht, sich an die neuen Gegebenheiten auf der Erde anzupassen. Denn schließlich kannte sie nichts anderes. Das war etwas, worum sie manch ein Überlebender mit Erinnerung beneidete.
Da sie nicht wusste, wie sie bisher gelebt hatte, hatte sie damals einfach das getan, was sich gut anfühlte und wofür sie prädestiniert schien. So war sie beim SET, einem Team für spezielle Sondereinsätze, gelandet.
Allerdings hatte man sie kürzlich aus ihrer Einheit entlassen. Stattdessen würde sie ab heute Dienst als Adiutor in der Behörde für Verbrechensbekämpfung schieben. Und das auch noch größtenteils nachts; im Dunklen; ohne die wärmenden Strahlen der Sonne. Was für ein Abstieg. Der Wecker auf dem Nachtschrank klingelte. Ohne hinzusehen schlug Evianna ihm auf den Kopf und er verstummte.
Dies Lunae a.d. XII Ianuarius, im Jahre V nach dem Polsprung
    Im Großraumbüro der Behörde für Verbrechensbekämpfung herrschte ein Kommen und Gehen. Die Spätschicht begann. Einige Adiutoren verließen ihren Arbeitsplatz, andere nahmen ihren Dienst auf. Evianna Ebel stand am Empfangstresen und wartete. Als sie an der Reihe war, schob sie ihre Papiere über den Tresen. Der Mann dahinter warf einen Blick darauf und musterte sie danach eingehend von oben bis unten. Evianna bekam Lust, den Kerl am Kragen zu packen, ihn über den Tresen zu ziehen und ihm ein paar gezielte Schläge in die Magengrube zu verpassen. „Sie sind
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