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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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eine Axt in der Hand, und warf sich mutig in das Durcheinander, ungeachtet der Gefahr, gepfählt und geköpft zu werden. Nichts davon ängstigte mich mehr als das, was mit Lucas geschah.
    Krach ! Kates Faust traf Lucas’ Kiefer, und sein Gesicht nahm kurz einen abwesenden Ausdruck an.
    Krach ! Lucas wehrte einen ihrer Hiebe ab; er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und fletschte bebend vor Zorn seine Zähne.
    Krach ! Dieses Mal traf er Kate. Seine Reißzähne wuchsen. In diesem Moment wusste ich, dass die Drohung zu viel für ihn gewesen war. Das unkontrollierbare Verlangen nach Blut hatte von Lucas Besitz ergriffen. Er kämpfte nun, um zu töten.
    Ich zog an dem Verschluss meines Korallenarmbands, das Lucas mir zum Geburtstag geschenkt hatte und das es mir ermöglichte, eine körperliche Gestalt anzunehmen. Als es auf Vics Rasen fiel, spürte ich, wie ich leichter und durchscheinender wurde.
    Einer der Jäger kam auf mich zu und wedelte mit seinem Pflock in meine Richtung. Ich löste mich einfach in Nebel auf, sodass seine Hand geradewegs durch mich hindurchfuhr – ein merkwürdiges Gefühl, das mich an einen Magenkrampf erinnerte. Der Jäger schrie auf, was ich zu anderen Zeiten extrem komisch gefunden hätte.
    Ich schwirrte hoch in die Luft und verschaffte mir von oben einen Überblick über das Getümmel. Ranulf hielt mit der Axt in einer Hand drei der Jäger in Schach, die in der Nähe von Vics Haus gestanden hatten. Vic war quer über den Rasen gerannt, offenkundig jedoch nicht, um zu kämpfen, sondern um Raquel anzuschreien, was sie immerhin daran hinderte, sich ihrerseits ins Kampfgeschehen einzumischen. Auch Dana war unbeteiligt, denn sie war nicht von Raquels Seite gewichen, vielleicht, um sie zu verteidigen, vielleicht aber auch, weil sie es nicht über sich brachte, ihren besten Freund anzugreifen, selbst wenn der ein Vampir geworden war. Lucas und seine Mutter standen im Herzen der Auseinandersetzung und waren in einen Nahkampf verwickelt. Er beantwortete jeden Treffer, den sie landete, und hieb nach ihr, wann immer sich ihm die Gelegenheit bot, während er die zwei Jäger abwehrte, die ihr zu Hilfe geeilt waren. Wenn er erst mal die Oberhand gewänne, würde er Kate töten, so viel wusste ich. Und wenn er das täte, wenn er das Blut seiner eigenen Mutter trinken würde, dann gäbe es keine Möglichkeit für ihn, sich das jemals zu verzeihen.
    Zunächst sah es so aus, als ob Balthazar einfach im Auto sitzen bleiben und zusehen wollte, was mich fuchsteufelswild machte. Dann heulte der Motor auf, und unter dem Kreischen von verschmortem Gummi steuerte Balthazar den Wagen geradewegs auf Vics Rasen, sodass die Jäger auseinanderstoben. Er erwischte keinen, aber das war wohl so etwas wie Zufall.
    Ich wollte die Menschen schützen, soweit es mir nun noch möglich war. Schnell nahm ich auf dem Boden eine körperliche Gestalt an, unmittelbar neben Raquel, Dana und Vic. Auch wenn ich halb durchscheinend blieb, konnten sie mich sehen.
    »Was zur Hölle …!«, schrie Dana und schlang die Arme um Raquel, als ob ich ihr etwas antun wollte.
    »Verschwindet von hier«, keuchte ich. »Dana, schnapp dir Raquel und versuch die anderen dazu zu bringen, euch zu folgen. Bitte!«
    »Tut es lieber!« Vic verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr ahnt ja nicht, über welche verdammten Geisterkräfte sie verfügt. Vertraut mir, ich habe sie in Aktion gesehen. Da wollt ihr nicht in ihrer Nähe sein.«
    »Geister?«, flüsterte Raquel. Ihr Gesicht wurde bleich. »Bianca … Bist du tot?«
    »Wir verschwinden.« Dana zerrte Raquel in Richtung der Lastwagen. Raquels Blick suchte einen gequälten Moment lang meinen, ehe sie sich umdrehte, um Dana zu folgen.
    »Hey, Bianca?« Vic versuchte, mir auf die Schulter zu klopfen, aber seine Hand fuhr ins Leere. »Huch, was ist das denn? Okay, also eine kleine Kostprobe deiner verdammten Geisterkräfte wäre jetzt gar nicht mal so schlecht.«
    Zwei der Jäger sprinteten in unsere Richtung, aber Balthazar stellte sich ihnen in den Weg und mähte sie beide mit ausgestreckten Armen nieder. Ranulf war ebenfalls beschäftigt, aber ich war mir nicht sicher, wie lange er noch durchhalten würde. Und zwei Jäger lagen bereits benommen auf dem Boden, ganz in der Nähe von Lucas, der nach wie vor in blindem Zorn gegen seine Mutter kämpfte.
    Ich verfügte über Geisterkräfte, die im Nahkampf nützlich waren, aber ich hatte sie bislang nur gegen Vampire ausprobiert. Würden sie einen
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