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1556 - Mongolen-Tod

1556 - Mongolen-Tod

Titel: 1556 - Mongolen-Tod
Autoren: Jason Dark
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Die Pokerrunde bestand aus vier Männern. Keiner von ihnen ahnte, dass draußen vor dem einsam stehenden Haus bereits der Tod lauerte. Um ins Freie schauen zu können, hätten sie zuerst die Rollos hochziehen müssen. Daran verschwendete niemand von ihnen auch nur einen Gedanken. Sie hatten nichts anderes im Sinn, als in Ruhe zu spielen, denn das monatliche Treffen für die Pokerrunde war für sie Pflicht.
    Auf den beiden Autos, mit denen die Männer gekommen waren, hatte sich bereits eine dünne weiße Schicht gelegt. Es war wieder kalt geworden. Man hatte sogar in einigen Gebieten Schnee angesagt. Da die Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen, war die Feuchtigkeit auf den Fahrzeugen gefroren.
    Der Tod war weiblich und bewegte sich auf zwei Beinen. Die Frau hatte lange dunkle Haare und war mit einem altertümlich wirkenden Bogen bewaffnet, den sie mit der linken Hand umspannte. Den rechten Arm hatte sie leicht angehoben, als wäre sie bereit, in Sekundenschnelle einen Pfeil aus dem Köcher zu holen, den sie über ihre rechte Schulter geschnallt hatte.
    Die Frau lief schnell und lautlos auf das alte Haus zu. Sie huschte an den Wagen vorbei und glitt auf eines der breiten Fenster im Erdgeschoss zu. Das Rollo war nach unten gezogen. Die Lamellen waren gekippt, sodass kein Spalt frei war, durch den man hätte schauen können.
    Etwas Licht schimmerte trotzdem durch, und das gab der Frau die Gewissheit, dass sich jemand im Haus befand.
    Die weiche, dunkle Lederkleidung umschloss ihren Körper wie ein Etui.
    Vor ihrem Bauch war eine Scheide am breiten Gürtel befestigt, aus der der gekrümmte Griff eines breiten Messers oder eine Machete ragte. So genau war das nicht zu erkennen.
    Die Frau verharrte eine Weile, als sie die Haustür erreicht hatte, um sich noch mal zu konzentrieren. Sie bewegte ihre Lippen und flüsterte Worte, die sich wie ein.
    Gebet anhörten.
    Ihr Gesicht wirkte dunkel wie ihre Kleidung. Doch das lag am Licht, denn sie war keine Farbige, aber auch keine Europäerin, darauf deutete der mandelförmige Schnitt ihrer Augen hin.
    Man hatte ihr den Namen Sarina gegeben. Man hatte ihr schon immer gesagt, dass die etwas Besonderes wäre, und das musste sie jetzt wieder mal beweisen.
    Sie hatte eine Aufgabe übernommen, und die musste sie erfüllen, wollte sie die Götter nicht erzürnen.
    Sie griff nach dem Türknauf, drehte ihn und stellte fest, dass nicht abgeschlossen war. Es gab auch keine Alarmanlage, die sich gemeldet hätte, und so konnte sie ungesehen und angehört das Haus betreten.
    Ihre Augen fingen an zu glänzen. Sie schlich nicht auf Zehenspitzen. Die Schuhe an ihren Füßen waren weich genug, um jegliches Geräusch zu vermeiden.
    Sie hörte Männer leise miteinander sprechen. Ihre Stimmen wiesen Sarina den Weg.
    Sie war hoch konzentriert. Die Pfeile ließ sie noch im Köcher stecken. Sie wollte sie erst einsetzen, wenn es nötig war, und das würde sehr bald der Fall sein.
    Sie bewegte sich wie ein Schatten durch den Flur, der nur von einem matten Wandlicht erhellt wurde. Es gab keine Türen an den Seiten, die nächste befand sich geradeaus vor ihr. Dort endete der Flur, und jenseits der Tür hörte sie auch die Stimmen.
    Sie atmete tief durch. Das gab ihr die Gelassenheit, die nötig war, um ihre Aufgabe durchzuführen.
    Sarina hielt vor der Tür an. Jetzt war sie völlig entspannt. Sie kontrollierte ihren Atem, und noch immer legte sie keinen Pfeil auf die Sehne des Bogens.
    Stattdessen öffnete sie die Klappe einer schmalen Stofftasche, die auf ihrem Rücken am Gürtel hing. Ein Griff reichte aus, und sie hatte das gefunden, was sie suchte.
    Plötzlich lag ein Lächeln auf ihren Lippen. Es war kalt und wenig freundlich. Sarina hatte ihr Ziel fast erreicht. Sie musste nur noch einen Schritt hinter sich bringen.
    Sie schaute auf den eiförmigen Gegenstand in ihrer Hand. Er war für sie das Entree zu den vier Männern. Sie dachte daran, dass es keine Gnade mehr geben würde.
    Sarina lauschte und stellte fest, dass sich die Stimmen hinter der Tür wie ein gemeinsames Murmeln anhörten, nur manchmal durch einen scharfen Laut unterbrochen.
    Sie schaute auf die Tür.
    Sie hatte keinen Knauf wie die Haustür, sondern eine Klinke.
    Die vier Männer schienen sich in dem einsamen Haus absolut sicher zu fühlen.
    Sekundenlang schloss sie die Augen. Volle Konzentration auf das Kommende.
    Dann legte sie ihre Rechte auf die Klinke.
    Von diesem Zeitpunkt an lief alles ab wie einstudiert. Es gab nichts mehr,
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