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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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der sich von den Auswirkungen von Lucas’ letzten Hieben zu erholen versuchte. »Ein Pflock im Herzen paralysiert nur, tötet jedoch nicht. Wenn er herausgezogen wird, wird Lucas wieder wie vorher sein, nur dass er dann eine Narbe hat.«
    »Ich weiß, aber …« Lucas’ Anblick, wie er zusammengerollt und tot zu meinen Füßen lag, so wie vor wenigen Stunden, war mehr, als ich ertragen konnte.
    Balthazar trat näher. Im Schummerlicht des Weinkellers war seine schattenhafte Gestalt noch beeindruckender als sonst, was den Kontrast zu seiner leisen Stimme besonders deutlich hervortreten ließ.
    »Lucas hat mich einst gepfählt, um mich zu retten. Jetzt kann ich mich revanchieren.«
    »Das macht dir vermutlich Spaß.« Ich wandte mich von ihm ab, aber mir war klar, dass wir Lucas im Augenblick tatsächlich nicht von dem Pflock befreien konnten. In seinem Zustand wäre er unberechenbar.
    »Bis wir frisches Blut besorgt haben, das er trinken kann, ist es nur gnädig, ihn ohne Bewusstsein zu lassen«, sagte Balthazar. Doch gerade als ich ihm gegenüber wieder nachsichtiger gestimmt war, musste er hinzufügen: »Wenn du dich so weit beruhigt hast, dass du dich wie eine Erwachsene benehmen kannst, wirst du es einsehen.«
    »Bitte zwingt mich nicht, mir romantische Neckereien anzuhören«, sagte Ranulf.
    Ranulfs Bemerkung war nur zu verständlich, aber es war eine unangenehme Erinnerung an alles, was zwischen Balthazar und mir vorgefallen war; an das, was er so sehr gewollt hatte und ich ihm nicht hatte geben können. Auch wenn ich nicht glaubte, dass die Eifersucht Balthazar zu seiner Tat getrieben hatte, so fragte ich mich doch, ob es ihm Befriedigung verschafft hatte, Lucas einen Pflock ins Herz zu rammen.
    Balthazar hatte darauf bestanden, sich am Tag nach meinem Tod auf die Suche nach Charity zu machen, und er hatte Lucas mitgenommen, obwohl er wusste, dass dieser viel zu sehr trauerte, um richtig kämpfen zu können. Lucas, der kurz davor war, Selbstmord zu begehen, hatte sich auf die Sache eingelassen, ohne darauf vorbereitet zu sein. Unter den Nachwirkungen von Balthazars Fehler würde Lucas für alle Ewigkeit zu leiden haben. Das wog schwerer als alles, was je zwischen uns gewesen war, an guten wie an schlechten Dingen.
    Das passiert, wenn man mit den falschen toten Leuten herumhängt , bemerkte eine spöttische Stimme.
    Das musste Maxie sein, der Hausgeist. Die anderen konnten sie nicht hören. Sie war seit Vics frühester Kindheit mit ihm verbunden, war aber weder ihm noch sonst einer lebenden Kreatur je erschienen – außer mir. Da sie meine Verwandlung in einen Geist vorausgeahnt hatte, hatte sie seinerzeit, als ich noch Schülerin der Evernight-Akademie gewesen war, damit begonnen, sich mir zu zeigen. Nun, wo ich tot war, wollte sie mich dazu bringen, die Welt der Sterblichen zu verlassen und mich ihr in anderen, mystischeren Reichen anzuschließen. Die bloße Vorstellung versetzte mich in Angst und Schrecken, und ich war nicht im Geringsten in der Stimmung, mich mit ihr darüber zu unterhalten.
    Eine seltsame Stille erfüllte den Raum. Ein toter Körper lag auf dem Boden und machte jede belanglose Plauderei praktisch unmöglich. Balthazar begutachtete einige Minuten lang die Weinregale, was ich für eine Ablenkung hielt, bis er plötzlich eine Flasche herauszog. »Argentinischer Malbec. Nicht schlecht.«
    »Du willst dich hier hinsetzen und Wein trinken?«, fragte ich ungläubig.
    »Wir müssen irgendetwas tun.« Balthazar sah sich nach einem Korkenzieher um, konnte keinen entdecken und schlug dann einfach den Flaschenhals an dem winzigen Waschbecken ab. Rote Tropfen verteilten sich auf dem Fußboden. »Es ist keine besonders teuere Flasche. Wir können sie ersetzen.«
    »Das ist nicht das Problem«, sagte ich.
    »Was ist dann das Problem, Bianca?« Auch er war mittlerweile frustriert. »Regst du dich etwa auf, weil ich aussehe, als wäre ich noch minderjährig? Mein Gesicht mag neunzehn Jahre alt sein, aber ich bin volljährig plus ungefähr vierhundert Jahre.«
    Er wusste genau, dass ich das nicht gemeint hatte. Bevor ich ihm jedoch eine schnippische Antwort geben konnte, stöhnte Ranulf: »Jetzt geht das Gezanke auch hier noch weiter.«
    »Okay«, sagte ich. »Okay. Frieden.« Ich war zu müde für jedes weitere Wortgeplänkel.
    Auch wenn Balthazar so aussah, als ob er keine Ruhe geben wollte, ließ er das Thema schließlich doch fallen. Aus seiner Tasche zog er mein Armband.
    »Das habe ich vom Rasen
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