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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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und gelassen wie eh und je.
    »Tja, also die Polizei ist auf dem Weg. Vielleicht solltet ihr das Auto aus dem Garten fahren.« Vic begutachtete die tiefen Reifenspuren im Gras und stöhnte. »Es gibt praktisch keine Worte dafür, welchen Ärger ich kriegen werde. Sie werden Begriffe dafür erfinden müssen. Neue Begriffe.«
    Ich manifestierte mich zwischen den Jungs. »Ranulf hat recht. Es hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können.«
    Lucas wandte sich an Vic. Seine Augen waren stumpf und blicklos, seine Reißzähne gut sichtbar. Voller Entsetzen rief ich mir in Erinnerung, dass Lucas noch immer kein Blut getrunken hatte – und die Mordlust, die während des Kampfes in ihm aufgestiegen war, hielt ihn noch immer fest in den Klauen.
    Er machte einen Satz auf Vic zu. Ranulf gelang es, Vic aus dem Weg zu stoßen, aber Lucas zerrte mit seiner ganzen Kraft an ihm, bereit, Ranulf in Stücke zu reißen, wenn ihn das näher an den Menschen, seine Quelle für frisches Blut, bringen würde.
    Vics Kiefer klappte nach unten. »O mein Gott«, krächzte er und blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen, anstatt um sein Leben zu laufen. »Das kann doch wohl nicht wahr sein.«
    »Vic, lauf!«, rief Balthazar und zerrte Lucas von Ranulf weg. Vic machte einige halbherzige Schritte, dann akzeptierte er endlich, was gerade geschah, und rannte wie verrückt zur Vordertür seines Hauses. Lucas versetzte Balthazar einen schmerzhaften Stoß mit dem Ellbogen, aber Balthazar gelang es mühsam, den Griff nicht zu lockern. Er rief Ranulf zu: »Bring ihn in den Weinkeller. Und bleib mit ihm dort, bis wir Blut für Lucas besorgt haben. Wenn ich den Wagen weggefahren habe, komme ich dir helfen.«
    »Lucas?«, sagte ich flehend. »Lucas, kannst du mich hören?«
    Es war, als ob ich gar nicht existierte. Lucas wollte Blut, und es war ihm völlig egal, ob er dafür Vic würde töten müssen.
    Ranulf zerrte Lucas rückwärts mit sich und musste den ganzen Weg über gegen ihn kämpfen. Mir blieb nichts weiter zu tun, als ihnen die Tür zum Weinkeller zu öffnen. In der Ferne konnte ich Sirenen hören, die näher kamen.
    »Lass mich los«, tobte Lucas und schlug Ranulf mit aller Macht in die Seite. Ranulf verzog das Gesicht, ließ aber nicht los. »Weg mit deinen Händen!«
    »Du musst dich beruhigen«, sagte ich. »Bitte, Lucas, reiß dich zusammen.«
    »Er kann … dich nicht … hören …«, stieß Ranulf abgehackt hervor, während er Lucas in eine Ecke zu drängen versuchte. »Ich kann mich an den Anfall von Wahnsinn erinnern.«
    Lucas brüllte, was ein beängstigender, animalischer Laut war. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt in dem verzweifelten Verlangen, zu entkommen, zu töten und Blut zu trinken. Ranulf konnte ihn bislang im Zaum halten, was an seinem hohen Alter und an seiner Macht lag, doch nach dem vorangegangenen Kampf ging nun auch Ranulfs Kraft langsam zur Neige. Lucas so zu sehen, nicht mehr als eine Hülle seiner selbst, hier in unserem kleinen, behelfsmäßigen Apartment, in dem wir uns so sehr geliebt hatten, brachte mich beinahe ebenfalls um den Verstand.
    Die Sirenen wurden lauter. Wieder brüllte Lucas auf und schleuderte Ranulf mit dem Rücken gegen eine Wand, und zwar mit so viel Kraft, dass die Weinflaschen schepperten und Ranulf ihn loslassen musste. Mit einem Satz war Lucas an der Tür. Ich wollte ihm folgen, doch Balthazar trat dazwischen.
    Gott sei Dank , dachte ich. Balthazar kann ihn aufhalten. Ich weiß, dass er das kann!
    Doch dann schrie ich vor Entsetzen auf, als ich sah, dass Balthazar einen Pflock in der Hand hielt. Er holte weit aus und stieß ihn mit großer Kraft in Lucas’ Brust.

3

    Lucas brach auf dem Fußboden zusammen; der Pflock steckte in seinem Herzen.
    Ich ließ mich neben ihm auf die Knie fallen. »Balthazar, nicht! Was tust du denn da?« Gerade als ich den Pflock greifen und herausziehen wollte, riss mich Balthazar grob von Lucas weg auf die Beine. Ich wurde wieder zu Nebel und schlüpfte mühelos aus seinen Armen. »Du kannst mich nicht davon abhalten, mich um ihn zu kümmern.«
    »Denk doch mal nach«, sagte Balthazar. »Es ist wichtig, dass er sich ruhig verhält, während die Polizei hier ist, und wir müssen sicherstellen, dass er nicht Vic angreift. Mir ist einfach nichts anderes eingefallen, um das zu erreichen. Fällt dir sonst was ein?«
    »Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben, als ihn zu pfählen«, beharrte ich.
    »Er ist im Grunde unversehrt«, sagte Ranulf,
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