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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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gehalten.«
    Er hatte sein Leben tatsächlich fortgeworfen, und zwar ganz buchstäblich, als er beim Versuch, Rache für mich zu nehmen, gestorben war. Der Gedanke an das, was er verloren hatte, um an meiner Seite zu sein, erfüllte mich mit tiefer Scham. Lucas bemerkte nichts davon. Er zitterte vor Anstrengung, sich zurückzuhalten. Sein Bedürfnis nach Blut war so überwältigend geworden, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.
    »Ich muss mit dir sprechen.« Die Anspannung ließ Lucas’ Stimme brüchig werden. »Bitte, Mom, können wir beide … uns einfach eine Weile unterhalten? Es gibt eine Menge, was ich dir sagen muss. Vieles davon muss ich erst selbst begreifen.«
    Plötzliche Sorge stoppte Kate in ihrem Versuch, Lucas zur Umkehr zu bewegen, und seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. »Lucas, ist alles mit dir in Ordnung? Du siehst blass aus, und offenbar bist du in einen Kampf verwickelt gewesen …«
    »Mir geht es …« Beim Wort gut versagte ihm die Stimme. »Wir müssen miteinander sprechen. Das ist alles. Das musst du für mich tun.« Er sah ihr in die Augen. »Es ist wirklich wichtig für mich.«
    Kates Gesichtsausdruck wurde weicher. Der Teil von ihr, der Mutter war, gewann die Oberhand über die Kämpferin in ihr. »In Ordnung.«
    Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und streckte ihre Arme aus.
    Lucas zögerte einen Augenblick, ehe er sie vorsichtig an sich drückte. Ich sah, wie er beim Geruch ihres Blutes das Gesicht verzog, aber er hatte sich im Griff.
    Er hat es geschafft , dachte ich voller Freude. Lucas kann seinen Blutdurst unter Kontrolle halten.
    Dann verkrampften sich Kates Arme, und ihre Augen wurden riesig. Ich wusste, sie begriff erst jetzt, dass die Blutflecke auf Lucas’ T-Shirt von ihm selber stammten … und ihr Blick fiel auf die Wunde an seinem Hals. Eine Wunde, die ganz offensichtlich vom Biss eines Vampirs herrührte. Wenn mir aufgefallen war, wie kalt sich Lucas anfühlte, dann dürfte das auch seine Mutter bemerkt haben.
    Kate riss sich von ihm los, sodass Lucas verwirrt zurücktaumelte. Ihre Hand fuhr an ihren Pflock. »Was hat Bianca dir angetan?«
    Lucas machte einen Schritt auf sie zu, und in seinen Augen lag ein flehentlicher Ausdruck. »Es war nicht Bianca. Mom, hör mir einfach zu.«
    »Kate, sag den anderen, sie sollen verschwinden«, mischte ich mich ein. Vielleicht bestand die Möglichkeit, dass Kate akzeptieren konnte, was aus ihrem Sohn geworden war, doch bei den anderen Jägern des Schwarzen Kreuzes war ich mir da nicht so sicher. »Lass Lucas alles erklären.«
    »Du bist getötet worden.« Kates Stimme war beinahe ein Schluchzen. »Und jetzt bist du ein Vampir.«
    Die anderen Jäger sogen die Luft ein oder stießen leise Flüche aus. Dana verbarg einen Moment lang ihr Gesicht an Raquels Schulter. Ich warf Balthazar einen kurzen Blick über die Schulter zu; er saß noch immer hinter dem Lenkrad, während der Motor des Wagens leise tuckerte.
    Lucas hielt dem Blick seiner Mutter stand. »Ja, das bin ich. Es ist nicht, wie man uns erzählt hat, Mom. Ich bin verändert, aber ich bin immer noch ich. Immerhin glaube ich, dass ich immer noch ich selbst bin. Das ist … seltsam und beängstigend, und ich muss herausfinden, ob es irgendeine Möglichkeit für mich gibt, die Person zu sein, die ich vorher war. Bitte hilf mir dabei.«
    Kate richtete sich kerzengerade auf. Sie wandte den Blick nicht von ihm ab, aber der Ausdruck in ihren Augen war jetzt kalt und hart wie Stahl. »Du bist nur noch die Hülle dessen, was mein Sohn war. Ich habe ihn mehr geliebt, als ein Monster wie du es sich jemals wird vorstellen können …«
    »Mom, nicht«, flüsterte Lucas.
    Sie tat so, als habe sie ihn gar nicht gehört. »Und du kannst mich nur so lange mit seiner Stimme und seinem Gesicht quälen und heimsuchen, wie ich dich nicht daran hindere.« Obwohl ihre Stimme zitterte, zog Kate mit sicherem Griff ihren Pflock heraus. »Ich kann nun nichts mehr für Lucas tun, als ihm ein anständiges Begräbnis zu verschaffen. Und das bedeutet, dass ich dich endgültig töten muss.«
    »Lucas!« Ich griff nach seinem Arm, um ihn in Richtung des Autos zu ziehen, aber er drehte sich von mir weg, als wäre er außerstande zu glauben, dass seine Mutter ihm etwas antun könnte. Sie jedoch machte einen raschen Satz auf ihn zu, sodass er ins Wanken geriet, als er ihrem Hieb auswich.
    Nun rannten die meisten der anderen Jäger auf uns zu. Ranulf stürmte aus der Tür zu Vics Haus,
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