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Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Titel: Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Autoren: V. K. Forrest
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Fin leise, überrumpelt vom Mitleid, das er plötzlich verspürte. »Deine Eltern werden da sein.«
    Ihre Stimme zitterte. »Und Kaleigh?«
    »Sie auch.«
    »Sie war so nett zu mir«, sagte sie.
    Fin führte das Mädchen weiter über den Friedhof, der an das Naturschutzgebiet grenzte. Sie fühlten weiches, duftendes Gras unter ihren Füßen.
    Lia schnappte nach Luft, als die Mitglieder des Hohen Rates in Sicht kamen, und erstarrte. Sie hatten sich bereits im Kreis um das Grabmal aufgestellt, das als Plattform für die Wiedererweckung der Verstorbenen diente. Die Mitglieder trugen zu dieser Zeremonie lange schwarze Roben mit Kapuzen, die sie aufgesetzt hatten, um ihre Gesichter zu verbergen. Fin kannte jeden Mann und jede Frau im Rat; Fia war auch darunter.
    »Du musst hier stehen«, sagte Fin und schob sie sanft vorwärts.
Danke, Pete. Ab hier übernehme ich,
ließ er ihn wissen.
    Pete trat einige Schritte zurück.
    »Genau hier.« Fin dirigierte Lia zu Mary O’Malleys Grabstein. Es war ein Insiderwitz. Auf dem Friedhof waren keine O’Malleys bestattet, aber sie alle hatten früher eine Mary O’Malley gekannt. Ihre Söhne waren die Vampirjäger gewesen, die die Kahills aus Irland vertrieben und ihnen damit quasi aus Versehen die Möglichkeit der Erlösung eröffnet hatten.
    »Muss ich stehen bleiben?«, fragte Lia zitternd.
    »Du kannst dich setzen, wenn du willst. Sie werden es dir sagen, wenn du aufstehen musst.«
    Das Mädchen sah über die Schulter auf das Grab, aber sie begriff, dass sie keine andere Wahl hatte, und so setzte sie sich auf den grasbewachsenen Grabstein.
    Kaleigh betrat den Friedhof mit Patrick Caldwell, dem einzigen Arzt der Stadt. Er trug eine Reisetasche bei sich. Hinter ihm kamen die Ruffinos, dunkel gekleidet und mit gebeugten Häuptern, als wären sie schon in Trauer.
    »Bleib, wo du bist, Lia«, befahl Fin. Er kam an Kaleigh vorbei, als er auf Elena zuging.
Fertig?
, fragte er telepathisch.
    Ich glaub, ich kotze gleich
, erwiderte sie.
    Fin hätte fast gelächelt.
    Als sie ihre Familie entdeckte, schluchzte Lia auf, aber sie erhob sich nicht, und auch ihre Angehörigen wussten, dass sie sich zurückhalten mussten. Fin nickte Celeste und ihrem Mann zu und zog Elena an der Hand von der Gruppe weg.
    »Was hast du ihnen gesagt?«, flüsterte er. Es gab keinen Grund, ihre Hand noch länger zu halten, aber er tat es.
    »Nur, dass der Hohe Rat ihre Anwesenheit wünscht.«
    »Sie denken also, dass sie sterben wird?«
    Sie sah ihm in die Augen. Ihre eigenen dunklen Augen waren voller Tränen. »Ich hielt es für besser.«
    »Womit du wahrscheinlich recht hast«, nickte er ernst.
    Eine Bewegung in den Bäumen, die an den Friedhof grenzten, erregte Fins Aufmerksamkeit. Im selben Augenblick sah auch Gair sie. Eine Gestalt nach der anderen trat aus dem Wald; sie sammelten sich auf der kleinen Anhöhe gleich neben dem Friedhof. Fin erkannte die Jugendlichen. Es war Kaleighs Clique: Rob, Katy, ihr Freund Pete und andere, die alle etwa im gleichen Alter waren.
    Gair wandte sich Kaleigh zu. Er sprach nicht.
    »Bitte«, raunte Kaleigh dem alten Mann zu. Sie legte ihm die Hand auf den Arm, etwas, das nur wenige im Clan wagten, wenn Gair die schwarze Robe trug.
    »Wenn der Hohe Rat meinem Antrag folgt, werden wir sie brauchen«, sagte sie, wobei sie darauf achtete, dass ihr Tonfall ehrerbietig blieb.
    Fin konnte Gairs Gesichtsausdruck nicht sehen, aber er wusste, dass er milder wurde. Er hatte schon immer eine besondere Neigung für Kaleigh gehabt. Darüber hinaus gehörte er zu jenen Führungspersönlichkeiten, die wussten, wann sie ihren Gefolgsleuten ein wenig Freiraum gestatten konnten.
    »Sie dürfen an diesem Gerichtsverfahren nicht teilnehmen.«
    »Ich weiß. Und sie wissen es auch.« Sie sah zu ihnen hinüber.
    Die Teenager blieben, wo sie waren.
    Der Clanführer wich von Kaleighs Seite und hob die Arme zum Himmel.
»Caraidean.«
    Die Jugendlichen waren vorher schon ruhig gewesen, aber nun erstarrten sie und gaben kein Geräusch mehr von sich. Sie waren Geister in der Dunkelheit. Nur noch der Wind war zu hören, der durch die Bäume über ihren Köpfen fuhr, und das Nachtlied der Vögel und Insekten.
    »Es ist Zeit anzufangen.« Fin hielt Elenas Blick stand. »Ihr seid Beobachter. Ihr dürft auf keinen Fall eingreifen. Ihr dürft nur sprechen, wenn der Clanführer es befiehlt. Und egal, was kommt, ihr müsst hier auf dem Bürgersteig bleiben. Verstanden?«, fragte er.
    Elena nickte. Sie verstand.
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