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Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Eternal - Die Geliebte des Vampirs

Titel: Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Autoren: V. K. Forrest
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Sie verstand, dass den Ruffinos die Hände gebunden waren, selbst wenn Kaleigh den Rat nicht dazu überreden konnte, Lias Leben zu schonen, selbst wenn Lia zum Tode verurteilt und das Urteil vollstreckt wurde.
    »Gibt es etwas, das ich tun kann?«, wisperte Elena, als er sie zu ihrer dicht zusammengedrängten Familie zurückbrachte.
    »Beten«, entgegnete er. Dann drückte er ihre Hand, ließ sie los und stellte sich hinter Lia zwischen die Grabsteine.
    »Caraidean«
, wiederholte Gair, der sah, dass nun alle Anwesenden ihm ihr Gehör schenkten. »Wir versammeln uns heute Nacht gemäß den feierlichen Gesetzen dieses Clans …«
    Der Clanführer sprach die Formeln des heiligen Rituals. Wie stets benutzte er die alte Sprache, das Gälisch der Heimat, und rauh tönte seine Stimme durch die Nachtluft. Mit jedem Wort schien sich der Kreis zu verengen, schienen sich die Leben der Versammelten noch mehr ineinander zu verflechten, bis die Energie auf dem Friedhof knisterte und ein schwaches blaues Licht zwischen ihnen aufflammte.
    Er berichtete von der Gründung des Clans im fünften Jahrhundert der Zeitzählung. Es waren die Tage, in denen Rom unterging und die großen Stämme Irlands und Schottlands für ihren Glauben und gegen die neue Religion kämpften. Der Stern des Christentums ging auf, aber nicht ohne Gewalt. Es war die Zeit, in der der Clan Gefallen an Macht und Blut fand.
    Dann kam die
mallachd
.
    Sie alle wurden verdammt von Gott, weil sie sich weigerten, ihren heidnischen Göttern abzuschwören und den neuen Glauben anzunehmen, den der heilige Patrick verkündete. Sie wurden verflucht, weil sie Menschenblut vergossen.
    Mit der Kunstfertigkeit eines erfahrenen Shakespearedarstellers fuhr der Clanführer in seiner altehrwürdigen Ansprache fort. Er erinnerte die Ratsmitglieder an das Gelübde, das sie erst kürzlich abgelegt hatten. Vor drei Jahrhunderten, einem Wimpernschlag in der Geschichte. Er warnte sie vor dem ungeheuren Gewicht der Entscheidung, die der Hohe Rat heute Nacht treffen würde. Er erinnerte sie an ihre Mission: Schmerz und Leiden der Menschen zu lindern und am Ende Gottes Lossprechung von den Sünden zu erlangen, die sie vor so vielen Jahrhunderten begangen hatten.
    Ohne weitere Überleitung fuhr Gair in ihrer heutigen Sprache fort und bat Fin, die Fakten des Falls darzulegen. Fin versuchte, seine Gefühle außen vor zu lassen. Er wusste, dass seine Worte Lia zum Tode verurteilten, als er im Einzelnen erläuterte, was alle auf dem Friedhof Versammelten bereits kannten. Er endete, indem er mit unheilverkündender Stimme die Namen der drei getöteten Männer aufzählte: »Colin Meding, Richie Palmer, Trey Cline.«
    Gair wandte sich an Lia, die noch immer auf Mary O’Malleys Grabstein saß, und bedeutete ihr, sich zu erheben.
    Als Fin zurücktrat, widerstand er dem Drang, dem Mädchen aufzuhelfen.
    Lia zitterte am ganzen Leib.
    »Du hast die Anschuldigungen gehört«, verkündete Gair ernst. Verfahren wie dieses bereiteten ihm kein Vergnügen. »Wie bekennst du dich?«
    Das Schweigen über dem dunklen Friedhof wirkte erdrückend. Die Mitglieder des Hohen Rates warteten. Die Jugendlichen warteten. Lias Familie wartete. Sie alle kannten die Antwort. Und doch warteten sie.
    »Schuldig«, erklärte Lia mit überraschend klarer Stimme.
    Irgendwo rief eine Eule.
    »Schuldig«, wiederholte Gair. Dann streckte er erneut die Arme gen Himmel. »Wünscht jemand im Namen dieser Frau zu sprechen, bevor die Strafe verkündet wird?«
    Fin fing Elenas Blick auf und schüttelte den Kopf. Die Frage galt nur den Kahills.
    Lia ließ die Schultern hängen. Ihre Mutter hatte ihr saubere Kleidung für heute Nacht geschickt. Sie trug ein hellgelbes Sommerkleid. Fin fragte sich, ob es ihr Totenhemd werden würde.
    Fin sah zu Kaleigh, als ihm klarwurde, dass sie noch nicht gesprochen hatte.
Los
, forderte er sie in Gedanken auf.
Wir hören dir zu. Das ist deine Chance.
    Kaleigh trat vor. »Ich. Ich möchte für sie sprechen.«
    Von den Teenagern auf der Anhöhe kam ein Gewitter von Gedanken. Sie vermischten sich mit den Gedanken der Ratsmitglieder.
    Na los, Mädchen.
    Ich habe schon gehört, dass sie sprechen will.
    Das ist genau der Grund, warum solche Anhörungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollten.
    Müssen wir ihre Freunde werden, wenn das Ganze klappt?
    Heilige Muttergottes, was glaubt sie denn, zur Verteidigung des Mädchens vorbringen zu können? Die kleine Italienerin hat doch schon
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