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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Autoren: Unknown
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versuchte, sich mit Dingen in ihrer Umgebung abzulenken. Sie beobachtete deshalb einen Mann, der eingeschlafen war und unentwegt mit seinem Bein zuckte. Dabei trat er jedes Mal einen anderen Fahrgast, der sich zwar darüber ärgerte, aber nichts dagegen unternahm. Olivia fragte sich, ob der Schlafende bis zu seinem Ziel aufwachen würde oder schon längst daran vorbeigefahren war.
    An welcher Haltestelle derjenige, mit dem sie offenbar mehr als nur flüchtige Blicke ausgetauscht hatte, wohl aussteigen musste? Stand er noch immer hinter ihr? Olivia meinte, seine Anwesenheit durch die Wärme, die er ausstrahlte, auf ihrem Rücken zu spüren. Wieso dachte sie denn schon wieder darüber nach?
    Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit zurück auf die anderen Fahrgäste und musste sich regelrecht dazu zwingen, ihre Gedanken nicht zu ihm schweifen zu lassen.
    So hielt sich Olivia mit Belanglosigkeiten über Wasser und hoffte insgeheim, dass sie sich die intensive Verbindung, die sie mit diesem Fremden eingegangen war und gegen die sie sich nicht eine Sekunde hatte wehren können, nur eingebildet hatte. Eine Erfahrung, die ihr gesamtes Innenleben in Aufruhr brachte und ein kribbeliges Gefühl hinterließ.
    Der Bus hielt für Olivias Geschmack viel zu schnell vor der Schule an, und sie wagte einen letzten, vorsichtigen Blick.
    Nicht einen Millimeter hatte er sich von seinem Platz wegbewegt und reagierte sofort auf ihre Bewegung. Überrascht und mit ernstem Gesicht schaute er sie an. Olivia konnte es nicht fassen. Sie hatte es sich nicht eingebildet. Das wäre ja auch zu einfach gewesen!
    Ihr blieb also nichts anderes übrig, als sich wegzudrehen, auszusteigen und sich in ihren Schultag hineinzuwerfen, der sie, wie ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, ernüchtern würde, damit sie garantiert zurück in der Realität landete.
    Außerdem wollte Olivia diesen neuen, geheimen Ort erforschen, der tief in ihr verborgen lag, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Dafür brauchte sie Ruhe und Sicherheit. Und was wäre besser dazu geeignet, als eine Schulstunde?
    Allerdings wäre auch das zu einfach gewesen.
    Die Kette der unerwarteten Dinge, die sich momentan in ihrem Leben aneinanderreihten, riss scheinbar nicht ab.
    In sich versunken und völlig durcheinander, trottete sie in einer Traube von Schülern, die mit ihr aus dem Bus gestiegen war, zum Schulgebäude.
    Es hatte zwar aufgehört zu regnen, doch ihre feuchten Schuhe knatschten bei jedem Schritt. Auf dieses Geräusch konzentriert, versuchte sie alles andere um sich herum, auszublenden. Sie verkroch sich in ihrer Jeansjacke und sehnte das vertraute Gesicht ihrer Freundin Tatjana herbei. Mit ihr gemeinsam würde Olivia den Schultag überleben und auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.
    Gerade wollte sie die große, gläserne Eingangstür öffnen, als sich eine Hand an ihr vorbei auf den Türgriff legte und diese vorsichtig aufzog.
    „Nach dir“, sagte eine Stimme, deren Klang Olivia leicht erschauern ließ. Sofort war sie sich sicher, diese schon einmal gehört und ähnlich darauf reagiert zu haben. Doch es wollte ihr einfach nicht einfallen, wann das gewesen war. Aus Neugier auf den Sprecher blickte sie auf, und zu ihrer Verblüffung fand sie sich im nächsten Moment in den verwirrenden Tiefen jener unendlich dunklen Augen wieder.
    „Vielen Dank“, murmelte sie und stellte überrascht fest, dass auch ihre Stimme eine Reaktion bei ihm auslöste, die wesentlich faszinierender und zugleich auch ein wenig befremdlich war. Ihr Klang hatte kaum die Luft erfüllt und ihn erreicht, als der geheimnisvolle Schimmer, dem sie kurz zuvor derart verfallen gewesen war, dass sie alles um sich herum vergessen hatte, im Inneren dieser Augen golden aufblitze und dann wie ein reflektierter Schatten in Sekundenschnelle gleichzeitig von einer Seite der Augen zur anderen huschte und verschwand.
    Wie vom Blitz getroffen standen sie einander gegenüber und wagten es nicht, zu atmen. Weder er noch sie.
    Bevor Olivia die Situation erfassen konnte, ging auch dieser Augenblick schlagartig vorüber.
    Sie war mitten in der Tür stehen geblieben und stolperte unbeholfen ins Gebäude, weil sie von einem ungeduldigen Schüler angerempelt wurde.
    „Liv!“ Tatjana quälte sich durch die überfüllte Eingangshalle und kam auf sie zugelaufen. Ihr Rufen und Winken zog Olivias Aufmerksamkeit auf sich und sie blickte ihre Freundin verwundert an.
    Erst nachdem sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte,
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