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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Autoren: Unknown
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nicht ging. Diese Erkenntnis raubte ihr allerdings noch mehr den Schlaf, denn sie hasste es, andere Menschen zu verletzen. Sie wusste selbst, wie schrecklich dieses Gefühl war.
    Je länger Olivia in ihrem Bett wach lag und grübelte, umso verhasster wurde ihr der nächste Morgen.
    Denn wie sollte sie diesen verdammten Schultag überleben, wenn sie todmüde war?

Begegnungen
    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker. Laut und schrill. Und viel zu früh.
    Olivia hob die Hand und versetzte diesem Quälgeist einen gezielten Hieb an die richtige Stelle. Dadurch verfiel er in den sogenannten Schlummer-Modus, der ihr laut Bedienungsanleitung zu weiteren drei Minuten Schlaf verhelfen sollte.
    Wie oft Olivia das an diesem Morgen getan hatte, konnte sie nach einiger Zeit nicht mehr zuverlässig sagen. Also erschien es ihr irgendwann sinnvoller, sich doch aus dem Bett zu quälen und ins Badezimmer zu schleppen. Als sie schließlich zum Frühstück hinunterging, war ihre Mutter bereits auf dem Weg zur Arbeit.
    Nora Kleine arbeitete in einem urigen Buchladen, in dem sie viel Zeit verbrachte und der ständig um seine Existenz kämpfte. Normalerweise frühstückten Olivia und ihre Mutter zusammen und trafen sich beim gemeinsamen Abendessen wieder. Auf diese Rituale legte Nora sehr viel Wert, um wenigstens ein bisschen das Gefühl zu haben, ein normales Familienleben zu führen.
    An diesem Morgen sahen sich die beiden zwar nicht mehr, aber Nora hatte ihrer Tochter trotzdem etwas Gutes tun wollen und ihr eine Schüssel Cornflakes hingestellt, die nun völlig pampig waren. Das war allerdings unter den gegebenen Umständen geradezu ideal, denn zum Hinunterschlingen hatten sie eine optimale Konsistenz erreicht.
    Nachdem Olivia alles in sich hineingelöffelt hatte, sagte ihr ein Blick auf die Uhr, dass sie verdammt spät dran war. Genervt verzog sie den rechten Mundwinkel und atmete tief durch. Sie würde auf jeden Fall zur Haltestelle rennen müssen, damit der Bus um zehn nach sieben nicht ohne sie weiterfuhr. Diese Erkenntnis und die absolute Unlust, den Morgen mit einem Dauerlauf durch den herbstkalten Regen zu beginnen, ließen ihre Motivation, zur Schule zu gehen, augenblicklich ins Bodenlose sinken.
    Einige kostbare Sekunden dachte sie ernsthaft darüber nach, ob sie nun rennen oder ausnahmsweise den Unterricht schwänzen sollte. Doch dann sprang sie rasch von ihrem Stuhl auf, schnappte sich Schultasche und Jacke quasi im Vorbeilaufen, riss die Haustür auf und zog sie schwungvoll hinter sich zu, um im selben Moment die mahnende Stimme ihrer Mutter im Kopf zu hören, die fragte: Hast du auch deinen Schlüssel eingesteckt?
    Verdammt! Der lag tief versunken in den unendlichen Weiten der Tasche ihrer Lederjacke, die sie am Abend zuvor zur Probe getragen hatte. Jetzt hatte sie aber ihre Jeansjacke an.
    „Shit, shit, shit!“, fluchte Olivia, rannte los und kam wie ein gehetztes Tier genau im selben Moment, in dem der Bus an der Haltestelle hielt, um die letzte Ecke. Erleichtert stellte sie fest, dass sie lediglich einen Endspurt hinlegen musste, um gemütlich einsteigen und sich einen netten Platz am Fenster suchen zu können.
    Erst als sie lässig die Stufen ins warme Innere des Busses erklimmen wollte und ein wenig stolz auf sich war, dass sie doch gar nicht so unsportlich war, sah Olivia, wie sich die nächste Katastrophe vor ihr zusammenbraute.
    Der Bus war brechend voll. Das bedeutete, in stickiger, regenfeuchter Luft sehr nah an fremde Menschen gepresst zu werden und eine halbe Stunde in einem schaukelnden Ungetüm gefangen zu sein. Heute war wirklich nicht ihr Glückstag. Es konnte kaum noch schlimmer werden!
    Völlig genervt verdrehte Olivia ihre Augen, senkte den Kopf und drängelte sich an den Fahrgästen vorbei zum Drehgelenk des Busses. Sie wollte wenigstens einen Platz an einer weiter unten befestigten Stange haben, damit sie nicht wieder bei einer Vollbremsung durch den Bus segelte und auf dem Schoß eines fremden Kerls landete, so wie es ihr in der vergangenen Woche passiert war.
    Nachdem sie den ersehnten Platz ergattert, ihre Tasche auf dem Boden zwischen den Füßen eingeklemmt und es sich an der Stange bequem gemacht hatte, verfiel sie in ein stilles Zwiegespräch mit sich selbst und beklagte sich schlecht gelaunt darüber, wie verdammt ungerecht das Leben doch zu ihr war.
    Ihre Schullaufbahn war bisher nicht ganz reibungslos verlaufen. Nach der Grundschule war Olivia zum Gymnasium gegangen und hatte eigentlich
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