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Es geschah in einer Sommernacht

Es geschah in einer Sommernacht

Titel: Es geschah in einer Sommernacht
Autoren: Annie West
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übermannte sie, sodass sie sämtliche Willenskraft aufbringen musste, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
    Der Arzt hatte sie davor gewarnt, sich zu überanstrengen. Sie musste sich noch schonen, damit ihreVerletzungen heilen konnten. Mit einem Mal war ihr so schwindelig, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Aber das wäre die größte Erniedrigung: vor Charles Wakefield auf den Boden zu sinken.
    Doch dann passierte es. Ihre Knie gaben nach, die Umgebung verschwamm vor ihren Augen. In diesem Moment legte sich ein starker Arm um ihre Taille.
    Carlisle stützte sie. „Wir finden allein hinaus“, bemerkte er knapp zu den Sicherheitsmännern. „Ich bringe Ms Lucchesi nach Hause.“
    Wakefield verzog verärgert das Gesicht. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder.
    „Gute Nacht, Charles. Meine Herren.“ Carlisle nickte der Gruppe höflich zu. „Es war ein unerwartet … interessanter Abend. Wir werden Sie jetzt verlassen.“
    Gemeinsam gingen sie langsam Richtung Ausgang. Zumindest hoffte Marina, dass es so aussah. Nur sie beide wussten, dass einzig und allein seine Stärke verhinderte, dass sie neben ihm zusammenbrach.
    Entschlossen konzentrierte sie sich auf die Tür am Ende des riesigen Saals und zwang ihre zittrigen Beine, ihr zu gehorchen. Sie war außer Atem, so als hätte sie gerade einen Hundertmeterlauf hinter sich. Außerdem waren die Schmerzen wieder da.
    „Schaffen Sie es bis zur Tür?“ Seine Stimme drang als sanftes Flüstern an ihr Ohr. Wieder spürte sie eine Welle der Erregung durch ihren Körper gleiten.
    Normalerweise hätte es sie alarmiert, dass sie sich so stark zu einem Fremden hingezogen fühlte. Aber im Moment beschäftigte sie nur eins: dass sie es schaffte, den Saal zu verlassen, ohne ohnmächtig zu werden und womöglich verhaftet zu werden.
    „Ja, ich schaffe es.“ Sie biss die Zähne zusammen.
    Alle starrten sie an. Das Flüstern der Gäste wurde lauter, als sie vorbeigingen. Die Leute tuschelten bestimmt über ihren Streit mit Charles Wakefield. Doch dann merkte Marina, dass sich hauptsächlich weibliche Köpfe nach ihnen umdrehten. Allein ihrem Begleiter galt die ganze Aufmerksamkeit, für sie schien sich keiner mehr zu interessieren.
    Verschiedene Leute redeten auf ihn ein. Immer wieder hörte sie seine tiefe Stimme antworten, aber er blieb kein einziges Mal stehen. Bis ein Mann ihnen den Weg versperrte, der ihr bekannt vorkam. Carlisle stellte sie vor. Sie zwang sich zu lächeln und streckte die Hand aus. Von der Unterhaltung der beiden Männer bekam sie nichts mit, die Schmerzen überschatteten alles. Schließlich gingen sie weiter, langsam aber zielstrebig auf den Ausgang zu.
    Und dann, endlich, öffnete sich die Tür und sie waren im Foyer, wo es ruhig und beinahe leer war. Marina fühlte sich sicher und geborgen. Keine Wachmänner, keine Polizei. Sie spürte eine Woge der Erleichterung, auch wenn sie immer noch gegen die Schmerzen ankämpfte.
    „Kommen Sie.“ Carlisles Stimme klang bestimmt, als er sie zu einem der Sofas in der Ecke führte.
    „Danke. Mir gehts gut.“ Sie versuchte, sich aus seinem Arm zu lösen.
    „So sehen Sie aber nicht aus“, erwiderte er und musterte sie skeptisch. „Sie sehen aus, als würden Sie gleich umkippen.“
    Sie gab es auf, seinen Arm abstreifen zu wollen, und blickte ihn fest an. „Dann bin ich wohl stärker, als ich aussehe“, sagte sie mit der Kraft ihres früheren Ichs.
    Dunkelblaue Augen erwiderten ihren Blick. Es war, als könne er alles sehen, was sie zu verbergen versuchte. Das Gefühl machte sie nervös. Sie schluckte und senkte den Blick.
    „Bitte lassen Sie mich los.“ Zu ihrer Überraschung ließ er ihren Arm tatsächlich los. Wieder schauderte sie, diesmal, weil seine Berührung so plötzlich vorbei war. „Danke für Ihre Hilfe. Ich weiß das zu schätzen. Aber ich komme jetzt allein zurecht.“
    Er ging immer noch nicht, sondern blickte sie unbeirrt weiter an. Seinen Kopf hatte er dabei schräg zur Seite gelegt, als müsse er über ihre Worte nachdenken.
    Und dann konnte sie ihm nichts mehr vormachen. Ihre Knie gaben nach. Sie klappte direkt über dem weichen Sofa zusammen.
    „Nicht bewegen“, befahl er und eilte zurück in den Festsaal.
    Als ob sie dazu in der Lage gewesen wäre!
    Marina verzog das Gesicht und fragte sich, wie sie es wohl aus eigener Kraft hier herausschaffen sollte. Sie ließ den Kopf in die Kissen sinken und spürte, wie sich ihre erschöpften Muskeln langsam
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