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Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 12 Tina Daniell
Autoren: Die Jager der Wuste
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Kapitel 1
Tanis führt Logbuch
    Kapitän Nugeter lebte davon, daß er die Castor vermietete,
um Ladung, Leute, ganz gleich, worum man bat, durch die
Ostmeere zu schiffen, ohne Fragen zu stellen. Tanis,
Raistlin, Flint und Kirsig wurden daher kaum von der
Mannschaft beachtet, als sie am Morgen an Bord gingen.
    Da Tanis eine ereignisreiche Reise erwartete, beschloß er,
ein Logbuch zu führen. Zu diesem Zweck erbat und erhielt
er vom Kapitän Papier aus dessen Vorrat.
    ERSTER TAGStürmischer Wind und Schmuddelwetter begrüßten uns, sobald wir die Küstenlinie nicht mehr sehen konnten. Die rötliche See nahm eine schmutzig braune Farbe an, ein
Vorzeichen für die vor uns liegenden Gefahren.
    Kapitän Nugeter versammelte mich, Flint, Raistlin, die Halbogerin Kirsig und seinen Ersten Steuermann – eine große, breitschultrige hellblonde Frau mit dem Namen Yuril (sie erinnert
mich ungemein an Caramon, denn sie ist eine wirklich imposante
Gestalt) – in seiner Kabine, um einen Blick auf die Karten zu
werfen und die Route abzusprechen.
    Obwohl Nugeter ein arroganter Mensch ist, kann man am
Verhalten seiner Mannschaft erkennen, daß er sich sowohl ihre
Sympathie als auch ihren Respekt erworben hat. Kirsig spricht
jedenfalls in hohen Tönen von ihm, hauptsächlich wegen seiner
Begegnungen mit ihrem Vater. Seine Kabine ist bescheiden eingerichtet. Sie enthält einen einfachen Schreibtisch, einen Wandschrank mit Sternen- und Seekarten und eine kleine Hängematte.
    Als alle da waren, begann Kapitän Nugeter mit der Warnung,
daß es keine Garantie gäbe, daß wir unser Ziel, die fernen Minotaurischen Inseln, sicher erreichen würden. »Ich habe das Blutmeer öfter als jeder andere Seefahrer herausgefordert«, erklärte
der Kapitän, »aber ich vergesse nie, daß es ein Risiko ist, ein tödliches. Eure Gründe sollten es wert sein, dafür euer Leben aufs
Spiel zu setzen.«
    Flint wollte etwas sagen, doch Raistlin schnitt ihm das Wort
ab. Das gebrochene Bein des Zwergs war sauber verbunden, doch
sein Gesicht war grün, und zwar seit man ihn an Bord des Schiffes gehievt hatte. Die unruhige See, der wir seit dem Segelsetzen
ausgesetzt waren, hatte seine Vorurteile gegenüber Seereisen bestätigt und sein Leiden verstärkt.
    Raistlin versicherte dem Kapitän, daß wir nicht die Absicht
hätten, umzukehren. Um dies zu bekräftigen, legte er einen Beutel mit Edelsteinen und Münzen auf den Tisch des Kapitäns. Ihr
Wert war beträchtlich. Flint setzte sich mit großen Augen auf.
»Das Doppelte«, betonte Raistlin, »wenn wir die Überfahrt in
zehn Tagen schaffen.«
Andere Kapitäne halten sich ganz außer Reichweite des äußeren Rings des Mahlstroms inmitten des Blutmeers. Das ist der
klügste Kurs, denn wenn ein Schiff in diese mächtige Unterströmung gerät, wird es in die immer engeren Ringe des Strudels
gezogen und schließlich in das dunkelrote Wasser hinab, das unablässig dort wirbelt, wo einst die große Stadt Istar lag.
    Nugeter schlug vor, den äußeren Ring des Mahlstroms direkt
anzusteuern und mit der Strömung zu fahren, ohne in den Strudel zu geraten. Sobald wir nahe genug an den Inseln der Minotauren wären – ungefähr dreihundert Meilen –, würde sich die Castor aus dem tödlichen Sog freikämpfen.
    »Das ist der einzige Weg, wie wir die Entfernung innerhalb
von zehn Tagen überwinden können«, schloß der Kapitän. »Ansonsten ist es wegen der Strömungen und der Winde eine Reise
von mehreren Wochen. Sicherer, aber weitaus langsamer.«
    »Hast du das schon je zuvor versucht?« fragte Raistlin eindringlich.
»Nein«, gab der Kapitän schlicht zu.
Nach seiner Antwort lag lastende Stille in der Luft. »Aber es
ist machbar«, meldete sich Yuril unerwartet zu Wort. »Ich bin
mal mit einem Kapitän gefahren, der es geschafft hat. Es war eine
schreckliche Reise. Wir mußten nicht nur mit der Strömung
kämpfen, sondern auch gegen den ständigen Sturm, der im
Mahlstrom herrscht. Der Tod winkte jeden Augenblick. In den
hohen Brechern haben wir viele gute Seeleute verloren. Aber der
Kapitän war entschlossen, es zu schaffen. Er hat sein Schiff exakt
im richtigen Moment gewendet, so daß wir freikamen. Damit
haben wir viel Zeit gespart.«
Neugierig fragte ich sie, was denn aus dem Kapitän geworden
sei. Warum segelte sie jetzt mit Kapitän Nugeter?
»Pah«, entgegnete Yuril. »Mein alter Kapitän ist an Land umgekommen, in Blutsicht. An Bord seines Schiffes war er genial, in
anderer
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