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Schattenwandler: Kane (German Edition)

Schattenwandler: Kane (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Kane (German Edition)
Autoren: Jacquelyn Frank
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Prolog
    Kane brannte. Sein Geist, seine Sinne und vor allem sein Körper brannten vor Lust und Begehren wie noch nie zuvor. Der Samhainmond am Himmel wuchs immer weiter. In wenigen Tagen würde er seinen Höhepunkt erreichen, doch Kane war schon jetzt so aufgewühlt, als würde die volle Kraft des Gestirns ihn treffen.
    Oder vielleicht lag es einfach an ihr.
    Seit drei Tagen verfolgte er sie schon, entweder in körperlicher Gestalt oder mit seinem Geist. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er jeden ihrer Schritte belauert.
    Kane war ein Dämon, ein Geschöpf der Nacht, und er besaß Kräfte, die über die menschliche Vorstellungskraft hinausgingen. Jeder Dämon gebot über ein bestimmtes Element: Luft, Feuer, Wasser, Erde, den Körper oder, wie in seinem Fall, den Geist. Kane war mächtig, doch trotzdem war er schwächer als die anderen Dämonen. Sie nannten ihn Grünschnabel, denn für sie war er noch ein Kind – ein beinahe einhundert Jahre altes Kind. Doch in weniger als zwei Jahren war es so weit, dann würde er endlich erwachsen sein und von ihnen etwas mehr respektiert werden. Nicht so wie sein älterer Bruder oder wie der erstaunliche altehrwürdige Gideon, aber zumindest war er dann kein verdammter Grünschnabel mehr.
    Das Alter dieses Menschen, dieser jungen Frau, entsprach gerade einmal einem Viertel seiner Lebensspanne. Sie war so ahnungslos und wusste nichts von seinesgleichen und von den anderen Nachtgestalten, die an den Grenzen ihrer Welt lebten. Vielleicht konnte sie deshalb so unbeschwert sein. Zugegeben, sie war gezeichnet von seelischen Narben, die andere Menschen ihr gedankenlos eingebrannt hatten, doch trotzdem war sie ein temperamentvolles, erdverbundenes Wesen geblieben, so hitzig wie ihr rotes Haar und ihre blitzenden grünen Augen, so rein wie ihre zarte blasse Haut. Sie sprühte geradezu vor Lebendigkeit.
    Ihre strahlende Schönheit war auch einem anderen aufgefallen, doch der war ihrer nicht würdig. Sogar sie selbst dachte so. Von Anfang an hatte der Trottel sie gelangweilt, doch sie klammerte sich trotzdem weiter an ihn, an seine Schlichtheit und an seine Beständigkeit. Kane hatte das absurde Treiben aus der Ferne verfolgt und war mit jedem Tag wütender geworden. Das lächerliche Schauspiel strapazierte seine Geduld, doch er konnte nichts tun. Sie war ein Mensch und somit tabu für ihn. Er hätte schon längst von ihr ablassen und sie vergessen sollen, denn seine Nachstellungen würden ihn früher oder später mit Sicherheit in Schwierigkeiten bringen.
    Doch die Schwierigkeiten waren schon da – die Schwierigkeiten in Form dieses übermächtigen Brennens, dieses ungezügelten Verlangens und dieses wilden, besitzergreifenden Gefühls, das sich nicht mehr verleugnen ließ.
    Er konnte es keine Sekunde länger ertragen, sie am Arm dieser nichtsnutzigen Kreatur zu sehen. Er näherte sich ihr, teleportierte sich in mehreren unkontrollierten Ausbrüchen zu ihr hin und hinterließ bei jedem Satz immer größere Wolken aus Rauch und Schwefel. Er hatte die Kontrolle über seine Gefühle verloren und damit auch die Kontrolle über seine Kräfte. Aber das war unwichtig. Er kam näher. Noch näher. Bald würde er dieser Farce ein Ende bereiten und sie von der Seite dieses Clowns fortreißen, von dem sie sich einredete, dass er ihrer angemessen sei.
    Kane materialisierte sich in einer schäbigen Straße in New York mit einem grellen Lichtblitz, doch seine Kräfte, mit denen er den Geist der Menschen beeinflussen konnte, verschleierten seinen furchterregenden Auftritt. Der schöne Rotschopf ging mit seinem sogenannten Date einfach weiter und bemerkte ihn gar nicht.
    Schnell schlich er den beiden nach und behielt dabei die zwielichtigen Ecken und Gassen in der Umgebung im Auge. Die Abneigung, die Kane gegen ihren Begleiter empfand, wurde noch tiefer. Kein Mann, der etwas taugte, würde eine Frau in so eine Gegend mitnehmen. Wusste dieser Narr denn nicht, welche Gefahren um sie herum lauerten? Glaubte dieses armselige Exemplar von einem menschlichen Mann ernsthaft, er könnte sie im Notfall beschützen?
    Kane drang in die Gedanken der beiden ein und stellte fest, dass ihr Begleiter gar nicht so weit dachte. Noch schlimmer, er schenkte nicht einmal dem Goldschatz, der da an seiner Seite ging, angemessene Aufmerksamkeit! Die Gedanken des Idioten kreisten beinahe einzig und allein um den Film, den die beiden sich ansehen wollten, um Spezialeffekte und um einen bekannten Regisseur. Das
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