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Es geschah in einer Sommernacht

Es geschah in einer Sommernacht

Titel: Es geschah in einer Sommernacht
Autoren: Annie West
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an jedes einzelne Mal erinnern?“ Sie starrte in zornige Augen.
    Das frostige Schweigen zog sich in die Länge. Wakefields Anhänger drängten sich dichter heran. Plötzlich bemerkte Marina eine entschlossene Bewegung links von sich. Sie sah auf …
    … und hinein in die faszinierendsten tiefblauen Augen, diesiejemalsgesehenhatte. Tintenblau undvonschwarzen Wimpern umrahmt. Es waren die gleichen Augen, die sie kurz zuvor in ihren Bann gezogen hatten. Doch jetzt funkelten sie gefährlich.
    Aus der Nähe war dieser Mann schier unglaublich. Nicht nur wegen der hohen Wangenknochen, des markant geschnittenen Kiefers, der geraden Nase und der schmalen dunklen Augenbrauen. Es war diese Mischung aus Kraft und natürlicher Autorität, die ihm seine atemberaubende Aura verlieh. Kein Wunder, dass die Frauen sich um ihn rissen.
    Plötzlich unterbrach der Fremde den Blickkontakt und wandte sich an die umstehenden Gäste. Er murmelte etwas in ihre Richtung, worauf die Leute auf der Stelle ein Stück zurückwichen.
    Bestimmt auch einer von Wakefields Lakaien, entschied Marina. Sie war noch wie benommen von dem Gefühlsrausch, den dieser Mann in ihr ausgelöste. Noch nie hatte sie etwas Vergleichbares empfunden. Und jetzt musste sie feststellen, dass er für den Feind arbeitete. Dass er zu den Bewunderern Charles Wakefields gehörte … Ihre Enttäuschung zerstörte die Magie des Augenblicks.
    Wakefield erholte sich von seiner Sprachlosigkeit. Seine schmeichelnde Stimme klang so giftig, dass sie Marinas gesamte Aufmerksamkeit forderte.
    „Ich fürchte, Sie sind im Unrecht, Ms Lucchesi.“ Seine Augen waren kalt wie Eis. Marina schauderte. „Sie sollten niemanden beschuldigen, wenn Sie die Tatsachen nicht genau kennen.“ Er senkte seine Stimme ein wenig. „Das gehört sich nicht, Schätzchen. Und es kann Sie teuer zu stehen kommen.“
    Es war wie ein Schlag in die Magengrube. Sie schnappte hörbar nach Luft. Was wollte dieser Mann denn noch? Wollte er sie wirklich am Boden sehen? Er hatte ihr doch schon alles genommen!
    Wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, wie die Gäste erneut zu plaudern und zu scherzen begannen. Im Angesicht des Mannes, der ihre Zukunft und die ihres Bruders auf dem Gewissen hatte, war sie ganz allein.
    „Wie ich sehe, glauben Sie Ihre Anschuldigungen selbst nicht ganz.“ Sein kalter Blick ließ sie nicht los, während um seine Mundwinkel ein selbstgerechtes Lächeln spielte.
    Es war das Lächeln eines Mannes, der wusste, dass er gewonnen hatte.
    Zum Teufel! Sie hatte nichts zu verlieren. Er hatte ihr bereits alles genommen.
    „Doch“, entgegnete sie. „Und ich meine sehr ernst, was ich gesagt habe. Sie und ich wissen, dass ich recht habe. Wie würden Sie es denn nennen, wenn man einen Unschuldigen um sein Erbe bringt?“
    Zu Marinas Überraschung warf Wakefield dem Unbekannten neben ihr einen verärgerten Blick zu. War es ihm etwa unangenehm, vor einem seiner Mitarbeiter schmutzige Wäsche zu waschen? Die waren doch sicher daran gewöhnt, hinter ihm aufzuräumen!
    „Ms Lucchesi.“ Wakefield hob beschwichtigend die Hände und lächelte milde. Hätte sie den Ausdruck in seinen Augen nicht gesehen, sie wäre ihm fast auf den Leim gegangen. „Es gab da offenbar ein Missverständnis. Ihr Bruder hat Ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt.“
    „Sie geben also zu, dass Sie Sebastian kennen?“
    Er zuckte die Achseln. „Ja, ich erinnere mich. Ein sehr … ungestümer junger Mann. Von unschuldig kann in seinem Fall ganz und gar keine Rede sein.“
    Nicht mehr, seit er in deine Fänge geraten ist, dachte Marina bitter. „Würden Sie es als ehrenhaft bezeichnen, eine gut laufende Firma zu stehlen?“
    „Na, kommen Sie, Ms Lucchesi. Als Diebstahl kann man das wohl kaum bezeichnen.“
    Er leugnete es also. Stritt einfach alles ab. Marina ballte die Fäuste, damit niemand sah, wie ihre Hände zitterten. Sie hatte noch nie jemanden geschlagen. Aber jetzt, mit dem Gesicht dieses schmierigen Weiberhelden vor Augen, war sie kurz davor.
    „Sie finden es also normal, einen einundzwanzigjährigen Jungen so betrunken zu machen, dass er nicht mehr weiß, was er tut? Und ihn dann dazu zu bringen, einenVerkaufsvertrag zu unterschreiben?“
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann sprach Wakefield wieder, so langsam und geduldig, als rede er mit einem kleinen Kind. „Ihr Bruder wusste natürlich, dass Sie sich aufregen würden. Deshalb hat er Ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt.“
    „Sie lügen! Ich weiß genau,
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