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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen
Autoren: Christina Seidenberg
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war er mit seinen Freunden Basketball spielen gewesen. Trotz all der Vorfälle in der letzten Zeit, war die Freundschaft zwischen Christopher und Nate stark genug gewesen. Ich hatte, nachdem ich Christopher an dem Abend verlassen hatte, mich lange davor gedrückt, mit ihm zu sprechen. Zu tief saß die Scham über meinen Verrat, doch Christopher war gekommen und hatte mir all meine Zweifel und Schuldgefühle genommen. Wir hatten lange miteinander gesprochen und ich wusste nun, dass auch ich in ihm einen wahren Freund gefunden hatte, auf den ich mich vollkommen verlassen konnte.
     
    Er hatte bei meinem Umzug geholfen, obwohl wir die wenigen Habseligkeiten, die ich aus meiner alten Wohnung mitgenommen hatte, sicher auch allein in mein neues Zuhause hätten bringen können. Nur meine Kleidung und einige kleinere Gegenstände hatten ihren Platz in Nates Haus gefunden. Die Möbel hatte ich an meinen Nachmieter verkaufen können. Celias neues Kinderzimmer hatte Nate mit seiner Schwester ohne mein Wissen eingerichtet und als ich den Traum aus rosa und weiß gesehen hatte, waren mit Tränen in die Augen gestiegen und ich war ihm um den Hals gefallen.
     
    Nates feuchter Körper drängte sich an mich und riss mich aus meinen Gedanken.
    „Du bist völlig verschwitzt!“ rief ich, und versuchte mich von ihm zu lösen. „Geh duschen!“
    Er grinste mich lüstern an.
    „Wie wäre es, wenn du mitkommst!“ flüsterte er dunkel.
    Mir setzte das Herz aus. Noch immer konnte er mich mit einem einzigen Satz, einem Gedanken oder einer Berührung aus der Fassung bringen.
    Ich spürte, wie meine Wangen hochrot wurden.
    „N-nicht j-jetzt!“ stotterte ich verlegen und nahm ihm Celia ab.
    Er lachte und ging zur Wohnzimmertür, wo er sich noch einmal umdrehte.
    „Ich liebe es, wenn ich dich nervös mache!“ sagte er und bevor er meinen wütenden Blick sehen konnte, war er in den ersten Stock verschwunden.
    Ich musste lächeln, als ich ihn im Flur eine Melodie summen hörte.
     
    Celia quengelte und ich setzte sie wieder zu ihren Spielsachen auf ihre Decke. Dann wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu. Ich öffnete die Mappe mit meinen Unterlagen. In den letzten Wochen war ich eine vollständige Mitarbeiterin der „Morgendämmerun“ geworden und da der nächste Redaktionsschluss immer näher rückte, musste ich an diesem Samstag meinen Artikel fertig schreiben. Die Berichte über die Herstellung von ökologischer Baumwolle und die neue Frühlingsmode hatte ich bereits geschrieben, doch seit Stunden zermaterte ich mir das Gehirn über den persönlichen Bericht der M .
    Zunächst hatte mich Celia in Atem gehalten, da sie in einer der Küchenschubladen Schokolade gefunden hatte und mich mit braun verschmiertem Mund und Händen angelächelt hatte, als ich sie fand. Nach diesem Zuckerschock war an einen Mittagsschlaf von ihr nicht mehr zu denken.
    Anschließend wollte unser Nachbar uns beweisen, dass er ein sehr großer Heavy Metal Fan war und nun war Nate gekommen. Meine Gedanken kreisten immer wieder um den Mann, der im oberen Stockwerk des Hauses rumorte. Ich fühlte mich wie ein frisch verliebter Teenager bei seiner ersten Liebe – völlig unpassend. Und doch ließ sich das glückliche Lächeln nicht mehr aus meinem Gesicht entfernen.
     
    Vielleicht fiel es mir deshalb auch so schwer meinen persönlichen Bericht zu schreiben. Ich war einfach zu glücklich. Doch der Artikel musste erscheinen, das war ich meinen Lesern schuldig. Ich setzte mich erneut an meinen Laptop und starrte auf die wenigen Zeilen, die ich bisher geschrieben hatte.
     
    Die Zeit wird mich verschlucken, denn ich finde keinen Weg. Ich bin müde und einsam in der Dunkelheit. Ich habe meinen Himmel verloren, denn die Schwärze der Nacht bricht über mich herein. Ich bin am Boden der Einsamkeit.
     
    Die Finsternis legt sich über meine Seele, wie ein schweres Tuch der Trauer und ich segele über die tosenden Wellen des Schmerzes. Meine Sorgen klingen verloren, alles wirbelt um mich herum. Trockene Blätter fallen herab und steigen in einer Wolke der Unsterblichkeit in den nächtlichen Himmel auf.
     
    Ich knie auf dem Boden der Trostlosigkeit und werde geküsst vom Nebel der Verlassenheit.
    Überschattet von Jahren der Einsamkeit, möchte ich mich an dein Lächeln erinnern und höre in der Brise der Dämmerung das nächtliche Echo deines Herzschlags.
    Ich beschließe den Brief meines blutenden Herzens mit „auf ewig dein“ und versinke erschöpft in den Träumen
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