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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen
Autoren: Christina Seidenberg
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du dieses Kleid an?“ Er runzelte die Stirn, als würde er scharf nachdenken und doch keine Erklärung finden.
    „Greta?“
     
    „Lass mich einfach g-gehen!“ flüsterte ich und versuchte mich von ihm zu lösen, doch er hielt mich noch immer fest.
    „Diesen Fehler werde ich kein zweites Mal machen!“ sagte er leise und sah mich vorsichtig lächelnd an. „Bitte, Greta, sprich mit mir! Warum bist du weggelaufen?“
    Ich schüttele erneut den Kopf und zog an meinem Handgelenk, doch er ließ mich nicht gehen.
    „In Ordnung!“ sagte er ernst. „Wenn du es mir hier nicht sagen willst, ist es in Ordnung! Aber du wirst mitkommen!“
    Er packte mich plötzlich an der Taille und warf mich über seine Schulter. Ich war viel zu überrascht, als dass ich mich dagegen hätte wehren können. Panisch hielt ich mich an ihm fest, aus Angst fallen gelassen zu werden. Nate ging seelenruhig, als würde ich nichts wiegen, den Weg zurück zu seinem Haus, mit mir in dieser beschämenden Lage.
     
    Er war nicht einmal aus der Puste, als er die Stufen der Eingangstreppe hinaufstieg und die Tür zu seinem Haus aufschob. Erst nachdem er mit mir auf der Schulter den Flur und die Diele durchquert hatte, stellte er mich im Wohnzimmer vorsichtig wieder auf die eigenen Beine.
    Ich hatte keine Möglichkeit mich umzusehen, doch etwas sagte mir, dass seine Freundin gegangen war, nachdem ich vor der Tür gestanden hatte.
     
    Nate baute sich vor mir auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Also?“ fragte er und wartete auf eine Antwort von mir.
    Unsicher und zutiefst verletzt starrte ich auf den Parkettboden. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    „Greta?“ Nates Stimme wurde etwas weicher. „Du kannst schweigen, aber dann werden wir die ganze Nacht hier stehen müssen. Solange, bis du mir endlich sagst, was du hast!“
     
    Ich schluckte schwer.
    „W-was ich h-habe?“ Tränen der Scham stiegen mir erneut in die Augen. Wie hatte ich nur annehmen können, das Nate irgendwann mehr als nur Freundschaft von mir wollte? Er konnte sich jede Frau nehmen, die er wollte und es schien ihm nicht schwer zu fallen, eine zu bekommen. Er würde sich niemals ändern.
    Nur ich würde nie mehr als Sams kleine Schwester sein.
    „I-ich h-habe ihn v-verlassen…!“ Mir versagte die Stimme. „weil er mich g-glauben ließ, d-dass du dich g-geändert h-haben könntest! Es w-war ein schw-…schwerer Fehler herzukommen!“ zischte ich. „G-genau wie damals!“
    Ich blickte auf und erkannte, dass meine Worte ihn schwer getroffen haben mussten. Verwirrung und Verzweifelung standen ihm ins Gesicht geschrieben, bis sich plötzlich ein selbstgefälliges Grinsen darauf ausbreitete.
    „Du bist eifersüchtig!“ sagte er und kam langsam näher. „Wegen Carol?“ Er schüttelte den Kopf. „Sie ist die Frau eines Arbeitskollegen, der nach Florida umgezogen ist. Sie war in der Stadt und musste für ihn einige Unterlagen abholen. Deshalb war sie bei mir und deshalb war ich auch vor einigen Wochen in Florida!“
    Er streckte die Hand nach mir aus, doch i ch wich vor ihm zurück, hatte ich mir diesen Abend doch ganz anders vorgestellt.
    Innerlich fühlte ich mich zerrissen und doch gab es einen kleinen Funken, der mich meine wahren Gedanken aussprechen ließ. Das, was Nate mir erzählte, klang logisch, doch ich konnte es nicht glauben.
    „Ich h-habe bereits d-d-den schlimmsten Fehler meines Lebens g-gemacht, hierherzuk-kommen. F-furchtbarer … kann es nicht mehr w-werden!“ stotterte ich leise. „Ich liebe dich, Nate. Das habe ich immer, s-selbst in d-den letzten sieben Jahren! D-da ich mich nun m-mehr als einmal p-peinlich gemacht habe, w-werde ich gehen und du kannst mich nicht aufhalten! Mein Leben ist ein e-einziger Scherbenha-haufen!“ Ich verfluchte meinen Sprachfehler, der mich in der richtigen Wortwahl immer wieder stocken ließ. Doch all meine aufgestauten Gefühle, all die Fragen und Gewissensbisse der letzten Jahre kamen in meinen Mund und ließen sich nicht aufhalten.
    „Ich ha-hatte angenommen – Gott, wie dumm ich doch bin – dass es anders werden könnte, dass das mit uns besser werden könnte. Aber T-Träume sind eben nur das: verklärte und irreale Versionen der Wirklichkeit, die niemals ein Happy-End haben werden!“
     
    Ich drehte mich um, wollte Nate, sein Haus und die ganze, beschämende Situation hinter mir lassen, als sich erneut seine Hand um meine schloss.
    Doch diesmal hielt er mich nicht am Handgelenk gepackt.
    „Du
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