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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen
Autoren: Christina Seidenberg
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meines leeren Lächelns. Ich laufe in der Dunkelheit deiner Stimme folgend und kann sie doch nicht erreichen.
    Der gefrorene See knisterte unter meinen Füßen und reißt mich hinab in die unterirdische Welt aus Trauer und Verzweifelung.
     
     
    Ich blickte durch die Fensterscheibe in den herbstlichen, kleinen Garten hinter Nates Haus. In den letzten Wochen hatten die Blätter angefangen sich zu färben und zeugten als erste Herbstboten, dass der Jahreszeitenwechsel bevorstand.
    Ich lächelte, als ich spürte, dass neue, wunderschöne Gedanken meinen Körper durchfluteten. Wie in Trance ließ ich die Finger über die Tastatur gleiten.
     
    Ich falle durch das Eis und bin doch geborgen in deiner schützenden Umarmung. Hin und hergerissen zwischen Himmel und Erde ringe ich nach Luft und habe keine Angst, denn du bist an meiner Seite. Niemals mehr wirst du mich gehen lassen. Deine Hand umschließt meine in einer festen Geste und deine Stimme wird mich sicher leiten.
     
    Der Nebel umschlingt meinen matten Körper. Er erlöst mich, verzaubert meine einsame Welt. Ich erinnere mich und schaffe mir ein Reich der grenzenlosen Wolken. In meinem Himmel suche ich nach dir und folge deinem Geist in das verwunschene Land der Erlösung. Du reichst mir deine Hand, ziehst mich an dich und zeigst mir in dem Meer aus Erinnerungen, was damals war.
     
    Ich lasse mich fallen in den Strom aus Liebe und werde doch nicht ertrinken. Kein Gedanke an Angst durchquert meinen Körper und die warme Sonne wärmt meine kalten Hoffnungen auf ewige Verbundenheit. Vollkommene Wärme füllt mich aus und lässt die Verzweiflung hinter mir zurück.
     
    Ich fand einen Weg zu dir und weiß, hätte ich niemals geliebt, hätte ich niemals geweint.
     
    In Liebe M.
     
     
    „Ich wusste nicht, dass „Bianca“ so etwas veröffentlicht!“ sagte plötzlich eine dunkle Stimme dicht an meinem Ohr und jagte mir Schauer durch den Körper.
    Erschrocken drehte ich mich um.
    Nate stand hinter mir, die Haare noch feucht von seiner Dusche. Sein Blick glitt aufmerksam über die Zeilen auf meinem Laptop, ehe er mich fragend ansah. Mir gefror das Blut in den Adern. Meine Hand schoss zum Bildschirm und klappte ihn zu, doch ich erkannte an dem vielsagenden Lächeln auf Nates Gesicht, dass er alles gelesen hatte. Nun war es also doch geschehen.
    „D-das ist n-nichts!“ stotterte ich nervös.
    „Lügnerin!“ erwiderte er, weil er an meinem Sprachfehler ganz genau hören konnte, dass ich log.
     
    Er setzte sich neben mich an den Esstisch und sah mich aufmerksam an.
    „Du arbeitest nicht mehr für „Bianca“?“ fragte er schließlich und sah sich meine Unterlagen an, die eindeutig bewiesen, dass das Eco-Magazin mein neuer Job war. „Seit wann?“
    Ich zuckte unbestimmt mit den Schultern.
    „Ein paar Wochen!“ murmelte ich schnell. Vielleicht zu schnell?
    Er sah mich eindringlich an. Warum konnte dieser Mann so gut zwischen den Zeilen lesen? „Wie lange?“
    Mist – er hatte meine Lüge erkannt! Ich war eine lausige Lügnerin und Nate wusste mich ganz genau zu lesen.
    „Mitte August!“
    Nate verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Warum nur wundert es mich nicht, dass du es mir nicht gesagt hast!“
    „Es war nicht wichtig!“ versuchte ich mich zu rechtfertigen. „Es ist nur ein Job, etwas, womit man Geld verdient. Nichts weiter!“
     
    Er sah mich argwöhnisch an.
    „Nicht wichtig?“ fragte er. „Es ist also nicht wichtig, wenn du einen neuen Job annimmst und die unbekannte Person bist, über die die ganze Stadt in höchsten Tönen spricht?“ Er nahm meine Hand in seine. „Ich hätte es sehr gern gewusst, dass mir diese ganzen Artikel galten!“ und fügte noch hinzu „M.“
    Ich lächelte schüchtern, wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, dass er nun mein Geheimnis kannte. Er hob mich von meinem Stuhl, setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. Als ich das Leuchten in seinen Augen, das Lächeln auf seinen Lippen sah, wusste ich, dass mir seine grenzenlose Liebe immer gehören würde und ein langer, tiefer Kuss ließ jeden meiner Gedanken in einem Meer aus purem Glück verschwinden.
     
    Ich schloss glücklich die Augen, denn ich wusste, ich hatte mein Zuhause gefunden.
     
     
     
    ~***~
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