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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt
Autoren: Jack McDevitt
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sorgen.
    Allerdings bestand auch die Möglichkeit, daß Carmichaels Besuch Ärger bedeutete, daß jemand aus dem ehemaligen Herkules-Team damit gedroht hatte, an die Öffentlichkeit zu treten. Hurley war sich der Spannungen und des Grolls bewußt, die der Herkules-Zwischenfall unter den ehemaligen Projektmitarbeitern verursacht hatte. Und Harry hatte ihn stets hervorragend vor möglichen Problemen gewarnt. Auf Carmichael hatte er sich verlassen können.
    »Ja, George«, sagte er. »Versuchen Sie ihn morgen einzuschieben. So früh wie möglich bitte.«
    »Sir, heute nachmittag ginge es noch. Der Fototermin mit den Schweden ist abgesagt worden.«
    »Okay«, sagte Hurley. »Bestellen Sie ihn her.«
     
    Harry erhielt einen zehnminütigen Termin um 16.40 Uhr. Wie zuvor bestand der Präsident auch nun darauf, mit ihm allein im Büro zu sein.
    Hurley verspätete sich einige Minuten; er hatte noch mit seinem Wahlkampfleiter gesprochen. Seine Aussichten standen sehr gut, und er war bester Laune, als er ins Oval Office kam, George rief und ihn bat, Carmichael hereinzuführen.
    »Hallo, Harry«, sagte er, als er seinen Besucher mit Handschlag an der Tür empfing. »Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, Mr. President.« Harry schüttelte ihm die Hand, der Präsident zog ihn in den Raum und führte ihn zum Sofa. Von außen schloß George die Tür. Sie waren ungestört.
    »Ich wollte ohnehin schon mit Ihnen sprechen, Harry. Drüben im Hauptzollamt wird demnächst ein Posten frei, und …« Er sprach noch einige Augenblicke darüber, dann bemerkte er die Anspannung seines Besuchers. Hurley unterbrach sich und nahm neben Harry auf dem Sofa Platz. »Was ist los, Harry?«
    »Sir, Sie sind sich bewußt, welche Möglichkeiten sich aus dem genetischen Wissen ergäben, das wir aus dem Herkules-Text schöpfen könnten?«
    »Ja. Natürlich. Das ist einer der gefährlichsten Aspekte des Textes, eben weil er so verlockend ist.«
    »Mr. President, mir liegt sehr daran, daß die genetischen Abschnitte der Aufzeichnung unserer Forschung zugänglich gemacht werden.«
    Hurley schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was Sie empfinden, Harry. Mir geht es weiß Gott nicht anders. Glauben Sie etwa, ich würde den vielen schwerkranken Menschen nicht helfen wollen? Aber wir müssen an die Langzeitfolgen denken. Führen Sie sich doch einmal vor Augen, was geschähe, wenn die Menschen auf einmal zu lange leben würden. Machen Sie sich überhaupt eine Vorstellung davon, welche Folgen das auf unsere Sozialversicherung hätte, wenn jeder plötzlich über hundert Jahre alt würde?«
    »Mr. President«, entgegnete Harry, »zur Hölle mit der Sozialversicherung!«
    Hurleys Kinnlade fiel herab. »Verzeihung, Harry, ich habe Sie wohl nicht recht verstanden …«
    Harry blickte ihm direkt in die Augen. »Ich bedaure, Ihnen die Angelegenheit entwinden zu müssen, Mr. President. Aber ich kann nicht einfach untätig zusehen, daß Menschen an Multipler Sklerose, Leukämie und anderen Krankheiten leiden, nur weil die endgültige Ausmerzung ihrer Gebrechen unsere Sozialversicherung zu stark belasten würde.«
    »Harry, Sie haben wohl vergessen, mit wem Sie sprechen.«
    »Ich weiß sogar genau, mit wem ich spreche, Mr. President. Es tut mir leid, daß es so weit kommen mußte, aber ich will mir nicht den Rest meines Lebens vorwerfen müssen, nichts unternommen zu haben.« Er verlor für einen kurzen Moment die Gewalt über seine Stimme. »Morgen wird eine Pressekonferenz stattfinden, auf der das Material veröffentlicht wird. Entweder berufen Sie diese Konferenz ein und ernten die Anerkennung, oder ich berufe sie ein, dann können die Leute ihre eigenen Schlußfolgerungen ziehen.«
    Hurley starrte ihn an. »Harry, Harry«, sagte er, »Sie müssen in dieser Sache Vernunft annehmen. Ich verstehe, wie sehr diese Angelegenheit Sie belastet hat. Aber Sie müssen Ihre Selbstbeherrschung wiedererlangen.«
    Harry erhob sich. »Möchten Sie den Dank der Welt ernten? Sie haben nur die eine Chance.«
    »Harry, Sie beabsichtigen, streng geheimes Material zu veröffentlichen. Das ist Hochverrat .«
    »Da haben Sie recht, Mr. President. In letzter Zeit habe ich oft über Verrat nachgedacht. Meiner Meinung nach verraten wir jeden Menschen unseres Landes, der einen Geburtsfehler hat, wenn wir verschweigen, was Cyrus Hakluyt im Herkules-Text gefunden hat. Damit kann ich nicht leben, und ich werde nicht zulassen, daß Sie dieses Wissen unterdrücken.«
    Hurley schüttelte den Kopf. »Harry, das kann
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