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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt
Autoren: Jack McDevitt
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nicht aus der Kirche ausgetreten sind.«
    Wheeler dachte über diese Worte nach. »Ich bin noch nicht soweit, um mit der Kirche zu brechen. Loszulassen.«
    »Dann tun Sie’s nicht.«
    Sie näherten sich einer Ampel.
    Sie sprang auf rot, bevor Harry sie erreichte, und er bremste.
    »Wenn ich das große Sagen hätte …«, begann Wheeler, als der Wagen stand.
    »… wäre im Universum einiges anders«, vollendete Harry den Satz.
    »Ja. Verdammt noch mal, das wäre es. Und ich weiß, wie arrogant das klingt. Aber ich würde eingreifen. Keine jungen Witwen mehr. Keine Kinder stürben bei Verkehrsunfällen. Keine Geburtsfehler mehr.«
    Ein alter Tieflader bog an der Straßenmündung links ab und kam näher. Als er an dem Chrysler vorbeigerumpelt war, sprang die Ampel wieder auf Grün.
    »Ich würde es einfach nicht zulassen. Es gibt keinen Grund dafür. Die unglaubliche Größe des Universums ist noch nicht einmal der springende Punkt, Harry, sondern, daß es so mechanistisch ist. Es funktioniert genau so, wie man es von einer Maschine erwarten würde. Wenn etwas schiefläuft, versuchen die Menschen, dem Abhilfe zu schaffen, sie beten, aber es hilft nichts …«
    »Nie?«
    »Manchmal verleiht das Gebet den Menschen die Kraft, ihre jeweilige Situation zu meistern. Aber niemals greift Gott sichtbar ein. Bitte in meinem Namen, und dir wird gegeben werden. Ich wußte, daß Harrys Eltern ihr ganzes Leben damit verbringen könnten, um Hilfe zu bitten, und dennoch hätte ihr Sohn niemals den Rollstuhl verlassen.« Er gab ein glucksendes Geräusch von sich. »Wenn Gott existiert, Harry, warum läßt er solche Dinge geschehen? Warum greift der Herr nicht ein?«
     
    Am nächsten Morgen rief Harry bei Cyrus Hakluyt an. Er tätigte den Anruf von einem öffentlichen Telefon aus und kam sich dabei ein wenig paranoid vor.
    »Cy«, sagte er, »wenn Sie Zugriff auf die Daten hätten, könnten Sie die Informationen auslesen, die Sie bräuchten?«
    »Was ist geschehen?« fragte Hakluyt. »Hat Hurley seine Meinung geändert?«
    »Nein. Beantworten Sie mir einfach die Frage.«
    »Gewiß«, sagte er. »Es würde eine Weile dauern. Ich bräuchte Hilfe. Aber ich könnte es schaffen.«

 
    MONITOR
     
    ›Mittlerweile ist nur noch unsicher, wie hoch Hurley die Wahl gewinnen wird …‹
    Blanchard Crisp in ›Today on NBC‹

 
21 |
     
     
    Anfang Oktober zeichnete sich der Ausgang der Wahl überdeutlich ab. Die Wirtschaft hatte sich ungeachtet angekündigter Finanzeinbußen in der Rüstungsindustrie erholt, es herrschte Frieden, und die Demokraten fanden kein Thema, mit dem sie dem Präsidenten im Wahlkampf zusetzen konnten. John Hurley verbrachte seine Zeit damit, Präsident zu sein, lud Staatsoberhäupter und Spitzenpolitiker zu aufsehenerregenden Konferenzen ins Weiße Haus, besuchte Schulklassen, um den Kindern Geschichten vorzulesen, inspizierte das Katastrophengebiet, wo der Tornado Tulsa gewütet hatte und flog nach Columbus, Ohio, um den Überlebenden einer wilden Schießerei und den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl auszusprechen. In wenigen Tagen entschied sich die World Series, und er würde sich zusammen mit den Siegern draußen im Rose Garden ablichten lassen. Das Leben meinte es augenblicklich sehr gut mit ihm.
    Daher beunruhigte es ihn ein wenig, als sein Sekretär ihm am zweiten Dienstag des Monats, vier Wochen vor dem Wahltag, mitteilte, daß Mr. Carmichael ihn zu sprechen wünsche. Mr. Carmichael stehe, so unterrichtete er ihn, noch immer auf der Prioritätsliste, die ihm einen vorrangigen Termin beim Präsidenten sichere. Ob diese Liste tatsächlich noch Gültigkeit habe? Sei der Präsident für ihn zu sprechen?
    Hurley hatte schon monatelang nichts mehr von Harry gehört, seit Herkules unter Aufsicht der NSA gestellt worden war. Diese hatte das Projekt auf Geheiß des Präsidenten eingefroren.
    Nur einige ausgewählte Leute arbeiteten noch an dem Projekt, allerdings unter strengsten Sicherheitsauflagen.
    Sie hatten sich beschwert, nicht die erforderliche Expertenhilfe zu erhalten, woran sich Hurley nicht störte. Der Präsident hatte sich nicht dazu durchringen können, alle Spuren zu beseitigen, aber er hatte verkündet, daß er nicht unglücklich wäre, wenn ihm niemals wieder etwas über das Herkules-Projekt zu Ohren käme.
    Was konnte Carmichael also wollen? Hurley fiel ein, daß er sein Versprechen noch nicht eingelöst hatte, ihm einen Verwaltungsposten bei der Regierung zu verschaffen. Nun, dafür würde er
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