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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5
Autoren: Frederik Pohl
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ARTHUR SELLINGS
Der Kulissenschieber
     
    Der Mann nannte sich Boyd Corry – wofür nicht seine Eltern verantwortlich zu machen waren, sondern sein Werbeleiter – und war für einen im Verblassen begriffenen Filmstar völlig normal; außer in einer Hinsicht. Er fühlte sich von der ganzen Welt verfolgt.
    Eines Abends, wie er es schon an vielen Abenden getan hatte, streifte er durch den Nebel der Innenstadt. Er verriet niemals jemandem, wonach er strebte, aber die Erklärung war sehr einfach – er benötigte Selbstbestätigung. Er benötigte die unanfechtbare Erfahrung, daß er existierte und man ihn liebte. Um dafür den Beweis zu erbringen, bedurfte es eines seiner alten Filme.
    An einem zweitklassigen Kino in einer Nebenstraße fand er, wonach er suchte – ein Abbild von ihm in zweifacher Lebensgröße und in den Heiligenschein von Neonlichtern getaucht. Er schlenderte in die Vorhalle.
    Eingebettet in die Dunkelheit des Kinosaals, schläfrig von der Weitschweifigkeit und Geschwätzigkeit eines Kulturfilms über die Naturschönheit von Gletschern, schloß er die Augen. Sein Kinn sank herab. Er schlief. Dann vernahm sein eingedämmertes Ich das Schmettern von Trompeten, das den Vorspann seines Films einleitete, und reagierte wie ein Dalmatiner auf eine Feuersirene, indem es pflichtgemäß aufschrak. Begierig setzte er sich im letzten Moment zurecht, um noch die monumentale Schrift sehen zu können, die über die Leinwand flimmerte.
     
    DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN ROSE
    mit
    BOYD CORRY
     
    Tränen traten in seine Augen.
    Der Film war volle drei Jahre alt. Damals war alles anders gewesen. Alle hatten ihm zu Füßen gelegen. Bis sie bemerkten, was für ein selbstloser Mensch er war und sich gegen ihn verschworen. Aber er wollte es ihnen zeigen. Sollten sie sich ein paar Tage lang die Hacken nach ihm ablaufen. Das gab ihnen vielleicht genug Zeit, um einzusehen, daß noch immer der Star derjenige war, der zählte – nicht diese emporgekommenen Produzenten und Regisseure.
    Und das Publikum stand auf seiner Seite. Aaah, dieser Ruck, der durch die Zuschauer ging, als er auf der Leinwand über den Rasen galoppiert kam, der im Wind wogte; als sein Double sich behend aus dem Sattel schwang.
    Dies machte es der Mühe wert. Sein Publikum verstand ihn. Es wußte, daß der wahre Künstler sich für das Publikum aufopferte – für die Träume des Publikums. Es waren die Klatschspaltenschreiberlinge, die davon nichts verstanden, die hochnäsigen Schufte.
    Das Gefühl gekränkter Tugend umschmeichelte ihn im sanften Glanz von Rührseligkeit. Dann verspürte er wachsende Unduldsamkeit, verärgert vom unüberbrückbaren Gegensatz zwischen dem Gesicht, das er auf der Leinwand sah, und jenem, das ihn allmorgendlich aus seinem Rasierspiegel angähnte.
    Er wollte aufspringen, sank jedoch zurück, runzelte die Stirn. Das Stirnrunzeln vertiefte sich zu einer finsteren Miene. Benommen schüttelte er den Kopf und starrte empor zur Leinwand. Etwas stimmte nicht.
    Die Szene auf der Leinwand war nicht jene, die er gespielt hatte. Ausgeschlossen!
    Dann begann er zu begreifen. Wieder verging es sich an ihm, das schäbige Geschmeiß von Kolumnisten, neidischen Rivalen und seelenlosen Hilfszwergen. Jene, die sich stets zwischen ihn und sein treues Publikum zu drängen trachteten. Nun denn, mit diesem Frevel sollten sie nicht davonkommen.
    Er sprang auf die Beine und fuchtelte wild mit den Armen. »Abschalten! Das ist ganz falsch! Eine Fälschung!«
    Aus der flackrigen Dunkelheit wandten sich ihm fahle Gesichter zu. Leute begannen Ssst zu machen und zurückzuschreien. Der stämmige Schatten eines Angestellten tanzte auf dem Weg zu ihm unbeholfen die Sitzreihe entlang. »Abschalten!« Corry raste. »Sie betrügen euch, hört auf mich!«
    Der Angestellte erreichte ihn. Zwanzig Sekunden später schleifte er Boyd Corry, der nicht länger protestierte, wie einen Sack Kartoffeln den Seitengang hinauf. Eine Minute danach warf der Kinodirektor, der zum Telefon gegriffen hatte, um die Polizei zu verständigen, einen zweiten Blick auf das Profil des Mannes, dessen Kopf auf der Sessellehne hin- und herrollte. Seine Augen weiteten sich. Dann wählte er, während er betrübt das Haupt schüttelte, die Rufnummer der Mammoth-Studios.
     
    »Warum nur?« klagte Cavanagh. »Wenn du dich einmal richtig austoben mußtest, warum bist du nicht zu mir gekommen, zum Teufel? Hier kannst du dich so vollsaufen wie du willst!«
    »Du verstehst mich nicht, Vince«,
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