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Erst mal bis zur nächsten Kuh...

Erst mal bis zur nächsten Kuh...

Titel: Erst mal bis zur nächsten Kuh...
Autoren: Jürgen Barth
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oft war eine gemeinsame Mahlzeit auf dem Jakobsweg am Abend
nach einem langen, einsamen Weg für mich ein Stück Glückseligkeit!
     
    Was Sprache bedeutet, ist mir neu aufgegangen auf dem Weg. Es gibt
Verständigung ohne Sprache. Manchmal trifft man jemanden und man spürt sofort:
Wir verstehen uns, auch wenn wir uns sprachlich nur wenig zu sagen haben.
Andererseits: Mit jemandem die gleiche Sprache zu sprechen heißt noch nicht,
sich wirklich zu verstehen. Sprache zeigt mir unter Umständen, dass wir uns eigentlich
gar nichts zu sagen haben. Und doch - wirkliche Gespräche sind nur möglich,
wenn man sich gedanklich austauschen kann. Was für ein Wunder ist die
gemeinsame Sprache, die so etwas ermöglicht! Es sind ganz verschiedene
Menschen, die den Camino, den Jakobsweg gehen. Ich habe den Weg als ein
verbindendes Element erlebt. Von Karlsruhe über Konstanz bis Santiago - bei
allen Unterschieden, bei aller Unterschiedlichkeit die gleiche Kultur.
     
    Der
christliche Glaube in
all seinen verschiedenen Ausprägungen als ein Band, das uns verbindet. Wir
haben einen gemeinsamen Hintergrund, ja, einen gemeinsamen Grund, auf dem wir
stehen, ob wir Deutsch, Französisch oder Spanisch sprechen oder welche Sprache
auch immer. Die Lächerlichkeit konfessioneller Enge ist mir bewusst geworden.
Das „Salve Regina“ in der Klosterkirche zu Conques, die Schönheit der
Kapitelle, die Harmonie im Kreuzgang zu Moissac, die Stille am frühen Morgen in
Eunate führen heraus aus einem provinziellen Protestantismus oder einem
engstirnigen Katholizismus mit all den damit verbundenen vordergründigen
Fragestellungen. Aller Konfessionalismus wird belanglos angesichts des
Sonnenaufgangs hinter Cirauqui.
     
    Die Einfachheit zu leben aus dem, was in einem Rucksack ist. Es drängt
dich nicht, viel einzukaufen oder Vorräte zu sammeln, wenn du alles tragen
musst. Nie bin ich so leicht an Buchhandlungen vorbeigelaufen wie mit dem
Rucksack auf dem Rücken. Vieles wird einfach und schlicht.
     
    In
den Gottesdiensten am
Weg habe ich es neu erfahren: Es muss nicht viel gesagt werden. Es muss auch
nicht immer alles gesagt werden. Das Evangelium ist ganz einfach. Die
evangelische Kirche muss endlich herausfinden aus ihrem Wortfetischismus. Die
katholische Kirche kann ihre Ängstlichkeit ablegen, sie verlöre die Kontrolle,
wenn sie nicht allein die christliche Botschaft verkörpert. Wie stark ist die
Stille in einer kleinen Kirche! Wie großartig kann die Musik von Gott erzählen!
Wie beeindruckend ist die Treue einiger Menschen, die an einem Ort in
Kontinuität die Psalmen beten!
    Wo stehe ich selbst in meinem Leben?
Diese Frage hat mich begleitet auf dem Jakobsweg. Gibt es eine Antwort? Das
Wesentliche JETZT tun, es nicht auf irgendwann verschieben. Das Wichtige HIER
tun und nicht irgendwo anders.
     
    Was ich begriffen habe auf dem langen
Weg:
    Die Endlichkeit des Lebens erkennen.
    Ja sagen lernen zur eigenen
Endlichkeit.
    Gehen können ohne das Gefühl zu haben,
das Wesentliche habe man gar nicht getan oder verschoben oder nicht zu tun
gewagt.
    Einstimmen in ein größeres Ganzes, das
wir alle nicht begreifen, sondern nur erahnen. Das Wunder der Gemeinschaft
sehen lernen und sich daran freuen.
    Die eigene Vergänglichkeit annehmen und
sich freuen an der Schönheit und Weite der Schöpfung. Sensibel werden für das
Geheimnis, dass Gott lebendig ist und uns umgibt und schließlich einstimmen in den himmlischen Lobgesang.
     

Ein Dankeschön
     
    an
meine Frau Brunhild, die mich in ihrer Großzügigkeit und ihrem Vertrauen Tag
für Tag begleitet hat in Gedanken aus der Ferne.
     
     
     
    Herzlichen Dank an die Spender und
Sponsoren, die diese Buchproduktion unterstützt haben:
     
    Bäckerei Lörz • Rheinapotheke • Conrad Stein Verlag Bestattungsinstitut Erb • Sparkasse
Karlsruhe
    Blumenfachgeschäft & Friedhofsgärtnerei
Hannes Schulz
    Rüdinger KG-Schmierstoffe



Zwölf praktische
Tipps für den Jakobsweg
     
    1.
Geld
    Es gibt in mittleren und größeren
Ortschaften einen Bankautomaten. Man braucht lediglich eine EC-Karte. Ich habe
in jedem Monat ungefähr 1300 Euro ausgegeben für Unterkunft, Verpflegung mit
einer warmen Mahlzeit am Tag in einem Gasthaus und für alles Sonstige, von
Telefonkarten und Briefmarken über Obst bis Schokolade, Zahnpasta und
Sonnencreme.
     
    2.
Essen
    In Frankreich bieten die Unterkünfte
oft Halbpension an, in Spanien gibt es in vielen Orten am Weg Pilgermenüs zum
Preis von acht bis 12 Euro.
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