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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt
Autoren: Cate Tiernan
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holte tief Luft und fuhr noch einmal mit dem Finger über die Symbole. Ich musste wieder daran denken, wie ich als kleines Mädchen auf dem Schoß meiner Mutter gesessen und mit ihrer Halskette gespielt hatte. Ich hatte ihren langen blonden Zopf um die Kette gewickelt, versucht, durch den Mondstein zu sehen und mir die Symbole einzuprägen, die ich nicht verstand.
    »Als ich erkannte, wer du bist, wusste ich, dass ich es dir zurückgeben würde. Ich hätte es deiner Familie gar nicht wegnehmen dürfen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass es ...
    etwas ausgleichen würde, wenn du es zurückbekommst.«
    Ich war total überwältigt von diesem Geschenk. Es war das einzige Ding, das ich jemals hatte haben wollen, und dann noch von dem einzigen Typen, den ich jemals ernsthaft begehrt hatte.

    »Natürlich musste ich mich erst vergewissern, dass du nicht auf der dunklen Seite stehst«, sagte er sachlich. »Aber jetzt weiß ich, dass du es haben sollst.«
    »Weil wir uns geküsst haben?« Meine Stimme bebte.
    »Ja, genau. Deswegen.« Reyn verdrehte die Augen.
    Komm aus deinem Versteck, Nastasja. Hör endlich auf mit dem Versteckspielen. »Ich kann es nicht fassen.«
    Reyn sah ein wenig aus, als könnte auch er es nicht fassen. »Das ist ein königliches Geschenk«, sagte ich und wusste genau, dass er den altertümlichen Bezug verstehen würde. Praktisch, dass er so alt war wie ich - so brauchte ich ihm nicht ständig alles zu erklären.
    »Ich übergebe es an dich«, sagte er formell.
    Das Amulett und sein Herz. Das hatte er mir ebenfalls angeboten. Das hatte ich kapiert. Und dazu anscheinend noch eine Hälfte von seinem Welpen.
    Ich hielt mein Amulett fest umklammert und konnte es kaum erwarten, es mit der Hälfte zusammenzufügen, dieRiver mir zurückgegeben hatte. Dann kam mir ein Gedanke. Ich hätte schon vor einer Ewigkeit darauf kommen können, aber manchmal bin ich wirklich ein bisschen vertrottelt.
    Ich griff in meine Hosentasche, wo mein Mondstein steckte - wie immer. Er hatte mir in dem Lagerhaus geholfen, Incy zu besiegen, und ich würde nie ohne ihn irgendwo hingehen. Ich holte ihn heraus und hielt ihn an das Amulett. Er war nicht geschliffen und nur durch meine Hände poliert. Aber ... er würde perfekt zwischen die beiden Hälften passen. So, wie es auch bei meiner Mutter gewesen war.
    »Der Tarak -Sin meiner Familie wird wieder heil sein.«
    Zum ersten Mal in mehr als vierhundert Jahren hatte ich jetzt beide Teile meines zerbrochenen Lebens, meiner zertrümmerten Kindheit. Und wenn das Amulett wieder zusammengefügt und mit meinem Mondstein vereint war, würde ich über eine ungeahnte Kraft verfügen: die Kraft des Hauses von Ulfur. Ich würde die Tochter meiner Mutter sein, die Erbin meines Vaters. Lilja af Ulfur. Lilja, die Tochter von Ulfur.
    Reyn zeichnete die Rune Othala auf mein Bein. Geburtsrecht. »Ich danke dir, Eileif«, sagte ich. Ich war beinahe unerträglich glücklich. Aber ich würde nicht davor weglaufen. Diesmal nicht.
    Reyn nahm meine Hand und küsste ganz sanft meine Fingerknöchel. »Es gehört dir, Lilja. Ich habe es nur für dich aufgehoben. «
    Was für eine ungeheure Verantwortung. Ich brauchte Hilfe, um zu lernen, was ich wissen musste, wie ich es benutzen sollte, wie ich meine Magie verwenden sollte.
    Ich hatte das Amulett in einer Hand und drückte sie an meine Brust. Reyn hielt meine andere Hand und wir saßen dicht beieinander und lehnten uns an einen Heuballen, ver;sunken in unsere eigenen Gedanken und Erinnerungen. Ich war Lilja af Ulfur: die Tähti-Tochter von Terävä-Eltern. Mein Erbe würde anders aussehen.

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