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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt
Autoren: Cate Tiernan
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küsste mich wieder und schob sein Knie zwischen meine Beine. Und dann wirbelte alles in mir durcheinander - Empfindungen, Emotionen und das Gefühl, ein Teil von ihm zu sein, mich nach ihm zu verzehren, nach ihm und seinen Berührungen zu gie;ren. Es war fast, als hätten unsere Küsse die Magie herbeigerufen - es war dasselbe intensive weiße Licht, das meine Brust erfüllte, diese Explosion beinahe schmerzhafter Glückseligkeit, das Gefühl von Macht und Neugier gleichermaßen.
    Diese Leidenschaft war wirklich starke Magie.
    Wieder ging Reyn mit seinem Oberkörper ein Stück nach oben. Er atmete schnell und flach, seine Lippen waren rot und die bernsteinfarbenen Augen wie Laser auf mein Gesicht gerichtet.
    »Woran denkst du?«, fragte ich. Ich fühlte mich erhitzt und mein Verlangen und meine Gefühle verliehen mir eine angenehme Schwere. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so empfinden würde. Hatte es auch nie gewollt. Aber Reyn hatte meine Vorsicht und mein Zögern einfach weggefegt.
    »Ich dachte gerade, dass das nicht einfach wird«, sagte er und das Misstrauen kroch zurück in seinen Blick. Er wartete darauf, dass ich ihn wegstieß und es mir anders überlegte, wie ich es bisher immer getan hatte. Ich legte eine Handfläche an seinen Kopf und prägte mir mit dieser Berührung seine Gesichtsform ein, den Verlauf seiner Wangenknochen, seine Bartstoppeln, die mich beim Küssen gekratzt hatten ... »Stimmt«, bestätigte ich. »Vor allem, wenn man bedenkt, wie unmöglich du bist.«
    Seine Augen flammten auf. »Ich? Du bist doch die, die nicht -«
    Ich unterbrach ihn. »Aber ich will es versuchen.«
    Verblüffung, ein kleiner Rest Vorsicht und vielleicht auch Erleichterung zeichneten sich auf der umwerfenden Wikingerlandschaft seines Gesichts ab.
    »Du willst?« Seine Stimme klang rau und sorgte für ein Flattern in meiner Brust.
    »Ich will.«
    Er lächelte langsam und wundervoll, wurde aber gleich wieder ernst. Er stemmte sich auf die Knie, griff nach seinem Mantel und holte ein zusammengeknülltes rotes Halstuch aus einer der Taschen.
    »Das wollte ich dir geben, bevor du verschwunden bist«, sagte er. »Ich habe es für dich aufgehoben. Aber es gehört dir.«
    Ich sah ihm in die Augen, fand darin aber keinen Hinweis.
    Er drückte mir das Stoffbündel in die Hand. Sofort, als ich es berührte, runzelte ich die Stirn. Nein ... bestimmt nicht. Das war unmöglich.
    Langsam wickelte ich das knittrige Tuch ab. Als ich sah, was darin war, klappte mein Mund auf, aber ich brachte kein Wort heraus. Mit einem zitternden Finger fuhr ich über die alten Muster, die ich seit der Nacht, als meine Familie vor vierhundertneunundvierzig Jahren starb, nicht mehr gesehen hatte. Es war das Muster auf der anderen Hälfte des Amuletts meiner Mutter.
    Ich schluckte, obwohl mein Hals wie zugeschnürt war. »Ich dachte immer ... es wäre zerstört worden.« Meine Stimme war nur ein Krächzen.
    »Nein. Alles drum herum wurde zerstört. Aber das Amulett und ich haben überlebt.«
    Ich streckte die andere Hand aus und knöpfte langsam die oberen Knöpfe von Reyns Flanellhemd auf. Dann schob ich die Finger hinein und berührte seine Haut. Auf der Brust, über dem Herzen, spürte ich die Narbe, die seine Hälfte des Amuletts widerspiegelte.
    »Es flog explosionsartig durch die Luft und hat mich getroffen und sich durch mein Hemd in meine Haut eingebrannt«, sagte Reyn. »Der Stoff war richtig mit meinem Fleisch verschmort - ich musste ihn mit dem Messer herausschneiden.« Ich verzog das Gesicht.
    »Um mich herum ist alles zu Asche verbrannt. Mein Vater.
    Meine beiden verbliebenen Brüder. Die Männer meines Vaters. Das größte Stück, das ich noch gefunden habe, war ein Stück vom Beinknochen meines Vaters. Aber als ich es aufhob, zerfiel es in meiner Hand zu Staub.«
    Sein Vater hatte versucht, Magie zu benutzen, die ihm nicht gehörte.
    Reyn betrachtete das halbe Amulett. »Es stand uns nicht zu, es zu nehmen oder zu benutzen. Aber ich habe danach gesucht, als alles vorbei war, und fand es am Rand des Torffeldes. Ich hob es auf - da wusste ich noch nicht, dass es zerbrochen war. Ich hatte es zuvor noch nicht gesehen. Aber ich habe es behalten. Habe es immer bei mir getragen.«
    »Warum?« An seiner Stelle hätte ich auf ein solches Erinnerungsstück gut verzichten können.
    Reyn lächelte etwas gezwungen. »Damit es mich daran erinnert ... nicht zu viel zu wollen.«
    Ich
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