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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt
Autoren: Cate Tiernan
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Welpenzähnchen sehen. Dann drehte er den Kopf und sah mich an.
    »Seine Augen sind offen«, stellte ich fest.
    »Es ist eine Sie«, verbesserte mich Reyn freundlich. »Ihr Name ist Dufa.«
    Ich starrte ihn an.
    »Taube«, erklärte er hilfreich.
    »Ja, ich spreche norwegisch«, entgegnete ich spitz. Ich betrachtete noch einmal den Welpen, diesen hässlichen weißen Mickerling, den Reyn adoptiert hatte und liebte und Taubegenannt hatte.
    »Hm«, sagte ich und staunte über die verrückten Wendungen, die mein Leben genommen hatte, vor allem in den letzten drei Monaten. »Sie ist schon ... etwas Besonderes.«
    Reyn lächelte seinen Welpen an. »Ja.« Er weitete sein strahlendes Lächeln auf mich aus, was mich fast in Ohnmacht fallen ließ. Dann stand er auf, um den Welpen zu Molly zurückzubringen, die bereits angefangen hatte, unruhig zu fiepen. Er kam zurück, bevor ich mich von meinem Schock über die Wirrungen des Lebens erholen konnte, und setzte sich dichter zu mir. Langsam streckte er die Hand aus und legte sie auf meine. Seine Berührung war warm und elektrisierend und ich versuchte, nicht zu hyperventilieren. »Wir können sie uns teilen, wenn du willst.«
    Das hatte mir noch gefehlt. Ich wollte keinen Hund; ich wollte nie wieder einen Hund, solange ich lebte. Dufa würde alt werden und sterben und uns mit einer weiteren Narbe auf dem Herzen zurücklassen.
    Das war ... so Furcht einflößend. Natürlich nicht so wie Incys Versuch, mir meine Kraft zu stehlen und mich umzubringen, aber dennoch Furcht einflößend.
    Ich spürte, wie sich meine Finger um die von Reyn schlossen. »Reyn?«, sagte ich.
    Er sah mich an.
    »Mit welchem Namen wurdest du geboren?« Etwas total Persönliches, das Unsterbliche normalerweise nicht ausplauderten. Ich wusste, dass er der Sohn von Erik, dem Blutrünstigen, war. Er wusste, dass ich die Tochter von Ulfur, dem Wolf, war. Aber wer war er gewesen, bevor er zum Untergang meiner Familie beigetragen hatte?
    »Eileif«, sagte er. »Eileif Eriksson.«
    Es war Altnorwegisch, was natürlich logisch war. Ich erkannte die sprachlichen Wurzeln seines Namens: »Ei« bedeutete »allein« und »leif« stand für »Erbe « oder »Vermächtnis«. Wie konnte man ein Kind nur mit so einem Namen belasten?
    »Eileif«, sagte ich und versuchte mir diesen finsteren Mann als lachendes Kind vorzustellen, mit sonnenblonden Haaren und einem frechen Gesicht.
    »Ja.« Er sah ein wenig belustigt aus, als wäre auch er in Gedanken bei seiner Kindheit. »Was war dein Geburtsname?« »Ich ... mein Name war Lilja.«
    »Lilja«, wiederholte er. »Lilie.«

    Ich nickte.
    »Küss mich, Lilja«, verlangte er sanft.
    »Küss du mich, Eileif«, flüsterte ich. Und dann lagen wir einander in den Armen und küssten uns mit einer Leidenschaft, als hätten sich zwei Liebende nach jahrhundertelanger Trennung endlich wiedergefunden. Für mich fühlte er sich so massiv an wie eine Klippe in Island. Bis jetzt hätte ich mich nicht als sehr gefühlsbetont und auf körperliche Nähe bedacht beschrieben - ich hatte es nicht so mit Kuscheln oder anderen Demonstrationen von Zuneigung. Schon seit Jahrhunderten nicht. Aber in diesem Moment wollte ich nichts mehr, als mich von Reyns Wärme umhüllen zu lassen. Ich drückte mich fester an ihn und er fiel rückwärts insHeu und zog mich mit sich. Er drehte sich, hielt mich mit einer Hand fest und dann lag er auf mir, wärmte mich, erregte mich, hieß mich zu Hause willkommen. Wir küssten uns wieder und wieder und konnten nicht genug bekommen, pressten uns so fest aneinander, wie es vollständig angezogen und an einem so öffentlichen Ort wie dem Stall ging. Meine Hände gruben sich in seine Haare, als er meine Lider, meine Stirn, meine Wangen, mein Kinn und meine Nase küsste. Ich musste lachen, weil es kitzelte, und öffnete die Augen. Er lächelteglücklich. Ich zog seinen Kopf wieder zu mir herunter und fand seinen Mund. Ich musste daran denken, wie sehrich mich während meiner Abwesenheit nach ihm gesehnt hatte.
    Es war eine Entscheidung, die ich hier traf. Ich ließ mich nicht einfach nur für den Augenblick zu etwas hinreißen, das Reyn oder irgendjemand anders wollte. Es war eine bewusste Entscheidung und sie war gut, wie ich fand.
    »Ich will es«, murmelte ich in seine Lippen. Er zog sich zurück, ganz außer Atem und mit einem Funkeln in den Augen.
    »Ich will dich.«
    »Ich will dich auch«, murmelte er zurück,
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