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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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Voraussicht gezogen hast. Sage nun: willst du, daß diese deine Tochter, Gudruda die Schöne, die Hure dieses langbeinigen freien Bauern werden soll?«
    »Das liegt nicht in meinem Sinn«, sagte Asmund und strich sich über den Bart.
    »Weißt du, daß an diesem selbigen Tag deine weiße Gudruda im Schnee auf Eriks Schoß saß, während er sie hätschelte, wie es seinem Herzen beliebte?«
    »Wahrscheinlich, um sich zu wärmen. Männer träumen in der Stunde ihres Todes nicht von der Liebe. Wer hat dies gesehen?«
    »Swanhild, die hinter ihnen stand und sich aus Scham verborgen hielt. Daher dachte sie auch, diese beiden müßten bald heiraten! Ah, jetzt bist du ein Narr, Asmund. Junges Blut macht sich nicht viel aus Kälte oder Tod. Bist du blind, oder siehst du nicht, daß diese beiden sich einander zuwenden wie Vögel in der Nistzeit?«
    »Sie könnten Schlimmeres tun«, sagte Asmund, »denn sie sind ein hübsches Paar, und mich dünkt, daß beide füreinander geschaffen wurden.«
    »Dann ist ja alles gut. Doch es ist schade, eine solch hübsche Maid wie einen verfaulten Köder ins Wasser geworfen zu sehen, nur um diese kleine Forelle von Bauer zu fangen. Du hast Feinde, Asmund; du bist zu wohlhabend, und es gibt viele, die dich wegen deiner Stellung und deines Reichtums hassen. Wäre es nicht klug, dieses dein Mädchen zu benutzen, um eine Wand um dich herum gegen den bösen Tag zu errichten?«
    »Ich bin es gewohnt, Haushälterin, eher meinem eigenen Arm als gekauften Freunden zu vertrauen. Doch sage mir, denn zumindest hast du den Vorausblick, wie soll dies geschehen? Obwohl ich heute abend hart zu ihm gesprochen habe, bin ich, wie die Dinge liegen, geneigt, Erik Hellauge Gudruda zur Frau nehmen zu lassen. Ich habe den Jungen schon immer gemocht, und er wird es weit bringen.«
    »Höre zu, Asmund! Sicher hast du von Ospakar Schwarzzahn gehört – dem Priester, der im Norden lebt?«
    »Ay, ich habe von ihm gehört, und ich kenne ihn; es gibt keinen Mann, der ihm an Häßlichkeit, Kraft, Reichtum oder Macht gleichkommt. Vor vielen Jahren segelten wir auf einem Wikingerzug zusammen, und er tat Dinge, bei denen sich mein Blut abwandte, und in jenen Tagen hatte ich nicht gerade das Herz eines Hühnchens.«
    »Mit der Zeit ändert sich der Charakter der Männer. Wenn ich mich nicht irre, wünscht sich dieser Ospakar mehr als alles andere, Gudruda zur Frau zu nehmen, denn nun, da er alles hat, bleibt ihm nur übrig, darum zu bitten – die schönste Frau auf Island zur Gemahlin. Bedenke, wer könnte sich, mit Ospakar zum Schwiegersohn, dir noch entgegenstellen?«
    »Ich bin mir dieser Sache nicht so sicher, Groa, noch traue ich dir besonders. Wahr scheint mir zu sein, daß du irgendein Interesse am Ausgang dieser Sache hast. Dieser Ospakar ist böse und häßlich. Es wäre eine Schande, ihm Gudruda zu geben, wenn sie sich einen anderen ausgesucht hat. Weißt du, daß ich geschworen habe, sie zu lieben und zu behüten, und wie deckt sich dies mit meinem Eid? Wenn Erik auch nicht reich ist, so ist er doch von guter Abstammung und Herkunft und darüber hinaus ein Prachtkerl von Mann. Wenn er sie nimmt, wird Gutes dabei herauskommen.«
    »Es paßt zu dir, Asmund, stets denen zu mißtrauen, die ihre Tage damit verbringen, Pläne für dein Wohlergehen zu schmieden. Tue, was du willst: soll Erik doch deinen Schatz nehmen – für den Grafen ihren Rang geben würden –, damit du es später bereuen wirst. Aber ich sage dies: Wenn du ihn sich hier mit dieser Taube herumtreiben läßt, wird dir die Angelegenheit bald entgleiten, denn diese beiden begehren einander, und junges Blut ist heiß und kann schlecht warten, und es fällt nicht immer Schnee. So verlobe sie miteinander oder schicke ihn fort. Und nun habe ich gesprochen.«
    »Deine Zunge ist zu schnell. Der Mann hat sich noch nicht beweisen können, und ich werde ihm eine Gelegenheit geben. Morgen werde ich ihn von meiner Tür weisen; dann werden die Dinge geschehen, wie das Schicksal sie bestimmt hat. Und nun Friede, denn ich bin deines Geschwätzes überdrüssig, und darüber hinaus ist es falsch; denn es mangelt dir an einem – ein wenig Ehrlichkeit, um all deine Kunst zum Reifen zu bringen. Ich frage mich, welche Belohnung Ospakar dir bezahlt hat. Du zumindest hättest den Goldring heute abend niemals abgelehnt, denn du würdest viel für Gold tun.«
    »Und mehr für die Liebe, und am meisten für den Haß«, sagte Groa und lachte laut; und in dieser Nacht
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