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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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das du hörst, Mädchen«, sagte Asmund und riß sich aus seinen Gedanken, »dann werden deine Vermutungen gut sein. Erik, komm her und sage uns, wie du Gudruda im Schnee gefunden hast.«
    »Ich sitze nicht so schlecht, daß ich nicht bleiben könnte«, flüsterte Erik leise; aber Gudruda sagte: »Geh.«
    So erhob er sich und erzählte seine Geschichte; aber nicht alles, denn er hatte vor, Asmund am Morgen um Gudrudas Hand zu bitten, obwohl ihm sein Herz kein Glück bei dieser Sache prophezeite und er daher nichts überstürzen wollte.
    »Damit hast du mir und den meinen einen guten Dienst erwiesen«, sagte Asmund kalt und musterte Eriks Gesicht mit seinen blauen Augen. »Es wäre schade, wenn meine schöne Tochter im Schnee umgekommen wäre, denn wisse dies: Ich habe vor, den Preis für ihre Ehe hoch anzusetzen, ihrer Ehre und der Ehre meines Hauses wegen, und so wäre irgendeinem reichen und edlen Mann eine große Freude verlorengegangen. Aber nehme du nun dieses Geschenk im Andenken deiner Tat, und Gudrudas Gatte wird dir an dem Tag, da er sie zu seiner Frau macht, noch einen geben.« Und mit diesen Worten zog er einen goldenen Ring von seinem Arm.
    Als Erik dies hörte, erzitterten seine Knie, und ihm wurde wie vor Furcht schwach ums Herz. Aber er antwortete klar und deutlich:
    »Dein Geschenk wäre ohne deine Worte besser gewesen, Ringgeber; aber ich bitte dich, ihn zurückzunehmen, denn ich habe nichts getan, um es mir zu verdienen, obwohl vielleicht die Zeit kommen wird, da ich dich um ein größeres bitten werde.«
    »Man hat meine Geschenke noch nie zurückgewiesen«, sagte Asmund, der nun wütend wurde.
    »Dieser wohlhabende Bauer glaubt, das Gold habe nur einen geringen Wert. Es ist närrisch, Fische ins Meer zu werfen, mein Vater«, schnaubte Björn.
    »Nein, Björn, das nicht«, gab Erik zurück; »aber wie du sagtest, ich bin nur ein Bauer, und seit mein Vater, Thorgrimur Eisenzehe, starb, gingen die Dinge nicht allzu gut am Fluß Ran. Aber wenigstens bin ich ein freier Mann, und ich werde keine Geschenke nehmen, die ich nicht erwidern kann. Daher werde ich den Ring nicht nehmen.«
    »Wie du willst«, sagte Asmund. »Stolz ist ein gutes Pferd, wenn du klug reitest«, und er schob den Ring über seinen Arm zurück.
    Dann legten sich die Leute zur Ruhe; aber Swanhild suchte ihre Mutter auf und berichtete alles, was ihr zugestoßen war, und Groa lauschte interessiert.
    »Nun werde ich einen Plan machen«, sagte sie, »denn diese Dinge kommen uns gelegen, und Asmund ist jetzt in der richtigen Stimmung. Erik wird nicht mehr nach Middalhof kommen, bis Gudruda von dannen gegangen ist, fortgeführt von Ospakar Schwarzzahn.«
    »Und wie soll ich Eriks Gesicht sehen, wenn er nicht mehr hierher kommt? Denn, Mutter, ich sehne mich nach diesem Anblick.«
    »Das ist deine Sache, du liebeskranke Närrin. Wisse dies: wenn Erik weiterhin kommt und mit Gudruda spricht, wird dies das Ende deiner Hoffnungen sein; denn so schön du auch bist, sie ist zu schön für dich. Und so stark du auch bist, auf gewisse Weise ist sie zu stark. Du hast gehört, daß diese beiden sich lieben, und eine solche Liebe spottet über den Willen der Väter. Erik wird bekommen, was er will, oder unter den Schwertern von Asmund und Björn sterben, wenn diese Männer gegen seine Kraft bestehen können. Nein, der Wolf muß vom Lamm ferngehalten werden, bis er hungrig wird. Dann soll er die Schafherde suchen und dich erblicken, denn wenn das Beste verschwunden ist, wird er das Gute verlangen.«
    »So sei es, Mutter. Als ich auf dem Kaltrücken hinter Gudruda zusammengekauert im Schnee hockte, hatte ich mich halbwegs dazu entschlossen, ihr Liebesgeflüster mit diesem Messer zu beenden, damit ich endlich frei von ihr gewesen wäre.«
    »Ja, und schnell in dein Verderben geeilt wärest, du Wildkatze. Die Götter helfen diesem Erik, wenn du ihn versuchst. Nein, warte auf deine Zeit, und wenn du zuschlagen mußt, schlage im geheimen und unbeobachtet zu. Vergiß auch nicht, daß Klugheit mächtiger ist als Kraft, daß Lügen tiefer stechen als Schwerter, und daß Zauberei gewinnt, wo Ehrlichkeit scheitern muß. Nun werde ich zu Asmund gehen, und er wird ein zorniger Mann sein, bevor der Morgen kommt.«
    Dann ging Groa zu der Bettstelle, wo Asmund der Priester schlief. Er saß auf dem Bett und fragte sie, weshalb sie käme.
    »Aus Liebe zu dir, Asmund, und zu deinem Haus, obwohl du mich schlecht behandelst, der du so großen Gewinn aus mir und meiner
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