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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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sterben, wie ich es dir versprochen habe, dir und Gudruda der Schönen!«
    »Um so schneller werde ich Gudruda finden und dein böses Gesicht aus den Augen verlieren, Swanhild die Hure! Swanhild die Mörderin! Swanhild die Hexe! Denn wisse, du wirst deinem Schicksal nicht entgehen! Es wird auch dich ereilen! Und du wirst für ewig verflucht und heimgesucht sein. Lebe wohl, Swanhild; wir werden uns nicht mehr wiedersehen, und es wird die Stunde kommen, da du wünschest, du wärst niemals geboren worden!«
    Nun wandte sich Swanhild um und rief den Leuten zu: »Kommt, erschlagt diese geächteten Schurken und macht ein Ende! Kommt, tötet sie, denn der Abend naht.«
    Da griffen Gizurs Männer wieder an. Erik schlug dreimal zu, und dreimal fand der Schlag sein Ziel; doch dann konnte er nicht mehr zuschlagen, da der Kampf und die Wunden seine Kraft verbraucht hatten, und er sank zu Boden. Eine Weile stand Skallagrim vor ihm wie eine Bärin vor ihren Jungen und hielt die Horde zurück. Dann warf Gizur, der alles beobachtet hatte, einen Speer auf Erik. Er drang durch eine Spalte in dessen Harnisch tief in seine Seite.
    »Mit mir geht’s zu Ende, Skallagrim Lammschweif«, rief Erik laut, und alle Männer wichen zurück, um den riesigen Hellauge sterben zu sehen. Dann fiel sein Kopf gegen die Felsen, und seine Augen schlossen sich.
    Da wirbelte Skallagrim herum, zog den Speer aus der Wunde und küßte Erik auf die Stirn.
    »Leb wohl, Erik Hellauge!« sagte er. »Island wird nie wieder einen solchen Mann sehen, und nur wenige sind einen solch großen Tod gestorben. Warte noch einen Moment, Herr; warte noch einen Moment, ich komme – ich komme!«
    Dann rief er »Erik! Erik!«, und die Berserkerwut überkam ihn wieder, und zum letzten Mal stürmte Skallagrim brüllend auf den Feind ein. Und wieder fielen die Männer vor ihm zu Boden. Hierher und dorther stürmte er, verteilte mächtige Hiebe, und dabei stachen und schnitten und stießen sie ihn in Seite und Rücken, denn sie wagten es nicht, sich ihm zu stellen, bis er aus hundert Wunden blutete. Nachdem er drei weitere Männer getötet und zwei verwundet hatte, war auch Skallagrim erschöpft. Er stand einen Moment schwankend da, ließ dann die Axt fallen, warf die Arme hoch in die Luft und fiel mit dem lauten Schrei »Erik!« wie ein Stein zu Boden – tot auf den Toten.
    Aber Erik war noch nicht tot. Er öffnete die Augen, sah, daß Skallagrim starb, und lächelte.
    »Ein gutes Ende, Lammschweif«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Seht!« schrie Gizur, »der gesetzlose Hund lebt noch immer! Nun werde ich tun, was getan werden muß, und ihm ein Ende bereiten, so daß Ospakars Schwert wieder an Ospakars Sohn fällt.«
    »Jetzt, wo der Bär im Sterben liegt, bist du wundersam tapfer!« sagte Swanhild.
    Nun hatte es den Anschein, daß Erik die Worte hörte, denn plötzlich kehrte die Kraft in ihn zurück, und er kämpfte sich auf die Knie und dann auf die Beine. Als die Männer vor ihm zurückwichen, wirbelte er Weißfeuer mit aller Kraft durch die Luft, bis die Klinge wie ein Feuerrad leuchtete. »Du hast deine Schuldigkeit getan und bist jetzt rein von Gudrudas Blut!« rief er. »Kehre nun zu denen zurück, die dich geschmiedet haben!« Und er warf Weißfeuer in den Abgrund.
    Die mächtige Klinge flog durch die Luft, zuckte wie ein Blitz durch die Strahlen der untergehenden Sonne, und siehe da, unter den Augen der Männer verschwand sie mitten in der Luft!
    Seit diesem Tag hat es kein Schwert wie Weißfeuer mehr auf Island gegeben.
    »Nun töte mich, Gizur«, sagte der sterbende Erik.
    Wenig begierig kam Gizur näher, und Erik rief laut:
    »Schwertlos habe ich deinen Vater getötet! Schwertlos, schildlos und zu Tode verletzt, werde ich auch dich töten, Gizur der Mörder!« Und mit einem lauten Schrei sprang er auf ihn zu.
    Gizur versetzte ihm einen Schlag mit dem Schwert, doch Erik hielt nicht inne, und während die Männer atemlos zusahen, packte Hellauge ihn mit seinen mächtigen Armen – ay, hob ihn hoch und lief mit ihm weiter.
    Erik lief zum Rande des Abgrundes. Gizur erkannte, was er vorhatte, und er kämpfte und schrie heftig. Doch die Kraft des sterbenden Eriks war der Gizurs überlegen. Nun hatte Hellauge den schwindelerregenden Abgrund erreicht, und das Licht der untergehenden Sonne erhellte seinen Kopf. Und dann warf er sich, Gizur mit sich nehmend, in den Abgrund, und siehe da, die Sonne versank!
    Die Männer standen staunend da, doch Swanhild rief laut:
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