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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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Stimme gehört.«
    »Nein«, gab Gudruda zurück, »es hat nur ein Nachtfalke geschrien.«
    Nun lag Swanhild still in der Verwehung, aber sie sagte leise zu sich: »Ay, ein Nachtfalke, der deine dunklen Augen ausreißen wird, meine Feindin!«
    Die beiden gingen weiter, und schließlich kamen sie zu dem überhöhten Weg, der am Tempel vorbei zu Asmunds Halle führte.
    Hier verließ Swanhild sie und gelangte, indem sie über die Torfwand zur Wiese hochstieg, um die Außengebäude herum zum westlichen Ende des Hauses, das sie dann, von niemandem bemerkt, durch die Männertür betrat. Denn alle Leute hatten sich, als sie ein Pferd kommen und eine Frau darauf sitzen sahen, vor der Halle versammelt. Doch Swanhild lief zu dem Bett, in dem sie schlief, und legte, nachdem sie den Vorhang geschlossen hatte, ihre Kleider ab, schüttelte den Schnee aus dem Haar und zog einen Unterrock aus Leinen über. Dann ruhte sie eine Weile, da sie müde war, und ging schließlich in die Küche, um sich am Feuer zu wärmen.
    Mittlerweile waren Erik und Gudruda zum Haus gekommen, und dort begrüßte Asmund sie herzlich, da er sich tief im Herzen Sorgen um seine Tochter gemacht hatte und sehr froh war, sie lebendig zu sehen; wegen der Dunkelheit und des Schnees hatten die Männer gerade erst nach ihr zu suchen angefangen.
    Nun erzählte Gudruda ihre Geschichte, aber nicht alles, und Asmund bat Erik ins Haus. Dann fragte jemand nach Swanhild, und Erik sagte, er habe nichts von ihr gesehen. Asmund war traurig deswegen, denn er liebte Swanhild. Aber als er allen Männern auftrug, aufzubrechen und sie zu suchen, kam eine alte Frau und sagte, daß Swanhild in der Küche sei, und während das Gesindeweib noch sprach, kam sie in die Halle, in Weiß gekleidet, sehr bleich und mit leuchtenden Augen und schön anzusehen.
    »Wo bist du gewesen, Swanhild?« sagte Asmund. »Ich dachte schon, du wärest mit Gudruda im Schnee umgekommen, und wollte alle Männer auf die Suche schicken, während die Hexenlichter noch brennen.«
    »Nein, Pflegevater, ich bin im Tempel gewesen«, log sie zur Antwort. »So ist Gudruda nur knapp dem Schnee entkommen, dank diesem Hellauge dort! Ich freue mich sehr darüber, denn wir würden unsere liebe Schwester sehr vermissen.« Und sie trat zu ihr und küßte sie. Doch Gudruda sah, daß ihre Augen wie Feuer brannten, und sie fühlte, daß ihre Lippen kalt wie Eis waren, und schreckte verwundert zurück.

 

    III
    WIE ASMUND ERIK ZU SEINEM JULFEST BAT
    Nun war es Essenszeit, und die Männer saßen beim Fleisch, während die Frauen sie bedienten. Aber während Gudruda hin und her eilte, sah sie unentwegt Erik an, und Swanhild beobachtete die beiden. Als sie mit dem Essen fertig waren, setzten die Leute sich um den Herd, und nachdem Gudruda abgeräumt hatte, kam sie zu Erik und setzte sich neben ihn, so daß sie mit ihrem Arm den seinen berühren konnte. Sie sprachen kein Wort, aber sie saßen beieinander und waren glücklich. Swanhild bemerkte es und biß sich auf die Lippe. Nun saß sie neben Asmund und dessen Sohn Björn.
    »Sieh, Pflegevater«, sagte sie, »dort sitzt ein hübsches Paar!«
    »Das kann man nicht bestreiten«, gab Asmund zurück. »Man muß viele Tage reiten, um einen anderen Mann wie Erik Hellauge zu finden, und zwischen Middalhof und der Stadt London blüht keine so schöne Maid wie Gudruda, abgesehen von dir, Swanhild. Nun, ihre Mutter hat gesagt, daß es so sein soll, und zweifelsohne hatte sie bei ihrem Tod das Zweite Gesicht.«
    »Nein, nenne mich nicht mit Gudruda in einem Atemzug, Pflegevater; neben diesem weißen Schwan bin ich nur eine graue Gans. Aber diese beiden werden sicher heiraten, und das wird eine gute Partie für Erik sein.«
    »Laß deine Zunge nicht so schnell vorauseilen«, sagte Asmund scharf. »Wer hat dir gesagt, daß Erik Gudruda haben soll?«
    »Niemand hat es mir verraten. Aber ehrlich gesagt, ich bin mir dessen sicher. Schließlich habe ich Augen und Ohren«, erwiderte Swanhild. »Sieh sie dir doch an; sicher tragen nur Verliebte solche Gesichter.«
    Nun hatte Gudruda durch Zufall das Kinn auf ihrer Hand abgestützt und sah unter dem Schatten ihres Haars Erik in die Augen.
    »Mich dünkt, meine Schwester erstrebt höheres, als einen einfachen Bauern zu heiraten, wenn er auch so groß wie zwei andere Männer ist«, sagte Björn mit einem Schnauben. Nun war Björn eifersüchtig auf Eriks Kraft und Aussehen und mochte ihn nicht gut leiden.
    »Vertraue nichts, das du siehst, und wenig,
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