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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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»Eine edle Tat, Erik! Eine edle Tat! So wollte ich dich, der du von allen Männern der beste warst, auch sterben sehen!«
    Dies also war das Ende Eriks des Unglücklichen, der von allen Kriegern, die auf Island gelebt haben, der stärkste und beste war und von den Frauen und jenen Männern, die zu ihm hielten, sehr geliebt wurde.
    Nun ließ Swanhild am Morgen in der Schlucht nach Eriks Leiche suchen, und die Männer fanden sie auch, im Wasser treibend und Gizur noch umklammert haltend. Man wusch sie, kleidete sie in eine neue Rüstung, band ihr die Höllenschuhe um und brachte sie zum Meeresufer, und mit ihr die Leichen von Skallagrim Lammschweif dem Berserker, Eriks Knecht, und all den Männern, die sie im letzten großen Kampf auf dem Moosberg, der jetzt Eriksberg heißt, getötet hatten.
    Dann ließ Swanhild ihren langen Kriegsdrachen, auf dem sie von den Orkney-Inseln gekommen war, aus dem Schutz der Westman-Inseln herbeiholen und die Toten auf dem Schiffsdeck in Form eines Bettes aufstapeln und festbinden. Und auf dieses Bett legte sie die Leiche Erik Hellauges, und die Brust Skallagrims des Berserkers war sein Kissen und die Brust Gizurs, Ospakars Sohn, sein Fußkissen.
    Dann ließ sie die Segel setzen und ging allein an Bord des Schiffes, deren Reling mit den Schilden der Toten behangen war.
    Und als die Abendbrise zu einem Sturm auffrischte, der vom Land aus blies, durchschnitt sie mit eigener Hand das Ankerseil, und das Schiff machte einen Satz, als sei es lebendig, und eilte im roten Licht des Sonnenaufgangs aufs offene Meer hinaus.
    Nun frischte die Brise zusehends auf, und die Leute, die auf den Westman-Höhen standen, sahen das Langschiff wie einen Pfeil das Meer durchpflügen; der Bug durchteilte die Wellen und tauchte die lebende Swanhild, den toten Erik und alle, auf denen er lag, in einen sprühenden Gischtregen.
    Und neben Erik Hellauges Kopf, das Haar zerzaust vom Wind, stand Swanhild die Hexe, gekleidet in ihren purpurnen Mantel und mit Goldreifen um Hals und Arme. Sie stand neben Eriks Kopf, schwankte mit dem Schlingern des Schiffes und sang ein so süßes und wildes Lied, so daß den Männern, die es hörten, ganz schwach wurde.
    Und während die Leute atemlos zusahen, senkten sich zwei weiße Schwäne aus den Wolken und eilten mit weitausholenden Schwingenschlägen Seite an Seite über dem Schiffsmast dahin.
    Das Schiff eilte durch die Lichterpracht des Sonnenaufgangs in die weichende Nacht. Immer weiter entfernte es sich vom Ufer, doch noch immer sang Swanhild, und noch immer flogen die Schwäne über ihm dahin.
    Der Sturm wurde noch heftiger. Über das tobende Meer senkte sich Dunkelheit.
    Nun war das Schiff nicht mehr zu sehen, und auch Swanhilds Todesgesang, mit dem das Schicksal sie ereilte, wurde nie wieder gehört.
    Denn die Schwäne und das Schiff, und Swanhild, der tote Erik und seine toten Widersacher wurden vom Wind und von der Nacht verschlungen.
    Doch weit draußen auf dem Meer erhob sich eine gewaltige Flammensäule gen Himmel.
    ENDE
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