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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger
Autoren: Henry Rider Haggard
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Gudruda nach, und ein großes Feuer brannte in ihrem Herzen und strahlte aus ihren Augen. »Wenn Erik stirbt«, sagte sie, »dann liegt auf dir sein Blut, Swanhild – auf dir und deiner finsteren Mutter, denn ihr habt Pläne geschmiedet, dieses Unheil über uns zu bringen. Was habe ich dir getan, daß du mir das Böse wünschst?«
    Swanhild wurde weiß und blickte erzürnt drein, denn die Leidenschaft überkam sie. Sie schaute Gudruda ins Gesicht und gab zurück: »Was du mir getan hast? Gewiß werde ich es dir sagen. Deine Schönheit hat mich Eriks Liebe beraubt.«
    »Es wäre besser, dich Eriks Liebe zu rühmen, wenn er sie dir gestanden hat, Swanhild.«
    »Du hast sie mir gestohlen, und dafür hasse ich dich, und dafür werde ich dich an Ospakar ausliefern, den du verabscheust – ja, und dann werde ich Hellauge für mich gewinnen. Bin ich nicht auch schön, und kann ich nicht auch lieben, und soll ich zusehen, wie du mir meinen Liebsten wegschnappst? Bei den Göttern, niemals! Bevor es so kommt, werde ich dich tot sehen, und Erik mit dir! Aber zuerst will ich dich entehrt sehen!«
    »Deine Worte geziemen sich nicht für die Lippen einer Jungfrau, Swanhild! Aber sei dir in einem sicher: Ich fürchte dich nicht, und ich werde dich niemals fürchten. Und eins weiß ich ganz sicher: Ob du nun obsiegst oder ich, am Ende wirst du die größere Schande ernten, und in zukünftigen Zeiten werden die Menschen von dir voller Haß sprechen und dich übel beschimpfen. Darüber hinaus wird dich Erik niemals lieben; von Jahr zu Jahr wird sein Haß auf dich größer werden, obwohl es gut sein mag, daß du ihm den Tod bringen wirst. Und nun danke ich dir, daß du mir all deine Gedanken verraten und mir gezeigt hast, was du wirklich bist!« Und Gudruda drehte sich verächtlich um und schritt davon.
    Nun ging Asmund der Priester auf den Hof hinaus, um Ospakar Schwarzzahn herzlich zu begrüßen, obwohl er dessen Erscheinung nicht mochte. Und er nahm ihn bei der Hand und führte ihn in die Halle, die prächtig mit Wandbehängen geschmückt war, und ließ ihn an seiner Seite neben dem Thron Platz nehmen. Und Ospakars Knechte brachten gute Geschenke für Asmund, der dem Geber angemessen dankte.
    Nun war Essenszeit, und Gudruda kam herein, und ihr folgte Swanhild. Ospakar musterte Gudruda genau, und der starke Wunsch überkam ihn, sie zu seiner Frau zu machen. Doch sie schritt kühl an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes.
    »Ist dies also deine Tochter, von der ich so viel gehört habe, Asmund? Ich will dir sagen: eine schönere Frau wurde nie geboren.«
    Dann aßen die Männer, und Ospakar trank viel Ale, aber die ganze Zeit über starrte er Gudruda an und lauschte ihrer Stimme. Aber immer noch sagte er nicht, weshalb er gekommen war, obwohl alle von seiner Absicht wußten. Und seine beiden Söhne, Gizur und Mord, hefteten die Blicke auch auf Gudruda, denn sie hielten sie für überaus schön. Aber Gizur hielt auch Swanhild für schön.
    Und so verlief der Abend, bis die Zeit zum Schlafen kam.
    Am selben Tag brach Erik von seinem Hof am Fluß Ran auf und nahm die Straße zum Gipfel des Kaltrückens, bis er zum Steinberg kam. Nun erstreckten sich zwischen dem Kaltrücken und dem Steinberg steile Klippen gen Süden, die immer höher werden, bis man zu jenem Punkt kommt, wo der Goldene Fluß über sie fällt, unten seine Wasser teilt und nach Osten und Westen weiterfließt. Der östliche Arm trägt den Namen Ran und der westliche heißt Laxä – denn diese beiden Flüsse umschließen die reiche Ebene von Middalhof, bis sie schließlich zum Meer gelangen. Aber inmitten des Goldenen Flusses, am Rand der Klippe, ragt eine Felsmasse mit dem Namen Schafsattel hervor, die die Fluten des Wasserfalls teilt, und darüber schäumt die Gischt und schiebt sich im Winter das Eis, aber den Fluß bedeckt sie nicht. Der große Fall ist dreißig Klafter tief und wie ein Hufeisen geformt, dessen Spitzen zum Middalhof deuten. Wenn man den Schafsattel-Felsen, der den Fluß in der Mitte teilte, besteigen könnte, könnte ein kräftiger und kühner Mann etwa fünfzehn Klafter von dieser Höhe hinabklettern, ohne sich dabei auch nur die Füße naß zu machen.
    Nun trafen sich hier am Fuß des Schafsattel-Felsens die Doppelbögen aus Wasser und stürzten in einem Strom in den darunterliegenden grundlosen See. Aber etwa drei Klafter unter diesem Punkt, wo sich die Wasser trafen, genau dort, wo die Biegung am tiefsten war, durchschnitt eine einzelne
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